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Olympiatraum ausgeträumt

8. Mai 2003

– Die Sommerspiele wären für Ungarn zu teuer

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Budapest, 8.5.2003, PESTER LLOYD, deutsch

Die Veranstaltung der Olympischen Sommerspiele 2012 in Ungarn würde 4.600 Mrd. Ft. (ca. 16,5 Milliarden Euro – MD) verschlingen – eine Summe, die nach Auskunft der Regierung nicht zur Verfügung steht. Die Idee, die Spiele für Ungarn zu gewinnen, stammt noch aus der Zeit vor den Wahlen 2002 und wurde von der Orbán-Regierung formuliert, die für diesen Plan damals hunderttausende Unterschriften sammelte.

Eine von der früheren Regierung in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie von PriceWaterhause Coopers zeigte allerdings, dass im Land praktisch keine einzige Sportstätte für die olympischen Zwecke tauglich ist. 850 Mrd. Ft. (ca. 3,47 Milliarden Euro – MD) wären für die Errichtung der Veranstaltungsstätten und die Abwicklung der Spiele nötig gewesen, darüber hinaus 3.750 Mrd. Ft. (ca. 15,27 Millionen Euro – MD) für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. In den nächsten zehn Jahren soll ein Großteil der letzteren Projekte aber in jedem Fall realisiert werden, doch hätten 800 Mrd. (3,27 Milliarden Euro – MD) aus den Investitionen nach 2012 vorgezogen werden müssen.

Nach jüngsten Berechnungen würden Investitionen in dieser Höhe das Staatsbudget für acht Jahre derart belasten, dass praktisch alle verfügbaren Summen für diesen Zweck auszugeben wären. Diese Gelder aber vom Schul- oder Gesundheitswesen, von der Kultur oder der Landwirtschaft abzuzweigen, sei unmöglich, befand die Regierung.

Der oppositionelle Fidesz (Bund Junger Demokraten – MD) kritisierte die Entscheidung. Ungarn könnte sehr wohl die Veranstaltung der Spiele übernehmen, doch die Regierung sei unfähig, dies zu erreichen. Das ebenfalls oppositionelle MDF (Ungarisches Demokratisches Forum – MD) meinte, der Beschluss der Regierung sei mit dem von 1984 zu vergleichen, als die damalige kommunistische Regierung auf Druck Moskaus die Teilnahme Ungarns an den Olympischen Spielen in Los Angeles abgesagt hatte.

Pál Schmitt, Mitglieds des IOK und Vorsitzender des Ungarischen Olympischen Komitees, gab nun zu, dass der Plan nicht zu realisieren sei, sondern eine spätere Veranstaltung der Spiele in Ungarn anvisiert werden müsse. Schmitt, der voraussichtlich Mitte des Monats zum Vizevorsitzenden des Fidesz gewählt werden wird, unterstützte den Plan in der Vergangenheit selbst.

Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, dass Schmitt im Jahr 1984 als Vizevorsitzender der Staatlichen Sportbehörde fungierte und in dieser Position den Boykott der Olympischen Spiele in Los Angeles ebenfalls unterstützte. (fp)