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Politik

Noch nie kamen so viele über Nordafrika

29. November 2016

Der Weg über den Balkan ist verschlossen, das zentrale Mittelmeer wird wieder zur wichtigsten Route der Asylsuchenden nach Europa.

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Mittelmeer Flüchtlinge in einem Schlauchboot
Bild: picture alliance/AA/Italian Army/Marina Militare

Diesmal wurden etwa 1400 Flüchtende vor der Küste Libyens aus dem Mittelmeer gerettet. Die meisten von ihnen waren in überfüllten Schlauchbooten zur Überfahrt nach Italien aufgebrochen, wie die italienische Küstenwache mitteilte. Demnach beteiligten sich am Montag neben italienischen Einsatzkräften auch die irische Marine, zwei Handelsschiffe sowie die von Ärzte ohne Grenzen und der französischen Hilfsorganisation SOS Méditerranée gecharterte "Aquarius" an den Rettungsaktionen.

Rekord von 2014 übertroffen

Die Zahl der Bootsflüchtlinge, die seit Jahresanfang nach Italien kamen, erreichte inzwischen einen neuen Höchststand. Bis Montag wurden laut Behörden in Rom bereits mehr als 171.000 Migranten aus dem Mittelmeer geborgen und nach Italien gebracht. Im bisherigen Rekordjahr 2014 lag die Gesamtzahl bei 170.100 Geretteten. Nach UN-Angaben kamen seit Jahresbeginn mindestens 4690 Männer, Frauen und Kinder bei der gefährlichen Überfahrt ums Leben.

Durch die Neuankömmlinge wächst der Druck auf Italiens Asylsystem. In den Aufnahmezentren sollen dem Vernehmen nach bereits mehr als 175.000 Menschen untergebracht sein. EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos forderte am Montag bei einem Expertentreffen in Athen, die Umsiedlung aus Italien und Griechenland zu beschleunigen.  

Die Mehrzahl der Flüchtlinge komme nun nach Angaben des römischen Innenministeriums eher aus afrikanischen Staaten wie Nigeria, Eritrea, Sudan und Gambia. Die neue Welle mit Bootsflüchtlingen werde vermutlich durch die chaotischen Verhältnisse in Libyen mitbegünstigt. 

Was wird aus dem Deal mit der Türkei?

Die Fluchtbewegungen im Osten des Mittelmeers zwischen der Türkei und Griechenland sind hingegen zum Erliegen gekommen. Dies ist eine Folge der neuen türkischen Strategie, der NATO-Patrouillen, zunehmender Abschiebungen aus Griechenland und der Schließung der Grenzen auf dem Weg von Griechenland nach Deutschland oder Schweden.  

Eine wichtige Rolle wird dabei dem Flüchtlingsabkommen zwischen der Europäischen Union und der Türkei zugeschrieben. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte jüngst gedroht, er könne wieder mehr Migranten nach Europa durchreisen lassen, sollten die Beitrittsverhandlungen mit seinem Land von der EU endgültig abgesagt werden.  

SC/jj (afp, dpa)