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Nur 2 000 von insgesamt 33 000 Asylbewerbern in Polen Asyl gewährt

28. Mai 2003
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Warschau, 24.5.2003, TRYBUNA, poln.

Innerhalb der letzten dreizehn Jahre haben über 33 000 Flüchtlinge aus 60 Staaten einen Asylantrag in Polen gestellt. Asyl wurde aber nur 2 000 Flüchtlingen gewährt.

Jeden Monat passieren Hunderte von Ausländern illegal unsere Grenze. Sie versuchen ihr Schicksal zu verbessern und denken überhaupt nicht an Rückkehr in ihre Heimat.

Wolodia aus der Ukraine arbeitet seit einiger Zeit auf dem Bau in einer Ortschaft in der Nähe von Warschau: "Wir kommen zu euch, genauso wie ihr nach Deutschland in den achtziger Jahren gefahren seid. Wir wissen, dass wir die Preise für die polnischen Bauarbeiter nach unten drücken, aber für uns ermöglichen schon 1 000 Zloty (etwa 250 Euro) im Monat das Überleben und man kann sogar noch etwas auf die Seite legen" erzählt Wolodia und fügt hinzu, dass er mit derselben Arbeit in der Ukraine nur ein Viertel dessen verdienen würde, was er in Polen verdient. (...)

Nicht alle haben jedoch Glück. Der Grenzschutz und die Polizei kontrollieren fast täglich die Ausländer. Vergangene Woche nahmen sie sieben Vietnamesen fest, die illegal nach Polen eingereist waren. Sie wurden in Wagen aus Weißrussland zuerst nach Tschechien und dann nach Polen eingeschleust. Am selben Tag wurden neun Ukrainer, vier Weißrussen und zwei Armenier in der Region Malopolska (Region Krakau – MD) festgenommen. Sie trieben Handel auf dem hiesigen Markt und sie alle hielten sich illegal in Polen auf. Dreizehn von ihnen wurden bereits ausgewiesen und zwei wurden an den Grenzschutz übergeben.

Der polnische Grenzschutz nahm im letzten Jahr insgesamt 5 372 Personen, die die Grenze illegal passierten, fest. 2 100 davon wurden von organisierten Schlepperbanden nach Polen eingeschleust. Dazu muss man jedoch noch diejenigen Ausländer zählen, die zwar legal einreisen, sich aber dann über Monate oder Jahre illegal in Polen aufhalten. Sie setzen darauf, beim Beitritt Polens zur EU von der Europäischen Union "übernommen" zu werden.

Unter den Ausländern, die Polen als ihr Zielland wählen, überwiegen Ankömmlinge aus Asien. Vietnamesen, Chinesen und Koreaner gründeten bereits ihre eigenen Familien-Clans in Polen, die entweder Restaurants betreiben oder sich mit dem Handel beschäftigen (...). Viele von ihnen wurden von unseren Behörden als Asylbewerber anerkannt. Nachdem sie bei uns Fuß gefasst haben, lassen sie ihre Familien und Freunde nachkommen. (...)

Die Asiaten bilden eigene geschlossene Gruppen in Polen. Sie halten sich seit Jahren hier auf und es geht ihnen gut. Sie verfügen über eine eigene Zeitung, Schulen und Geschäfte. Sie versuchen, sich im Hintergrund zu halten und meiden die Öffentlichkeit.

Nach Meinung von Jan Wegrzyn, dem Generaldirektor des Amtes für Repatriierung und Ausländerangelegenheiten, wird sich die Zahl der neu angekommenen Ausländer nach unserem Beitritt zur EU nicht ändern. Wir gehören nicht zu den Migrationsstaaten und es gibt bei uns keine afrikanischen, arabischen oder tschetschenischen Stadtviertel, in denen es für die Ankömmlinge leichter ist, ihr Leben neu zu beginnen. Nach seinen Schätzungen wird es jedoch in diesem Jahr etwa 5 000 Asylanträge mehr geben als noch vor einem Jahr.

Die Lage der Flüchtlinge wird sich nach unserem Beitritt zur EU ändern. Nach europäischen Recht werden sie eine intensivere materielle und rechtliche Hilfe erhalten: "Polen wird in nächster Zukunft Mitglied der EU. Unser Rechtsystem ist jedoch schon jetzt an das der Europäischen Union angepasst. Dadurch wird festgelegt, dass Asylbewerber in Polen einerseits zwar über mehr Rechte verfügen, andererseits aber werden die Bedingungen für eine Ausweisung noch restriktiver", erklärt Jan Wegrzyn.

Schon ab dem 1. Juli d. J. unterliegen Ukrainer, Weißrussen und Russen dem Visumszwang. Dies bedeutet, dass sie sich dann nur drei Monate und nicht wie bisher sechs Monate in Polen aufhalten dürfen. Wenn der Aufenthalt in Polen illegal verlängert wird, wird ein Ausländer erst nach fünf Jahren das nächste Mal nach Polen einreisen dürfen.

Nach Meinung von Jan Wegrzyn wird sich dadurch auch die Zahl der Ankömmlinge aus dem ehemaligen Gebiet der Sowjetunion verringern, die zur Arbeit nach Polen kommen. Andererseits wächst jedoch die Gefahr, dass die Zahl der Schlepper wächst, die Ausländer illegal nach Polen einschleusen. (Sta)