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Harting scheitert in der Quali

12. August 2016

Eigentlich ist es zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre: Für den deutschen Medaillenkandidaten Robert Harting sind die Spiele schon nach dem Vorkampf im Diskuswerfen vorbei. Der Grund könnte blöder nicht sein.

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Brasilien Olympische Spiele in Rio - Diskuswerfer Robert Harting
Bild: picture-alliance/dpa/M. Kappeler

Er, der Mann, der gerne mal laut und deutlich den Mund aufmacht, sagte zunächst gar nichts. Robert Harting blickte völlig konsterniert. Der Diskus-Star brüllte nicht, er schmiss seine Schuhe nicht durch die Luft. Robert Harting war einfach nur geschockt. Sein Traum vom Olympia-Gold war wegen eines schnöden Hexenschusses geplatzt, der Deutsche scheiterte sang- und klanglos schon in der Qualifikation - die erste riesige Enttäuschung für das deutsche Leichtathletik-Team am ersten Wettkampftag der Leichtathleten bei den Spielen in Rio de Janeiro.

"Ich habe mir gestern beim Lichtausmachen einen Hexenschuss zugezogen", berichtete der Olympiasieger von 2012 gefasst, aber immer noch ein wenig fassungslos dem Fernsehsender ARD. Er habe Spritzen bekommen, aber bei so einem Malheur "kannst du als Rotationssportler nicht viel machen, ich habe keine Erklärung dafür, tut mir leid".

Zwei ungültige Würfe

Robert Harting war mit großen Hoffnungen nach Brasilien gereist, doch dann lief bei dem 31-Jährigen gar nichts zusammen. Der erste Versuch war ungültig, der zweite Versuch war ungültig und der Druck vor dem allerletzten Wurf dann riesig. Robert Harting hielt ihm nicht stand, sein Diskus flatterte in der Luft und landete nur bei für ihn indiskutablen 62,21 m. Rang 15, viel zu wenig für das Finale der zwölf Besten am Samstag (10.50 Uhr OZ/15.50 Uhr MESZ).

Damit verabschiedete sich Robert Harting auch ohne ein letztes Hurra von der olympischen Bühne. Der Ex-Weltmeister will spätestens nach der Europameisterschaft 2018 in Berlin seine große Karriere beenden. Nach seinem Kreuzbandriss im Herbst 2014 hatte er sich zuletzt zurückgekämpft und eigentlich wieder um Gold kämpfen wollen. "Es nervt einfach, man hat irgendwann keine Kraft mehr, sich zurückzukämpfen", sagte Harting nun.

"Ich wollte mit einem schönen Moment aufhören bei Olympia"

Robert Harting war sichtlich ratlos, als er geschlagen aus dem Stadion schlich. Er hatte sich so viel vorgenommen für seine Rückkehr in einen ganz großen Wettkampf. Optimistisch war es nach Brasilien gereist, hatte zuvor in einem Trainingslager in Portugal noch einmal am Feinschliff für den nächsten Coup gearbeitet. Doch der Traum vom Gold verwandelte sich am Zuckerhut dann in ein regelrechtes Drama.

Wie es weitergeht? "Ich muss mir schon eine Idee holen, wie es jetzt weitergeht, ist ja auch ein ermüdender Prozess, immer das Gleiche zu trainieren, ich wollte eigentlich mit einem schönen Moment aufhören bei Olympia", sagte Robert Harting. Bei Olympia wird es nun nichts mehr mit dem schönen Moment, der muss nun 2018 folgen. Bei der EM in Berlin. Danach soll endgültig Schluss sein.

Brasilien Olympische Spiele in Rio - Diskuswerfer Robert Harting
Harting: Werfen nur mit Schmerzen möglichBild: picture-alliance/dpa/D. Azubel

Bruder Christoph souverän

Schon beim Einwerfen hatte Harting gehadert, nichts klappte. Nachdenklich war er über die blaue Bahn getigert, immer wieder auf und ab gegangen, hatte die Technik imitiert und Rat bei seinem Trainer Torsten Lönnfors gesucht. Doch am Ende half es alles nichts. Der Harting ist raus. Sein Bruder Christoph dagegen kam problemlos mit der drittbesten Weite (65,41 Meter) ins Finale. Als Elfter und rutschte auch Daniel Jasinski (62,83) noch in den Endkampf.

Dabei hatte sich Harting nach eigener Aussage lange nicht mehr so gut gefühlt, er wollte trotz aller gesundheitlichen Schwierigkeiten in den vergangenen Monaten mit weiteren Knieproblemen und einer Muskelverletzung in der Brust "noch mal richtig einen raushauen". Doch es gelang ihm nicht. Ein Hexenschuss.

sw/ck (dpa, sid)