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Nordkorea und der Atomwaffensperrvertrag

Klaus Jürgen Haller20. Februar 2002

Bei den Gesprächen zwischen US-Präsident George W. Bush und dem südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung geht es vor allem um die künftige Politik gegenüber Nordkorea, das in Verdacht steht, Atomwaffen zu produzieren.

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Den Atomwaffensperrvertrag hat Nordkorea 1985 unterzeichnet. Aber bis heute verlangt Washington immer noch, dass Pjöngjang endlich seinen Verpflichtungen nachkomme: Es müsse endlich auf Entwicklung, Erwerb und Besitz von Atomwaffen verzichten und seine Nuklear-Anlagen regelmäßig von der Internationalen Atomenergie-Behörde in Wien (IAEO) überprüfen lassen.

Ein entsprechendes Abkommen mit der Wiener Behörde hat Nordkorea im Januar 1992 unterzeichnet. Bis Februar 1993 fanden sechs solcher Inspektionen statt. Dann aber äußerte die IAEO den Verdacht, Nordkorea habe offenbar mehr als die offiziell angegebenen 80 Gramm Plutonium wieder aufgearbeitet und verlangte deshalb Sonderinspektionen.

Pjöngjang kündigte daraufhin an, aus dem Atomwaffensperrvertrag wieder auszusteigen. Nach Verhandlungen mit der US-Administration unter Präsident Bill Clinton schob das Land den Ausstieg aus dem Vertrag auf, verweigerte den Inspektoren der IAEO aber weiterhin den Zutritt.

So konnten auch 8.000 abgebrannte Reaktor-Brenn-Elemente in Nordkorea nicht überprüft werden - sie sollen Plutonium für etwa vier bis fünf atomare Sprengsätze enthalten. Dass Nordkorea eine Wiederaufarbeitungsanlage betrieb, galt als erwiesen. Zwei seit 1984 im Bau befindliche Reaktoren hätten die Plutoniummengen erheblich vergrößert. Die Lage wurde brenzlig.

Daraufhin signalisierte Nordkoreas Führer, Kim Il Sung, seine Bereitschaft, das Nuklearprogramm einzufrieren – offenbar auch deshalb, weil China signalisierte, dass es von Washington beantragte Sanktionen im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ohne Veto passieren lassen würde.

1994 kam zwischen Pjöngjang und Washington ein bemerkenswertes Abkommen zustande: Nordkorea erklärte sich bereit, seine Reaktoren - auch die im Bau befindlichen - sowie die Wiederaufarbeitungsanlage einzufrieren. Dies würde von der IAEO überprüft.

Im Gegenzug sollte Nordkorea von den USA zwei unbedenkliche Leichtwasser-Reaktoren erhalten. Die Kosten - derzeit 4,6 Milliarden Dollar - finanzieren Südkorea, Japan und inzwischen auch die Europäische Union.

2003 sollte der erste Reaktor fertig sein. Inzwischen ist von "nach 2010" die Rede. Bis zur Fertigstellung liefern die USA jährlich 500.000 Tonnen Schweröl für über 100 Millionen Dollar. Auch hier gibt die EU einen Zuschuss.

Washington drängt nicht nur der Kosten wegen. Die IAEO konnte mit der Überprüfung der nordkoreanischen Atomanlagen noch gar nicht beginnen. Sie dürfte drei bis vier Jahre dauern, und ohne sie darf das nukleare Inventar der Reaktoren gar nicht geliefert werden.

Kein Wunder also, dass Washington drängt, Nordkorea solle endlich seinen Verpflichtungen nachkommen. Den Stand der Dinge hält die jetzige Administration für untragbar: Dass sie und andere zahlen, während Nordkorea alle Welt mit Raketen versorgt und damit das atomare Proliferations-Risiko wächst - also die Gefahr, das Atomwaffen an Länder weitergegeben werden, die selber keine haben.