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Noch Hoffnung für schwangere Christin im Sudan?

19. Mai 2014

Die hochschwangere Christin ist - trotz weltweiter Proteste - von einem südsudanesischen Gericht zum Tode verurteilt worden. Gibt es noch Hoffnung für Meriam Yehya Ibrahim Ishag?

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Großmoschee von Khartum Archiv 2008
Bild: DW/I. Mohamad

Die 27-jährige soll sich geweigert haben, ihrem christlichen Glauben abzuschwören. Die Richter in der Hauptstadt Khartoum verurteilten sie deshalb wegen "Abtrünnigkeit" zum Tod durch Hängen. Grundlage des Urteils ist das an die Scharia angelehnte sudanesische Strafrecht, da eine Heirat einer Muslimin mit einem Christen als Straftrat einordnet. Die Ärztin hatte vor zwei Jahren den christlichen Südsudanesen Daniel Wani geheiratet. Ein Verwandter hatte sie angezeigt.

Vor Gericht bestritt die junge Frau, jemals dem muslimischen Glauben angehangen zu haben. Insofern könne ihr keine Abtrünnigkeit vorgeworfen werden. Die Richter beriefen sich indes auf die südanesische Verfassung, wonach jeder in Sudan geborene Mensch automatisch Muslim ist. Auch wurde Meriam Yehya Ibrahim Ishag wegen "Hurerei" zu 100 Peitschenhieben verurteilt, weil ihre Ehe mit einem Christen nach sudanesischem Gesetz ungültig ist.

Hinrichtung nach der Geburt

Die Verurteilte ist seit Februar in einem Frauengefängnis in Khartum eingesperrt - zusammen mit ihrem ersten Kind, dem 20 Monate alten Martin. Nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen verweigert man ihr jede medizinische Versorgung. Ihr Mann darf sie nicht besuchen. Ihm hat das Gericht das Sorgerecht für den Sohn wie auch für das ungeborene Kind verweigert, weil diese Muslime seien. Die im achten Monat schwangere Frau soll nach der Geburt hingerichtet werden.

Sudan Schwangere Frau zu Tode verurteilt
Ein Gericht in Sudans Hauptstadt Khartoum verurteilte die junge, schwangere Christin zum TodeBild: picture-alliance/dpa

Gegen das Urteil haben zahlreiche westliche Botschaften im Sudan protestiert. "Wir rufen die Regierung in Khartum dazu auf, das Recht auf Religionsfreiheit zu achten, inklusive des Rechts, den Glauben zu wechseln", heißt es in einem gemeinsamen Statement der politischen Vertretungen. Auch internationale christliche Organisationen und die Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International setzten sich für Meriam Yehya Ibrahim Ishag ein. Amnesty startete einen "dringenden Appell" für die sofortige Freilassung der jungen Frau: "Mariam Yahia Ibrahim Ishag ist eine gewaltlose politische Gefangene, die allein wegen ihrer religiösen Überzeugung und Identität verurteilt wurde", heißt es in dem Aufruf der Menschenrechtsorganisation.

Deutsche Muslime fordert Hilfe von Kanzlerin Merkel

In Deutschland forderte der Zentralrat der Muslime Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, sich für die Verurteilte Christin einzusetzen. Die Bundesregierung solle gegenüber dem Sudan ihren Einfluss geltend machen, damit das Urteil nicht vollstreckt werde, sagte der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek der "Bild"-Zeitung.

Unterdessen scheint die Hinrichtung der jungen Frau noch nicht besiegelt. Der US-amerikanische Nachrichtensender CNN zitierte am Wochenende den sudanesischen Parlaments-Sprecher Fatih Izz Al-Deen mit den Worten, der Fall werde "durch alle juristischen Instanzen bis hin zum Verfassungsgericht laufen."

sd/kk (afp, epd, kna, FAZ)