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Nordkorea droht mit weiteren Militärschlägen

25. November 2010

Nach dem Angriff auf eine südkoreanische Insel verstärkt Nordkorea seine Drohkulisse. In Südkorea ist der Verteidigungsminister zurückgetreten. Er reagierte damit auf Kritik am Verhalten des Militärs.

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Zerstörtes Haus nach dem Artilleriebeschuss der südkoreanischen Insel Yeonpyeong (Foto: AP)
Zerstörtes Haus nach dem Artilleriebeschuss der südkoreanischen Insel YeonpyeongBild: AP

Ohne zu zögern, werde Nordkorea "einen zweiten und dritten starken Vergeltungsschlag" ausführen, sollte es von Südkorea provoziert werde, heißt es in einer am Donnerstag (25.11.2010) von den staatlichen Medien veröffentlichten Erklärung des Militärs.

Die neuen Drohungen kommen einen Tag, nachdem die Streitkräfte der USA und Südkoreas ein weiteres gemeinsames Seemanöver im Gelben Meer angekündigt haben, um ihre militärische Stärke zu demonstrieren. Nordkorea bezieht sich in der Erklärung allerdings nicht direkt auf das Manöver, das am Sonntag im Gelben Meer beginnen soll.

Seegrenze angeblich verletzt

Die Militärführung in Pjöngjang macht zudem die USA für das Artilleriegefecht zwischen Süd- und Nordkorea am Dienstag verantwortlich. Grund für den Angriff seien die südkoreanisch-amerikanischen Übungen zu Beginn der Woche gewesen, bei denen die umstrittene Seegrenze verletzt worden sei. Die USA müssten Südkorea künftig von derartigen "abenteuerlichen Provokationen" abhalten.

Die USA und Südkorea halten ungeachtet der neuen Drohungen an ihrer Manöverplanung fest. Die Übung findet rund 100 Kilometer südlich der südkoreanischen Insel Yeonpyeong statt, bei deren Beschuss durch die nordkoreanische Armee am Dienstag vier Menschen getötet worden waren, unter ihnen zwei Zivilisten. Südkorea hatte das Granatfeuer erwidert. Der Schusswechsel dauerte rund eine Stunde.

China fordert Zurückhaltung

Wen Jiabao mit Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin (Foto: AP)
Wen Jiabao (r.) hält sich derzeit in Moskau auf, hier mit Russlands Ministerpräsident Wladimir PutinBild: AP

Chinas Regierungschef Wen Jiabao rief mit Blick auf den Konflikt beide Seiten zu "äußerster Zurückhaltung" auf. Nach Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew sagte er in Moskau, China lehne "jede Form von militärischer Provokation" ab.

Wen äußerte sich nicht explizit zu dem geplanten Manöver. Doch in den chinesischen Staatsmedien warnten Experten davor, dass die Übungen die Situation verschärfen könnten. Chinas Regierung hat schon in der Vergangenheit immer wieder Kritik an solchen Manövern geübt.

USA verlangen klares Signal

Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua zitiert Wen mit der Forderung an die internationale Gemeinschaft, "größere Anstrengungen" zu unternehmen, um die Spannungen abzubauen. Die Lage sei ernst und kompliziert.

Die USA forderten China auf, klar gegen seinen kommunistischen Nachbarn Stellung zu beziehen. Peking müsse ein deutliches Zeichen an Pjöngjang senden, dass es die "provokativen Akte beenden" müsse, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Philip Crowley.

Mehr Soldaten auf den Inseln

Die Mutter eines bei dem Angriff getöteten Soldaten weint bei einer Trauerzeremonie um ihren Sohn (Foto: AP)
Die Mutter eines bei dem Angriff getöteten Soldaten (r.) weint bei einer Trauerzeremonie um ihren SohnBild: AP

Als Konsequenz aus dem Artilleriegefecht auf der Insel Yeonpeyong ist unterdessen der südkoreanische Verteidigungsminister Kim Tae Young zurückgetreten. Abgeordnete hatten dem Militär vorgeworfen, zu lasch und zu spät reagiert zu haben. Präsident Lee Myung Bak habe das Rücktrittsgesuch angenommen, berichtete das Präsidialamt in Seoul.

Die südkoreanische Regierung kündigte außerdem an, die militärische Streitmacht auf seinen Inseln nahe der Seegrenze im Gelben Meer zu verstärken. Frühere Pläne, die dort stationierten Marineeinheiten zu reduzieren, würden fallen gelassen, teilte das Präsidialamt in Seoul nach einer Dringlichkeitssitzung von Staatschef Lee Myung-bak und Ministern in Seoul mit.

Autor: Thomas Grimmer (dpa, dapd, rtr)

Redaktion: Martin Schrader