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Noch mehr Tote, schwierige Hilfe

3. Januar 2005

Erneut wurde die Zahl der Todesopfer der Tsunami-Katastrophe deutlich nach oben korrigiert. Die Hilfe für die Überlebenden erweist sich als schwierige Mammutaufgabe. Hunderttausende warten noch immer.

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Hilfsgüter sind angekommen - schwierig bleibt die VerteilungBild: AP

Eine Woche nach der Flutkatastrophe in Südostasien ist die Zahl der amtlich bestätigten Toten in den betroffenen Ländern auf mehr als 144.000 gestiegen. Allein in Indonesien seien mindestens 94.000 Menschen ums Leben gekommen, sagte ein Mitarbeiter des dortigen Gesundheitsministeriums. Die Opferbilanz erhöhte sich damit um mehr als 14.000 Tote, weil ein Teil der Küste im Norden von Sumatra bislang von der Außenwelt abgeschnitten und deshalb keine Bilanz möglich gewesen war. Indonesien ist von allen Ländern am schlimmsten von der Katastrophe betroffen.

Bundesregierung dementiert Zahl der Vermissten

Die Zahl der nach dem Seebeben in Asien vermissten deutschen Touristen liegt nach wie vor bei "sehr deutlich" über 1000 Menschen. Das bekräftigte der stellvertretende Leiter des Krisenstabs in Berlin, Staatssekretär Klaus Scharioth, am Montag (3.1.2004). Er rückte damit Medienberichte zurecht, die von mehr als 3200 vermissten deutschen Touristen gesprochen hatten. Naturgemäß gebe es mehr Hinweise auf Vermisste als Tatsächliche, sagte er. Das liege teilweise an Mehrfachhinweisen. Die Zahl der identifizierten deutschen Todesopfer blieb nach den Angaben Scharioths am Montag konstant bei 60. Vize- Regierungssprecher Thomas Steg nannte Medienspekulationen über die Vermissten "unverantwortlich" gegenüber Angehörigen. Eine Liste mit Namen der Opfer und Vermissten wird nach Angaben des Auswärtigen Amts nicht veröffentlicht.

Die Zahl der Flutopfer in Thailand hat die Marke von 5000 überschritten. Etwa die Hälfte dieser Toten seien ausländische Touristen, teilte die Regierung in Bangkok mit. 3810 Menschen sind weiterhin als vermisst gemeldet.

Schwierige Bedingungen für Hilfe

Die Insel Sumatra ist nach Angaben der UNO von allen betroffenen Gebieten am schwierigsten zu versorgen. "90 Prozent unserer Probleme gibt es in dieser Region", sagte der UN-Koordinator der Hilfeseinsätze, Jan Egeland. Die Helfer hätten zu allen betroffenen Ländern Zugang mit Ausnahme der Regionen in Sumatra und dort vor allem in der Provinz Aceh. Dies seien die entlegensten Gebiete, und die Straßen dort seien am stärksten zerstört. Die wenigen Landepisten für Transportflugzeuge seien vielfach verwüstet. Das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) richtete eine Luftbrücke in die Katastrophenregion Aceh ein.

Flutkatastrophe Erdbeben Batticaloa, Sri Lanka Flutopfer stehen vor einer Weltkarte
Sri lanka: Flutopfer stehen vor einer WeltkarteBild: AP

Die Hilfe für die Millionen Obdachlosen im gesamten Katastrophengebiet kommt indessen langsam in Gang. Die Gefahr einer Hungersnot ist nach UN-Angaben gebannt, allerdings steigt das Seuchenrisiko weiter. Zu Beginn des neuen Jahres hat die internationale Staatengemeinschaft den betroffenen Ländern rund 1,5 Milliarden Euro an Unterstützung zugesagt.

Millionen müssen versorgt werden

Trotz großer Probleme in der Infrastruktur erreichten am Wochenende immer mehr Hilfsgüter die Katastrophengebiete. Insgesamt müssten inzwischen rund 1,8 Millionen Menschen mit Lebensmitteln versorgt werden, erklärte die UNO. Zugleich gelte es, die Versorgung mit sauberem Wasser zu garantieren, um Cholera-Epidemien zu verhindern. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerkes UNICEF leiden in der Region allein 700.000 Kinder an Krankheiten, Nahrungs- und Wassermangel, Verletzungen oder Traumata.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht weiter davon aus, dass in dem Krisengebiet am Indischen Ozean etwa fünf Millionen Menschen von jeder Grundversorgung abgeschnitten sind.

UN-Generalsekretär Kofi Annan kündigte für Donnerstag (6.1.05) eine internationale Geberkonferenz in der indonesischen Hauptstadt Jakarta an. Unter Koordinierung der UN versuchen in den zwölf betroffenen Ländern derzeit hunderte Organisationen zu helfen. Annan geht davon aus, dass der Wiederaufbau in den Krisengebieten fünf bis zehn Jahre dauern wird.

Frühwarnsystem angekündigt

Der indonesische Präsident Yudhoyono sagte am Montag (3.1.05) zu Journalisten, sein Land werde mit Nachbarstaaten ein Frühwarnsystem aufbauen, um künftig gegen Erdbeben und Flutwellen gewappnet zu sein. Anders als im pazifischen Raum gibt es für die Anrainerstaaten des Indischen Ozeans kein Tsunami-Frühwarnsystem. Es wird erwartet, dass die Teilnehmer einer Geberkonferenz der ASEAN-Staaten am Donnerstag (6.1.05) in der indonesischen Hauptstadt der Errichtung eines solchen Warnsystems zustimmen werden. (sams)