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Nordkorea soll Atomtest planen

9. Mai 2005

Die USA und die Internationale Atomenergie-Organisation haben Nordkorea vor einem möglichen Atomtest gewarnt. Die US-Regierung wies mit Nachdruck auf das amerikanische Abschreckungspotenzial hin.

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IAEO-Generaldirektor Mohammed El BaradeiBild: dpa

Der Generaldirektor der Atomenergie-Organisation (IAEO), Mohammed El Baradei, hat Nordkorea erneut
nachdrücklich vor einem Atomtest gewarnt. Er sei sehr, sehr besorgt, weil solch ein Test verheerende politische Nachwirkungen und unübersehbare Auswirkungen durch den radioaktiven Niederschlag haben könnte, sagte El Baradei am Sonntag (8.5.2005) dem US-Nachrichtensender CNN.

"Ich bin nicht überzeugt, dass sie damit irgendetwas gewinnen, außer dass sie jedes Mitglied der internationalen Gemeinschaft provozieren und eine Politik am Rande des Abgrunds betreiben, die niemandem hilft und bei der alle verlieren", sagte El Baradei.

Fünf bis sechs Atombomben

Er sehe aber auch einen "Schrei nach Hilfe". Nordkorea wolle einen Dialog mit den USA und mit seiner waghalsigen Politik andere dazu zwingen, sich mit dem Land zu befassen. Das sei nicht der richtige Weg, es gebe aber keine andere Lösung als Verhandlungen, sagte El Baradei.

Nach Einschätzung der IAEO hat Nordkorea genug spaltbares Material, um fünf bis sechs Atombomben herzustellen. Niemand solle diesbezüglich einen Fehler machen, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, am Samstag (7.5.2005) während des Besuchs von US-Präsident George W. Bush in der lettischen Hauptstadt Riga. Nordkorea würde nur die eigene Isolation verstärken, wenn es einen solch provokativen Schritt wie einen Atomtest unternehmen sollte. Die USA setzten aber weiterhin auf eine diplomatische Lösung im Streit mit Nordkorea.

Tribüne für Atomtests

US-amerikanische und südkoreanische Medien hatte zuvor berichtet, dass US-Geheimdienste mit Spionagesatelliten verdächtige Bauaktivitäten in Gilju im nordöstlichen Teil Nordkoreas ausgemacht hätten, die auf einen Atomtest hindeuten könnten. Zudem sei in der Nähe eine aufwändige Tribüne gebaut worden, die für Zuschauer gedacht sein könne. Eine ähnliche Tribüne sei vor einem Raketentest 1998 gebaut worden. Nordkorea hatte im Februar offiziell erklärt, Kernwaffen zu besitzen.

Regierungsvertreter in Seoul reagierten äußerst zurückhaltend auf die jüngsten Berichte über einen möglichen Atomtest in Nordkorea. Beamte hätten zwar eingeräumt, dass verdächtige Bauarbeiten in Gilju zu sehen seien, berichtete die südkoreanische Zeitung "JoongAng Daily". "Doch gibt es keine Anzeichen für Vorbereitungen eines Atomtests", wurde ein hochrangiger Beamter zitiert. Die Regierung beobachte bereits seit den späten 1990er-Jahren, dass Nordkorea dort einen Tunnel grabe.

Sechser-Gespräche wiederbeleben

Die Präsidenten Südkoreas und Chinas, Roh Moo Hyun und Hu Jintao, forderten Nordkorea bei einem Treffen in Moskau am Sonntag auf, unverzüglich zu den Sechs-Länder-Gesprächen über sein Atomprogramm zurückzukehren. Beide hätten ihre "tiefe Besorgnis wegen des derzeitigen Stillstands der Sechser-Gespräche und der daraus folgenden Unsicherheiten" zum Ausdruck gebracht, wurde ein Berater Rohs von der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert.

Nordkorea bleibt den Gesprächen mit den USA, Russland, China, Japan und Südkorea seit Juni 2004 fern und wirft den USA eine "feindselige Politik" vor. Roh und Hu Jintao kamen am Rande der Feiern zum 60. Jahrestag des Kriegsendes in Europa zusammen. (kas)