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Nordfront und Kriegsrat

Wim Abbink27. März 2003

Bush und Blair: Das Saddam-Regime wird gestürzt - egal wie lange es dauert. US-Truppen bauen im Norden Iraks eine zweite Front auf. Versorgungslage im Süden wird immer dramatischer.

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US-Brückenkopf in NordirakBild: AP

Zu Beginn der zweiten Kriegswoche haben die US-Streitkräfte mit den Aufbau einer Nord-Front im Irak eingeleitet. Rund 1000 Fallschirmjäger landeten in der Nacht zum Donnerstag (27.03.2003) auf einem Flugfeld nahe der nordirakischen Stadt Erbil. Die Eröffnung einer Nord-Front hatte sich verzögert, weil die Türkei den ursprünglich geplanten Durchmarsch von mehr als 60.000 US-Soldaten in den Nordirak abgelehnt hatte.

Auch heute griffen die Alliierten erneut die irakische Hauptstadt Bagdad an. Nach Augenzeugenberichten erschütterten zahlreiche heftige Explosionen die Fünf-Millionen-Metropole. Die Ziele sollen dabei auch im Stadtzentrum nahe dem Informationsministerium gelegen haben.

Amerikaner stellen sich auf längeren Krieg ein

Die Amerikaner stellen sich inzwischen auf einen längeren Krieg ein. Als Anzeichen dafür wurde die Entsendung von zusätzlich 30.000 Soldaten in den Irak gewertet. Die Kämpfe um Basra, die zweitgrößte Stadt des Landes, dauerten an. Ein britischer Militärsprecher sagte, in der Stadt befänden sich reguläre und paramilitärische Einheiten. Die besonders regimetreuen "Fedajin Saddam" schüchterten die regulären Truppen ein und drängten sie zum Kampf.

Britische Panzer bei Basra
Britische Panzer bei BasraBild: AP

Auf dem Marschweg nach Bagdad lieferten sich alliierte und irakische Truppen schwere Gefechte. Kreise des US-Verteidigungsministeriums wiesen aber Berichte über einen großen Gegenangriff irakischer Verbände im Süden Bagdads zurück. Es habe sich vermutlich um eine "Absetzbewegung in andere Stellungen" gehandelt.

US-Präsident George W. Bush und der britische Premierminister Tony Blair bekräftigten nach einem "Kriegsgipfel" in Camp David ihre Entschlossenheit, das Saddam-Regime zu stürzen - egal wie lange es dauern werde. Die beiden Politiker drängten den Weltsicherheitsrat zur Wiederaufnahme des Hilfsprogramms "Öl für Nahrungsmittel". Über die genaue Rolle der Vereinten Nationen nach einem Ende des Konflikts äußerten sie sich ausweichend. Blair wollte am Donnerstag in New York auch mit UN-Generalsekretär Kofi Annan sprechen.

George Bush und Tony Blair in Camp David
Blair und Bush in Camp DavidBild: AP

Der irakische Verteidigungsminister General Sultan Haschim Ahmed kündigte den Invasionstruppen einen blutigen Straßenkampf zur Verteidigung Bagdads an. "Bagdad wird uneinnehmbar für den Feind sein", erklärte der Minister vor Journalisten.

Weiterhin Unklarheit über UN-Rolle nach dem Krieg

Die Versorgungslage in der von britischen Truppen eingeschlossenen Millionenstadt Basra im Süden des Irak wird nach Angaben von Hilfsorganisationen immer dramatischer. "Der Strom ist ausgefallen und hat die Wasserzufuhr unterbrochen. Damit können sich Seuchen durch unsauberes Wasser entwickeln und unter der Bevölkerung ausbreiten", sagte Carol Bellamy, Direktorin des Kinderhilfswerks UNICEF.

Hilfslieferungen in die von alliierten Truppen eingenommene südirakische Stadt Umm Kasr verzögerten sich weiter. Nachdem Minen am Zugang zum Hafen gefunden worden sind, kann ein britisches Schiff mit 200 Tonnen Hilfsgütern voraussichtlich erst am Freitag einlaufen. Zum ersten Mal wurden nach britischen Angaben dressierte Delfine von der Marine zum Aufspüren von Minen eingesetzt wurden.

Chemiewaffen und Demonstrationen

Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon sagte in London, es gebe "umfangreiche Funde, die eindeutig bewiesen, dass irakische Truppen für den Einsatz" von Massenvernichtungswaffen vorbereitet seien. Dagegen rechnet der ehemalige Chef des irakischen Atomwaffenprogramms, Khidhir Hamza, nicht mit einem Chemiewaffeneinsatz. Damit würde Saddam die letzten Freunde im Ausland verlieren, sagte der 1994 aus dem Irak geflohene Wissenschaftler der Zeitung "USA Today". Zudem fürchte das Regime, dass die USA dann mit aller Härte zurückschlagen würden.

Weltweit demonstrierten erneut Hunderttausende gegen den Irak-Krieg. Der Schwerpunkt lag in den arabischen Staaten. Allein in der jemenitischen Haupstadt Sanaa gingen mehr als 100.000 Menschen auf die Straße.

Hinweis: Angaben zu Truppenbewegungen, Opfern und Schäden basieren zumeist auf Informationen der Kriegsparteien und können in der Regel nicht unabhängig überprüft werden.