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Politik

Nordkoreas treue Partner in Afrika

Martina Schwikowski
20. September 2017

Die UN-Sanktionen gegen Nordkorea werden laut Experten von vielen afrikanischen Ländern missachtet, auch der Waffenhandel blüht. Seilschaften aus der Zeit des Kalten Krieges bleiben wichtig - bis heute.

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Mosambik Samora Moises Machel-Statue im Maputo
Statue von Samora Machel, MaputoBild: Getty Images/AFP/A. Joe

Pjöngjangs Präsenz in Afrika ist unübersehbar: Bronzefiguren im Monumental-Stil erinnern in vielen Ländern an die Bande des Kommunismus, die den Kontinent einst mit Nordkorea verknüpften. Der sogenannte Heldenfriedhof in Simbabwe vor den Toren der Hauptstadt Harare ähnelt in seiner Bauweise einer Gedenkstätte in Pjöngjang. Im kongolesischen Kinshasa ragt der ehemalige Präsident Laurent Kabila mächtig gen Himmel. In Mosambik ist es der einst populäre Anführer der Unabhängigkeitsbewegung, Samora Machel, der in der Hauptstadt Maputo auf dem Platz der Unabhängigkeit mit erhobenen Zeigefinger auf einem Marmorsockel mahnt.

Denkmäler made by Nordkorea

In vielen afrikanischen Ländern finden sich Bronze-Plastiken, die berühmten Persönlichkeiten ein Denkmal setzen - und alle tragen die künstlerische Handschrift der nordkoreanischen Monumentenfabrik "Mansudae Overseas Projects" (MOP). Mit dem Bau von Denkmälern und Militärinstallationen im Ausland hat das staatliche Unternehmen über Jahrzehnte hinweg ein Vermögen für Nordkoreas Machthaber erwirtschaftet.

In Namibia hat die Firma gleich vier gigantische Bauten errichtet. Auch der neue Präsidentenpalast in Windhuk hatte 2008 Geld für das sanktionierte Regime in Nordkorea gebracht. Allerdings geht es um mehr als nur Denkmal-Kunst: Namibia hat laut den Vereinten Nationen seit 2002 etwa 100 Millionen US-Dollar in Projekte der Kim-Dynastie investiert, unter anderem in Munitions-Fabriken. Deshalb wird dem Land vorgeworfen, die internationalen Sanktionen zu verletzten. 2016 ließ die namibische Regierung verlauten, sie werde sich dazu verpflichten, die Strafmaßnahmen künftig zu respektieren. Man wolle aber die "warmen" diplomatischen Verbindungen mit Nordkorea aufrechterhalten.

State House Präsidentenpalast der Republik Namibia in Windhoek
Von nordkoreanischer Firma gebaut: Präsidentenpalast von Namibia, WindhukBild: imago/imagebroker

"Die Beziehungen vieler afrikanischer Staaten zu Nordkorea reichen zurück in die Zeit des Kalten Krieges", sagt Daragh Neville von der britischen Denkfabrik Chatham House. Nordkorea suchte damals Verbündete und unterstütze afrikanische Befreiungsbewegungen gegen die Kolonialherren. "Es gibt immer noch Sympathie in vielen afrikanischen Staaten und Erinnerungen an die Bedeutung der diplomatischen Beziehungen und des kulturellen Austauschs in den 60er und 70er Jahren", so Neville. Politisch baut Nordkorea bis heute auf Afrika: Die Staaten des Kontinents repräsentieren ein Viertel der UN-Mitgliedsländer.

"Halb Afrika handelt mit Nordkorea"

Laut einem neu aufgelegten Expertenbericht der Vereinten Nationen haben neben Namibia auch Tansania, Uganda, Angola, Kongo, Eritrea, Mosambik, Botswana, Benin und Simbabwe gegen die Sanktionen verstoßen und werden jetzt untersucht. Die Strafen gegen Pjöngjang wurden erstmals 2006 verhängt. Sie sollten den Waffenhandel und Wirtschaftsgeschäfte mit dem Regime unterbinden - die Welt sorgte sich schon damals über Nordkoreas Atomprogramm. Wie aus dem UN-Bericht hervorgeht, hat Nordkorea trotzdem beispielsweise militärische Funk-Anlagen nach Eritrea und automatische Waffen in den Kongo verkauft. In Angola, Uganda und Kongo soll Pjöngjang militärische Trainings organisiert und Mosambik mit Waffen beliefert haben.

Nordkorea Diktator Kim Jong-un
Provoziert mit immer neuen Atomtests: Nordkoreas Machthaber Kim Jong UnBild: Reuters/KCNA

Doch Experten gehen davon aus, dass noch mehr Staaten illegal mit Nordkorea Geschäfte machen. "Mehr als die Hälfte der afrikanischen Länder handelt mit Nordkorea", sagt Daragh Neville von Chatham House. "Aber viele missachten den UN-Bericht. 41 afrikanische Länder haben noch keine Nachweise über ihre Handelsaktivitäten an die Vereinten Nationen geschickt".

Sanktionen werden unterwandert

Der gesamte Handel zwischen Afrika und Nordkorea beträgt etwa 100 Millionen US-Dollar jährlich, das geht aus Statistiken der "Observatory of Economic Complexity" (OEC) hervor. Hauptimporteur aus Nordkorea ist Burkina Faso mit 32,8 Millionen US-Dollar - das ist ein Prozent der jährlichen Importe. Nord-Korea exportiert raffiniertes Erdöl nach Burkina Faso und Benin. "100 Millionen US-Dollar Handelsvolumen mit Afrika sind zwar relativ wenig. Für Nordkorea ist das aber trotzdem ein großes Einkommen, denn für das Regime ist es schwierig, an ausländische Währung zu kommen", sagt Daragh Neville von Chatham House. "Für afrikanische Staaten wiederum ist es billiger, mit Nordkorea Geschäfte zu treiben. Das Regime stellt auch weniger Fragen als westliche Partner." Nordkorea sei in der Lage, verdeckt mit Hilfe von Strohfirmen zu operieren und habe seit Jahren Sanktionen unterwandern können, so Neville.

New York UN Sicherheitsrat Nordkorea Sitzung
Nordkorea ist wieder Dauer-Thema im UN-SicherheitsratBild: Getty Images/AFP/K. Betancur

Die UN und die internationale Gemeinschaft sollten Banken und Finanzinstitute weltweit stärker im Auge behalten, sagt Neville. "Viele Länder liefern - wissentlich oder unwissentlich - Dienstleistungen an Firmen und Personen, die dem Regime in Pjöngjang nahe stehen." Auch das südafrikanische Institut für Sicherheitsstudien (ISS) gibt in einem Bericht konkrete Empfehlungen: Afrikanische Länder sollten etwa ihre Zollbeamten und Inspekteure besser schulen, um den Transportverkehr an Flug- und Seehäfen effizienter auf verbotene Lieferungen hin überwachen zu können.

Der Druck auf afrikanische Staaten müsse erhöht werden, forderte Japans Premierminister Shinzo Abe vor wenigen Tagen angesichts der neu verhängten UN-Sanktionen gegen Nordkorea. Sie  umfassen jetzt auch eine Deckelung der Öllieferungen an das Land und ein Verbot von Textilexporten. Die afrikanischen Staaten sollten sich an diese Sanktionen halten, sagte Abe. Beobachter zweifeln jedoch daran, dass diese Worte Gehör finden.