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Ukraine: Offensive im Osten

2. Mai 2014

Mit Hubschraubern und schwerem Militärgerät haben die Regierungstruppen einen Vormarsch bei Slowjansk und Kramatorsk gestartet. Die Führung in Kiew verteidigt das Vorgehen als "Anti-Terror-Einsatz".

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Ein prorussischer Aktivist an einem Checkpoint hinter brennenden Reifen in der Nähe der Stadt Slowjansk (Foto: Reuters).
Bild: Reuters

Mehrere Mitglieder der moskautreuen "Selbstverteidiger" seien getötet worden, sagte ein Sprecher der Separatisten der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Genaue Zahlen nannte er nicht. Verschiedene Kontrollposten am Stadtrand von Slowjansk seien attackiert worden, hieß es. Reporter der französischen Nachrichtenagentur Agence France-Presse berichteten, es seien Gewehrschüsse und heftige Explosionen zu hören gewesen.

Der ukrainische Innenminister Arsen Awakow hat Angriffe auf die prorussichen Milizen bei den Städten Slowjansk und Kramatorsk auf Facebook bestätigt. Einheiten von Armee, Nationalgarde und Innenministerium hätten mehrere Kontrollpunkte der Separatisten unter ihre Kontrolle gebracht. Die moskautreuen Aktivisten setzten Granatwerfer und Panzerabwehrgeschütze ein, so Awakow. Er forderte alle Bürger in dem Gebiet des "Anti-Terror-Einsatzes" auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Wegen der Kämpfe sei der Eisenbahnverkehr in der Region unterbrochen.

Kampfhubschrauber abgeschossen

Das ukrainische Verteidigungsministerium hat den Tod von zwei Hubschrauber-Piloten beim Einsatz nahe der Stadt Slowjansk bestätigt. Weitere Besatzungsmitglieder seien verletzt worden. Zwei Kampfhubschrauber vom Typ Mi-24 seien abgestürzt, als Separatisten mit tragbaren Flugabwehrgeschützen gefeuert hätten. Zudem sei auf einen Transporthubschrauber vom Typ Mi-8 geschossen worden. Dabei habe es keine Verletzten gegeben, hieß es.

Ein Anführer der Separatisten sagte dpa, die ukrainischen Regierungstruppen hätten den Bahnhof von Slowjansk eingenommen. Die prorussischen Aktivisten hielten aber weiter mehrere Straßensperren nahe der Stadt besetzt. Die russische Staatsagentur Ria Nowosti berichtet, Slowjansk sei von ukrainischen Regierungstruppen mit schwerem Militärgerät umstellt. Die moskautreuen Separatisten hätten die mehr als 100.000 Einwohner mit Sirenen und Kirchenglocken vor dem Angriff gewarnt. Slowjansk wird seit Wochen von der "Volksmiliz" kontrolliert. Seit einer Woche halten der selbsternannte Bürgermeister Ponomarjow und seine Kämpfer in der Stadt mehrere Militärbeobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) fest, darunter vier Deutsche.

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Russland: "Führung in Kiew hat in Kampfmodus geschaltet"

Russland verurteilte den ukrainischen Militäreinsatz im Osten des Landes nach Angaben russischer Agenturen als "Strafaktion". Die Führung in Kiew habe in den Kampfmodus geschaltet und greife friedliche Siedlungen an, sagte ein Sprecher von Präsident Wladimir Putin. Damit gebe es keine Hoffnung mehr, das Genfer Abkommen zur Entspannung der Lage zu retten. Putin habe einen Vertreter in den Südosten der Ukraine entsandt, um dort Gespräche zu führen. Der russische OSZE-Botschafter Andrej Kelin sagte der Nachrichtenagentur Itar-Tass, Russland habe die OSZE aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, "um diesen Vergeltungsangriff zu beenden".

Die Europäische Union hat sich angesichts der neuen Kämpfe in der Ostukraine "zunehmend besorgt" gezeigt. Eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton sagte, das Genfer Abkommen, das auch eine Räumung besetzter Gebäude vorsehe, müsse "so rasch wie möglich" umgesetzt werden.

Wehrpflicht wieder eingeführt

Die prowestliche Regierung in Kiew hatte am Donnerstag angekündigt, die erst vor einem halben Jahr abgeschaffte Wehrpflicht wieder einzuführen. Der Erlass berücksichtige die Verschlechterung der Lage in der Süd- und Ostukraine sowie die Aggression prorussischer Milizen, teilte das Büro von Interimspräsident Alexander Turtschinow mit. Demnach müssen Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren wieder Wehrdienst leisten. Eingezogen werden sollen sie im Mai und Juni.

Die Regierungstruppen sind schlecht ausgerüstet und unmotiviert. Moskautreue Separatisten dehnen ihren Einfluss in der russisch geprägten Ostukraine fast täglich aus. Die Kiewer Regierung hatte am Donnerstag eingeräumt, die Kontrolle über einen Teil des Landes verloren zu haben.

jj/nis (dpa, rtr, ape, afp)