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Olli Schulz und sein neues Album

30. März 2009

Mit einer launigen Hommage an die Sesamstrasse belegte Olli Schulz einen respektablen fünften Platz bei Stefan Raab’s Bundesvision Song Contest. Mit der CD "Es brennt so schön" greift er nun nach Höherem.

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Albumcolver Olli Schulz
Bild: Sony BMG

Olli Schulz ist zur Zeit ein gefragter Mann. Bis wenige Sekunden vor dem Interview telefoniert der Sänger noch mit Journalisten, checkt die Termine mit seiner Plattenfirma und spricht mit befreundeten Musikern. "Haben wir noch Zeit für eine Zigarette", fragt er entspannt. "Ich laber gerne", so Olli Schulz. Deshalb mache ihm der Promotionstress auch nichts aus.

Man merkt dem Neu-Berliner die Freude über das gesteigerte Interesse an seiner Musik an. Nach seinem Auftritt bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest hat sich das Medieninteresse vervielfacht. Selbst die Bildzeitung und die Feuilleton-Redaktionen der Republik berichten über ihn. Nicht schlecht für einen Mann, der jahrelang sein Geld als Plattenverkäufer in einem Heavy-Metal-Laden verdient hat und die Bühnen für Musiker wie Faith No More oder Lou Reed aufgebaut hat. Seine Erfahrungen aus dieser Zeit hat Olli Schulz Ende letzten Jahres auf einer Lesereise live vor Publikum präsentiert. Dort hat er seine Entertainerqualitäten bewiesen.

Endlich mal rocken

Olli Schulz (Quelle: dpa)
Der Hamburger Olli Schulz beim "Bundesvision Song Contest 2009"Bild: picture-alliance/ ZB

Locker, flockig klingen auch die meisten Songs seiner dritten CD. Die Zeiten, wo Schulz vorwiegend mit seiner Akustikgitarre sich selbst begleitet hat, sind vorbei: "Ich wollte jetzt mal rocken", so Schulz. "Ich fühle mich einfach zu jung und zu wild für entspannte Singer-Songwriter-Platten." Unterstützt wird er dabei von seinen Musikerkollegen und Freunden Gisbert zu Knyphausen, Lee Buddah und Bernd Begemann. Und auch Ärzte-Schlagzeuger Bela B. half ihm. Wenn auch nur im Video zu "Mach den Bibo", bei dem Bela einen Kurzauftritt hatte.

Schluß mit dem Quatsch

Auf "Es brennt so schön" legt Olli Schulz sein Image vom Musikclown und Spaßvogel ein wenig ab. Gesellschaftskritischen Songs wie "All you can eat", bei dem er sich über die Macht der Großkonzerne beschwert oder dem wunderbaren "Ab jetzt tut’s nur noch weh" mit dem Slogan "die Guten, die bluten, weil die Schlechten sie knechten" weisen in eine neue Richtung. Alles nur geklaut? Zumindest zur Hälfte. "Ich habe an der Wand in meiner Strasse den Spruch gelesen `die Guten, die bluten´, und da habe ich mich gefragt, warum bluten die Guten? Und dann habe ich mir gedacht, weil die Schlechten sie knechten. Ich würde jetzt nicht sagen, dass ist ein Grundthema, was in mir drin steckt. Aber es gibt Tage, da denkst du, alles ist verraten, verkauft und es hat keinen Sinn mehr.“

Olli Schulz (Quelle:NDR)
Olli Schulz zwischen Ernsthaftigkeit und KlamaukBild: picture-alliance / Jazz Archiv

Olli Schulz arbeitet gerne mit Textfragmenten, die düster und melancholisch sind. Nur, um kurz danach eine völlig sinnfreie Nummer wie "Mach den Bibo" oder "Geheimdienst" hinterher zu schieben. Schließlich möchte er sich nicht auf ein Genre festlegen lassen. Wie facettenreich Olli Schulz sein kann, das wird er auch im Frühjahr auf seiner Deutschlandtour unter Beweis stellen. Zwar solle die Musik eindeutig im Vordergrund stehen, aber er möchte die Fans auch im wahrsten Sinne des Wortes unterhalten. Zum Beispiel mit lustigen Anekdoten aus seiner Zeit als Bühnenhelfer für die angeblich ganz Großen dieser Musikwelt. Freuen wir uns auf eine Abrechnung mit dem allseits bekannten Miesepeter Lou Reed oder nervigen Plattenkäufern. Wie sagte Olli Schulz zu Beginn des Gesprächs "Ich laber halt gerne."

Autor: Ralf Kennel

Redaktion: Matthias Klaus