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Neun Tote bei Zugunglück in Bayern

9. Februar 2016

Zugkatastrophe in Bad Aibling: Ein Großaufgebot an Rettungskräften kümmert sich um die etwa 100 Schwer- und Schwerstverletzten nach dem Frontalzusammenstoß. Die Parteien sagen den politischen Aschermittwoch ab.

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Luftaufnahme des Unfallorts bei Bad Aibling (Foto: dpa)
Luftaufnahme des Unfallorts bei Bad AiblingBild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel

Die Einsatzkräfte müssen sich den Weg zu der schwer zugänglichen Unfallstelle an einer Hangkante in der Nähe von Bad Aibling im bayerischen Landkreis Rosenheim bahnen. Bisher wurden nach Polizeiangaben neun Tote aus den Trümmern der beiden schwer beschädigten Züge geborgen. Die Opferzahl könnte sich aber noch erhöhen, sagte ein Polizeisprecher in Bad Aibling. Rund 100 Fahrgäste wurden demnach bei dem Zusammenstoß zweier Nahverkehrszüge verletzt, davon etwa 90 leicht und zehn schwer.

Nach Angaben der Deutschen Bahn (DB) kollidierten zwei Züge der Marke Meridian auf eingleisiger Strecke. Die Triebwagen verkeilten sich, ein Zug entgleiste, mehrere Waggons stürzten um. "Die Züge müssen mit sehr hoher Geschwindigkeit aufeinander geprallt sein", sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bei einer Pressekonferenz im Rathaus von Bad Aibling. Die beiden Zugführer hätten somit keinen Sichtkontakt gehabt.

Auf der Strecke gebe es seit dem letzten Unfall im Jahre 2011 eine sogenannte punktförmige Zugbeeinflussung. Diese bremse einen Zug automatisch ab, wenn dieser ein rotes Signal überfährt, erklärte Dobrindt. Zwei Blackboxen befinden sich in den Zügen, so der Bundesverkehrsminister. Erst nach deren Auswertung könnten genauere Hinweise auf die Unfallursache gemacht werden. Es gelte aufzuklären, ob es sich um ein technisches Problem oder menschliches Versagen handelt, sagte er weiter.

Die Regionalbahnen gehören zum französischen Bahnunternehmen Transdev. Diese verkehren unter dem Namen Meridian zwischen München und Rosenheim.

Mitgefühl mit den Opfern und Angehörigen

Die Bayerischen Oberlandbahn (BOB) betreibt die Züge auf der Unfallstrecke. BOB-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch sagte: "Der Unfall ist ein Riesenschock für uns. Wir tun alles, um den Reisenden, Angehörigen und Mitarbeitern zu helfen." Bahn-Chef Rüdiger Grube hat den Verletzten und Angehörigen des schweren Unglücks sein tiefes Mitgefühl ausgesprochen. "Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Toten und bei den Verletzten", so Grube.

Die CSU hat ihre Traditionsveranstaltung am morgigen Aschermittwoch abgesagt: "Aus Respekt vor den Opfern des tragischen Zugunglücks findet der Politische Aschermittwoch nicht statt", sagte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer in München. Auch SPD, Grüne, Freie Wähler, Linke und FDP sagten ihre Veranstaltungen ab.

Karte Bad Aibling Deutsch (Grafik: DW)
Bad Aibling, in der Nähe von München
Das Unglück ereignete sich kurz vor sieben Uhr. Es traf die Pendler im morgendlichen Berufsverkehr. Zum Glück seien am Unglückstag keine Schüler in den Zügen gewesen, sagte ein Polizeisprecher - in Bayern sind derzeit Schulferien.

Vermutlich weitere Tote in den Trümmern

Ein Großaufgebot an Rettungskräften mit zahlreichen Hubschraubern und Krankenwagen kümmert sich um die Verletzten. Das österreichische Bundesland Tirol stellt Bayern zur Bewältigung des schweren Zugunglücks Rettungskräfte und Notarzthubschrauber zur Verfügung. Die betroffene Strecke ist komplett gesperrt. Der Betreiber Transdev richtete eine zentrale Telefon-Hotline für Angehörige ein.

Die Ursache für das Unglück in der Nähe des Klärwerks von Bad Aibling war zunächst unklar. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte in Nürnberg, auf der eingleisigen Bahnlinie habe es bisher keine Störungen gegeben. In den vergangenen Jahrzehnten habe es zudem "massive Verbesserungen in der Zugsicherungstechnik" gegeben, so dass, "was geltende Technik und geltende Vorschriften sind, ein solches Unglück, wo sich zwei gegenläufige Züge auf dem gleichen Gleis befinden, eigentlich nicht mehr vorkommen kann".

Rettungskräfte kämpfen sich zu den Wrackteilen des entgleisten Zugteils durch (Foto: REUTERS)
Rettungskräfte kämpfen sich zu den Wrackteilen des entgleisten Zugteils durchBild: Reuters/M. Dalder

Die Strecke Holzkirchen-Rosenheim gehört zur Deutschen Bahn, die auch das Stellwerk in Bad Aibling betreibt. Nach Angaben der Deutschen Bahn liegt die zugelassene Höchstgeschwindigkeit bei 100 Kilometern in der Stunde.

nem/ml (dpa,rtr)