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Mehr Energie-Investitionen

10. November 2010

EU-Energiekommissar Günther Oettinger will mehr Wettbewerb auf dem europäischen Energiemarkt. Fehlender Wettbewerb bei den Energiepreisen sei in Deutschland, Frankreich oder Italien bereits zum Standortnachteil geworden.

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Symbolbild Strom Hochspannungsmasten (Foto: dpa)
Oettinger fordert integrierte Netze - auch mit DrittstaatenBild: picture-alliance / chromorange
Günther Oettinger (Foto: dpa)
Will mehr Wettbewerb: Günther OettingerBild: picture-alliance/Wiktor Dabkowski

Seit über zehn Jahren gibt es den europäischen Binnenmarkt. Nationale Grenzen dürften für den Austausch von Waren und Dienstleistungen eigentlich keine Rolle mehr spielen. Doch ausgerechnet bei Energie, das heißt, bei einem der wichtigsten Güter für Industrie und Verbraucher, sieht Günther Oettinger den Binnenmarkt noch kaum verwirklicht. "Deswegen werden wir in unserer Strategie in einem Zeitraum von fünf Jahren alles tun, damit der Binnenmarkt genauso realisiert wird, wie es bei anderen Waren und Gütern – Nahrungsmitteln, Textilien, Fahrzeugen, Dienstleistungen – in Europa längst funktionierende Realität ist", sagte der Energiekommissar der EU am Mittwoch (10.11.2010) in Brüssel.

Der Wettbewerb werde zum Beispiel durch Monopole behindert. Durch zu wenig Wettbewerb hätten sich in einigen Ländern wie Deutschland, Frankreich oder Italien die Energiepreise bereits zu einem großen Standortnachteil entwickelt. Doch abgeschottete Energiemärkte sind in den Augen Oettingers nicht das einzige Problem - es wird nach seinen Worten auch viel zu wenig in die Infrastruktur investiert. "Wenn wir es mit Versorgungssicherheit ernst meinen, wenn wir es mit dem Binnenmarkt ernst meinen, wenn wir es mit der Integration erneuerbarer Energien aus betriebswirtschaftlich sinnvollen Standorten - Wind im Norden, Sonne im Süden - ernst meinen, dann führt um den Ausbau einer europäischen Infrastruktur kein Weg herum.“

Integrierte Netze nötig

Solarkollektoren im Solarkraftwerk der Geosol Gesellschaft für Solarenergie mbH in Borna, südlich von Leipzig (Foto: dpa)
Auch Strom aus erneuerbarer Energie muss transportiert und gespeichert werdenBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Solche Netze sollten auch die Nachbarländer der EU mit einbeziehen. Gasleitungen aus dem Gebiet des Kaspischen Meers oder Sonnenenergie aus Nordafrika - nach den Vorstellungen Oettingers braucht der Kontinent integrierte Netze innerhalb der EU und zu Drittstaaten. Davon ist Europa noch weit entfernt. Oettinger sieht einen Investitionsbedarf in den kommenden zehn Jahren mit der fast unvorstellbaren Summe von einer Billion oder tausend Milliarden Euro.

Und das werde nicht ohne Folgen für die Preise bleiben: "Letztendlich müssen wir dem Verbraucher mitteilen, dass ein wachsender Anteil des Strompreises in Zukunft für langfristige Investments in die Infrastruktur gezahlt werden muss." Es werde in den nächsten zwanzig Jahren eine Verdreifachung der Investitionen für Erhalt, Ausbau und Neubau von Netzen nötig werden, um die Ziele der EU in der Energie- und Umweltpolitik zu erreichen.

Während Oettinger glaubt, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien und die CO2-Einsparung gut vorankommt, sieht er Europa vor allem bei der Energieeffizienz deutlich hinterherhinken. Er will bald konkrete Vorschläge machen, wie die EU hier Anreize setzen kann, zum Beispiel, indem Energieeffizienz zu einem Pflichtkriterium bei öffentlichen Ausschreibungen für Gebäude wird.

Autor: Christoph Hasselbach
Redaktion: Rolf Wenkel