Nordkorea: Keine Annäherung
27. August 2003Nordkorea bekräftigte seine Forderung nach einem formellen Nicht-Angriffs-Pakt mit Washington, während die USA auf einem überprüfbaren Ausstieg Nordkoreas aus seinem wieder aufgenommenen Atomprogramm beharrten. Das berichten südkoreanische Diplomaten nach Angaben der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap. Nordkorea machte das Schicksal der dreitägigen Gespräche im Staatsgästehaus in Peking von den USA abhängig.
Unvereinbare Gegensätze?
Die USA müssten ihre feindliche Politik aufgeben und den Nicht-Angriffs-Pakt abschließen, gab das kommunistische Parteiorgan "Rodong Sinmun" die harte Haltung Pjöngjangs wider. Die USA sollten nicht versuchen, Nordkorea nur durch ein mündliches Versprechen oder ein nicht bindendes Dokument mit Sicherheitszusagen dazu zu zwingen, seine "nukleare Abschreckung" aufzugeben. Es sollten keine "unvernünftigen Bedingungen" gestellt und der Weg des "Gebens und Nehmens" gegangen werden.
Außerdem müssen die USA dafür sorgen, dass sich die Beziehungen normalisieren, sie müssen die Handelssanktionen aufheben, Nordkorea von der Terrorismusliste streichen und damit internationale Finanzhilfen freigeben. Washington lehnt einen Nichtangriffspakt ab. Ein solches Abkommen sei nicht nötig, da die USA das Land ohnehin nicht angreifen wollten. Washington wolle außerdem grundsätzlich nicht einer "nuklearen Erpressung" nachgeben.
Lockvogel: Wirtschaftshilfe
Die USA wollen das völlig verarmte Nordkorea mit wirtschaftlichen Hilfen ködern. US Regierungssprecher Philip Reeker hatte die Marschroute dafür bereits im vergangenen April verkündet: "Wenn Nordkorea den Forderungen der Weltgemeinschaft voll und ganz nachkommt und sein Atomwaffenprogramm nachprüfbar einstellt, dann wären die USA bereit, politische und wirtschaftliche Maßnahmen zu ergreifen, um das Leben der Menschen in Nordkorea zu erleichtern."
Nachbarn reden mit
Mit am Verhandlungstisch sitzen erstmals außer Nordkorea und den USA auch China, Japan, Russland und Südkorea. Erst nach langen Verhandlungen hatte sich Nordkorea dazu bereit erklärt. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Volksrepublik China zu. Zwar versteht sich China als traditioneller Verbündeter Pjöngjangs, hat aber kein Interesse an einem atomar bewaffneten Nordkorea. Da ein nukleares Wettrüsten in der Region für Peking ein Horrorszenario wäre. Zudem könnte China Nordkorea am wirksamsten wirtschaftlich unter Druck setzen. Das zeigte sich vor einigen Wochen, als Peking seine Öl-Lieferungen nach Nordkorea unterbrach.
Misstrauen bleibt
Ob wirtschaftliche Anreize genügen werden, damit Nordkorea seinen Trumpf der Abschreckung aus der Hand gibt? Besonders seit dem Irakkrieg fürchten die Nordkoreaner, dass die USA ihr Land militärisch angreifen, um den nordkoreanischen Staatschef Kim Jong II zu stürzen.
Zudem lassen die USA immer wieder durchblicken, dass sie einen Regimewechsel in Nordkorea zumindest begrüßen würden. Daher bleibt Nordkorea misstrauisch, auch wenn der stellvertretenden US-Außenministers Richard Armitage versucht zu besänftigen: "Wir haben schon erklärt, dass wir nicht die Absicht haben, Nordkorea anzugreifen. Wir beabsichtigen auch keinen Regimewechsel." (iw/arn)