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Nur der Sieg zählt

Bernd Gräßler14. Juni 2002

Die Frage spitzt sich immer mehr zu und vielleicht wird wahlentscheidendend: wer hat mehr Ahnung vom Fußball – der Kanzler oder sein Herausforderer?

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Gerhard Schröder kann auf seine leider viel zu früh beendete Laufbahn als Mittelstürmer im viertklassigen niedersächsischen Amateurklub TUS Talle verweisen. Sein damaliger Spitzname "Acker" lässt eine gewisse rustikale Spielweise vermuten. Stoiber ist vor allem als Tribünenbesucher und Vorsitzender des Verwaltungsbeirates seines Lieblingsvereins Bayern München fersehbekannt, reklamiert aber in Radio-Interviews den größeren Sachverstand. Schröder teilt auf seiner Homepage im Internet mit, ab Achtelfinale sei bei der Fußball-WM jedes Spiel ein Endspiel und - ganz wichtig – "nur der Sieg zählt".

Sultan als Spielverderber

Zwar stellt der Fußball derzeit die Politik nicht völlig ins Abseits, aber er drängt sich gehörig in den Vordergrund. Da werden Sitzungen verschoben und Termine gestrichen, um die Live-Übertragungen aus Japan und Südkorea nicht zu verpassen. Die SPD-Bundestagsfraktion lud zum Spiel der Deutschen gegen Kamerun zum Fußballschauen auf Videoleinwand in den Sitzungssaal ein. Kanzler Schröder konnte leider nicht kommen. Er hatte gerade den Sultan von Brunei zu Gast, den die mitteleuropäische Fußballbegeisterung kalt ließ. Bier gab es beim Gemeinschaftsempfang auch nicht, aber Fraktionschef Peter Struck geriet trotzdem in Stimmung: "Die Schwarzen schlagen wir auch am 22. September" meinte er mit Blick auf die Bundestagswahl.

Zum Nachhilfe-Unterricht nach Japan

Der "schwarze" Unions-Kanzlerkandidat Stoiber guckte Fußball während des Besuchs einer Sportschule in seiner bayrischen Heimat. Ob ihm das im Wahlkampf Punkte bringt, ist nicht sicher, immerhin war es mitten in der Arbeitszeit. Am besten traf es Innenminister Schily, der zum Spiel gleich nach Japan flog. Rein dienstlich natürlich, denn aus den asiatischen Sicherheitsmaßnahmen lässt sich für die Fußball-WM 2006 in Deutschland eine Menge lernen.

Der normale Berliner Fußballfreund ist Fernsehzuschauer und muss auf die Großzügigkeit des Arbeitgebers hoffen oder auf die abendliche Zusammenfassung der Spiele. Die größten Fans nehmen sich einen freien Tag und ziehen zum Potsdamer Platz, wo eine Riesenleinwand aufgebaut ist. Gerhard Schröder war noch nicht dort. Aber Edmund Stoiber.