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NS-Dokuzentrum in München eröffnet

30. April 2015

Mit einem Festakt ist das NS-Dokumentationszentrum in München eröffnet worden – genau 70 Jahre nach der Befreiung der Stadt von den Nazis durch die US-Armee. Mehrere Politiker mahnten zur Wahrung der Erinnerung.

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NS-Dokumentationszentrum in München (Foto: AFP)
Bild: Getty Images/Afp/Christof Stache

Bei der Veranstaltung im Münchner Amerikahaus unweit des Dokumentationszentrums hob Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer die Bedeutung der Erinnerung für eine demokratische Gesellschaft hervor. "Freiheit und Demokratie brauchen Erinnerung", sagte der CSU-Politiker. "Und aus unserer Erinnerung wächst ein kraftvolles 'Nie wieder'". Das Dokumentationszentrum am Königsplatz soll vor allem mit Fotografien, Filmen, Dokumenten und Texten die besondere Rolle Münchens für den Nationalsozialismus als "Hauptstadt der Bewegung" dokumentieren. Seehofer betonte, die Nationalsozialisten hätten "unsägliches Leid, Massenmord und Barbarei über die Menschen in ganz Europa" gebracht.

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter erinnerte vor den Festgästen daran, dass München wie keine andere Stadt mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus verbunden sei. Das NS-Dokumentationszentrum werde "ein Lern- und Erinnerungsort" zur Geschichte des Nationalsozialismus in München sein, sagte der SPD-Politiker. München sei heute eine Stadt des friedlichen Miteinanders und der Vielfalt. Rechtsextremismus, Intoleranz und Antisemitismus hätten in München "nichts zu suchen".

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) nannte es bei dem Festakt eine "immer währende moralische Verpflichtung", die Verbrechen der Nationalsozialisten aufzuarbeiten und ihrer Opfer zu gedenken. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, und der Vorsitzende des Zentralrats deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, erinnerten an den Völkermord der Nazis und riefen zur Wachsamkeit gegenüber rassistischen Tendenzen auf. Der Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums, Winfried Nerdinger, sagte, mit der Eröffnung des Hauses setze die Stadt München "ein eindeutiges Zeichen" der Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte.

Symbolischer Standort

Das Dokumentationszentrum wurde an der Stelle errichtet, an der das am Kriegsende zerstörte "Braune Haus" stand, die Parteizentrale von Adolf Hitlers NSDAP. Zum Norden hin steht der frühere Führerbau, heute Sitz der Musikhochschule; zum Süden hin der frühere Verwaltungsbau der Partei. Gegenüber am Königsplatz ließ Hitler sich in Aufmärschen feiern.

In dem ganz in Weiß gehaltenen, weit sichtbaren Kubus werden jährlich bis zu 250.000 Besucher erwartet. Das Haus öffnet am Freitag seine Türen für die Öffentlichkeit. Die Baukosten in Höhe von 28,2 Millionen Euro haben der Bund, der Freistaat Bayern und die Landeshauptstadt München zu je einem Drittel getragen. Der Entwurf für den Neubau stammt von den Berliner Architekten Bettina Georg, Tobias Scheel und Simon Wetzel.

Die rund 1000 Quadratmeter große Ausstellung verteilt sich auf vier Stockwerke und ist von oben nach unten aufgebaut. Im vierten Stock beginnt die Geschichte mit dem Ersten Weltkrieg, den Gründen für das bald auf das Kriegsende folgende Entstehen der NSDAP und deren Aufstieg. In den unteren Stockwerken erhalten die Besucher Informationen über die Gesellschaft im nationalsozialistischen München, über Verbrechen von Münchnern im Zweiten Weltkrieg und die Folgen des Vernichtungskriegs über die Stadt hinaus.

Eine Besucherin schaut sich die Ausstellung im neuen Dokumentationszentrum in München an (Foto: AFP)
Eine Besucherin schaut sich die Ausstellung im neuen Dokumentationszentrum in München anBild: Getty Images/Afp/Christof Stache

Neonazi-Mini-Kundgebung

Während der Eröffnung protestierten nach Angaben der Polizei zehn Rechtsextreme unweit des Amerikahauses gegen das NS-Dokumentationszentrum. Zugleich versammelten sich dort bis zu 150 lautstarke Gegendemonstranten. Zuvor war die Stadt München mit dem Versuch gescheitert, die Demonstration der Rechtsextremisten mit juristischen Mitteln zu verhindern. Der Initiator der Kundgebung, ein Neonazi der Gruppe "Die Rechte", setzte sich in zweiter Instanz vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof durch.

kle/sti (afp, epd, dpa)