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Noch keine Neuigkeiten vom entführten Tanker

30. Januar 2009

Nach der Entführung des deutschen Tankers "Longchamp" im Golf von Aden wartet die Reederei auf eine Forderung der Kidnapper. Piraten hatten den Tanker und seine Crew Donnerstag früh (29.01.09) in ihre Gewalt gebracht.

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Blick auf Gastanker "Longchamp" (Bernhard Schulte Shipmanagement)
Gastanker "Longchamp" vor der KaperungBild: AP

"Wir haben weiterhin keinen Kontakt zu dem Kapitän", sagte ein Sprecher des in Hamburg ansässigen Unternehmens "Bernhard Schulte Shipmanagement".

Unterschiedliche Angaben zur Fahrt der "Longchamp"

Nach Angaben der Reederei fuhr der Tanker zum Zeitpunkt der Kaperung mit mehreren anderen Schiffen und in Begleitung eines indischen Kriegsschiffes durch einen "ausgewiesenen Sicherheitskorridor im Golf von Aden". Der Tanker habe rund 16 Stunden gewartet, um sich einer Gruppe anderer Schiffe anzuschließen. Zudem sei die Koordinationsstelle für die internationalen Patrouillen in der Region vor der Fahrt informiert worden.

Dem widersprachen die zuständigen militärischen Dienststellen. Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam berichtete dagegen am Freitag (30.01.09), der Tanker habe zunächst einen Transit für den 28./29. Januar angemeldet. Dann sei er aber doch "allein" losgefahren. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu zwölf Knoten sei der Tanker sehr langsam und ein "leichtes Ziel für Piraten" gewesen. Gleichzeitig warnte die Bundeswehr vor einer gewaltsamen Befreiung. Das mit Flüssiggas beladene Schiff könne explodieren.

Piraten agieren zunehmend brutaler

"Die Seeräuber am Horn von Afrika haben sich mit einem stärkeren Aufgebot und gefährlicheren Waffen auf die verstärkte Militärpräsenz eingestellt", sagte der Kommandant der deutschen Fregatte "Mecklenburg-Vorpommern", Kay-Achim Schönbach. Er sprach von einer neuen Qualität der Angriffe. Das Marineschiff patrouilliert seit mehreren Wochen im Zuge der EU-Anti-Terror-Mission "Atalanta" in dem Seegebiet.

Foto von deutscher Fregatte Mecklenburg-Vorpommern
Fregatte Mecklenburg-VorpommernBild: AP

Schönbach erläuterte, während die Piraten internationale Handelsschiffe noch vor kurzem mit ein bis zwei Booten angegriffen hätten, kämen sie jetzt oft mit dem zwei- bis dreifachen Aufgebot. Zudem hätten die Seeräuber aufgerüstet. Früher seien sie mit leichten Waffen wie Pistolen und Macheten bewaffnet gewesen, nun setzten sie auf Panzerfäuste und Kalaschnikow-Maschinengewehre. "Von denen machen sie jetzt sofort Gebrauch", sagte Schönbach. "Das liegt daran, dass die Angreifer für ihre Attacke inzwischen nicht mehr so viel Zeit haben. Sie müssen blitzschnell sein, weil sie immer damit rechnen müssen, dass die Kapitäne der Handelsschiffe per Notruf Hilfe anfordern".

Identifikationssystem wird zum Verhängnis

Nach Angaben Schönbachs wird vielen Frachtern im Golf von Aden vor allem deren Automatisches Identifikationssystem AIS zum Verhängnis. Per Transponder werden die wichtigsten Schiffsdaten wie Tonnage, Name, Fracht und aktuelle Position übermittelt. Offenbar hätten die Piraten Zugriff auf dieses System und seien somit immer bestens im Bilde.

Entführung einträgliches Geschäft

Die Überfälle auf Schiffe sind inzwischen das einträglichste Geschäft in Somalia, das seit Jahrzehnten keine stabile Regierung mehr hat und völlig verarmt ist.

Den bislang größten Fang machten die Piraten Mitte November, als sie den saudiarabischen Öltanker "Sirius Star" mit 25 Mann Besatzung und Rohöl im Wert von mehr als 100 Millionen Dollar entführten. Am 10. Januar wurde der Tanker gegen ein Lösegeld von drei Millionen Dollar wieder frei gegeben.

Die internationale Schifffahrt kann das Gebiet kaum meiden. Der Golf von Aden verbindet Asien über das Rote Meer und den Suez Kanal mit dem Mittelmeer und ist damit eine der wichtigsten Schifffahrtsstraßen der Welt. (se)

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