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Nord- und Südkorea führen Familien zusammen

8. September 2015

Wiedersehen nach einem halben Jahrhundert: Im geteilten Korea dürfen 100 handverlesene Familien zueinanderkommen, die der Grenzzaun getrennt hat - eine menschliche Geste im kalten Krieg auf der Halbinsel.

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Kim Sung-Yun (95) aus Südkorea trifft im Februar 2014 ihre jüngere Schwester (79) aus dem Norden (Archivbild: picture-alliance/dpa/Yonhap)
Bewegende Szenen: Kim Sung-Yun (95) aus Südkorea trifft im Februar 2014 ihre jüngere Schwester (79) aus dem NordenBild: picture-alliance/dpa/Yonhap

Die Marathonverhandlungen gingen bis in die Nacht. Dann stand das Ergebnis fest, das viele Menschen zu Tränen rühren wird: Nord- und Südkorea haben sich auf eine der raren Familienzusammenführungen geeinigt. Wer durch den Koreakrieg in den Jahren 1950 bis 1953 seine Angehörigen aus den Augen verlor, weil die undurchdringliche Grenze dazwischentrat, der hat nun die Chance auf ein Wiedersehen.

Doch das Glück ist streng limitiert: Je 100 Familienmitglieder beider Seiten wurden ausgewählt. Diejenigen, die im Süden leben, dürfen die Festung betreten, zu der das abgeschottete Nordkorea seit Jahrzehnten ausgebaut wurde. Dort sollen die Treffen noch im Oktober in einem Ferienort stattfinden.

Zum letzten Mal vereint

Für viele Teilnehmer dürfte es zugleich die letzte Gelegenheit sein, ihre Angehörigen in die Arme zu schließen: Auf der Warteliste für Familienzusammenführungen stehen etwa 66.000 Südkoreaner. Und die meisten von ihnen sind schon um die 80 oder sogar 90 Jahre alt.

Zuletzt hatte es im Februar 2014 solche Begegnungen gegeben. Die Treffen hatten als humanitäre Geste im Jahr 2000 begonnen und sollten ursprünglich jährlich stattfinden. In den vergangenen fünf Jahren kam es aber nur zu einer einzigen Familienzusammenführung - Nordkorea hatte die anderen Termine jeweils in letzter Minute abgesagt.

Lee Duck-Haeng, Beauftragter des Südens für die Familienzusammenführung (Foto: picture-alliance/dpa/Jeon Heon-Kyun)
Dieser Mann macht es möglich: Lee Duck-Haeng, Beauftragter des Südens für die FamilienzusammenführungBild: picture-alliance/dpa/Jeon Heon-Kyun

Ein halbes Jahrhundert "Krieg"

Die jüngsten Verhandlungen hatten die Rot-Kreuz-Verbände der beiden koreanischen Staaten geführt, um das zuletzt wieder eisige Verhältnis zwischen Nord und Süd zu verbessern. Formell dauert seit über einem halben Jahrhundert der Kriegszustand an.

Der Konflikt hatte sich gefährlich zugespitzt, nachdem Anfang August bei der Explosion einer Landmine in der Grenzregion zwei Mitglieder einer südkoreanischen Patrouille schwer verletzt worden waren. Seoul machte Pjöngjang für den Vorfall verantwortlich und verlangte eine Entschuldigung. Nordkorea wiederum setzte dem Süden eine Frist, um die Beschallung mit Propaganda einzustellen, die Seoul als Vergeltung nach mehr als zehnjähriger Pause wieder aufgenommen hatte.

Tod ohne Wiedersehen

Durch intensives Ringen am runden Tisch konnten beide Seiten Ende August schließlich eine militärische Konfrontation abwenden. Dabei wurden auch die Gespräche über Familienzusammenführungen angesetzt. Während des Koreakrieges waren Millionen Menschen von ihren Angehörigen getrennt worden. Die meisten von ihnen starben ohne die Gelegenheit zu einem Wiedersehen. Und auf viele, die auch diesmal keinen der ersehnten Plätze auf der Liste erhielten, dürfte das gleiche Schicksal warten.

jj/stu (dpa, afp, rtr)