1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Chemie-Nobelpreis für Erforschung der Eiweiß-Fabriken

7. Oktober 2009

Die israelische Wissenschaftlerin Ada Yonath und die beiden US-Forscher Thomas Steitz und Venkatraman Ramakrishnan teilen sich die diesjährige Auszeichnung aus Stockholm.

https://p.dw.com/p/K0d6
Medaille mit Kopf von Alfred Nobel schimmert durch eine chemische Strukturformel auf grüner Tafel (Montage: Deutsche Welle)
Bild: picture-alliance/ dpa/ AP/DW Montage

Die drei Forscher haben gemeinsam die Struktur und Funktion von winzigen schwimmenden Eiweißfabriken im Inneren von Zellen aufgeklärt – den Ribosomen, ohne die Leben nicht möglich wäre.

Ribosom, schematische Darstellung (Grafik: David S. Goodsell of The Scripps Research Institute)
Die zwei Hälften eines RibosomsBild: David S. Goodsell / Wikipedia

Denn Ribosomen (griechisch für "Trauben-Körperchen") sind wahre Wunderwerke der Natur und können beliebige Eiweiße nach Bedarf herstellen. Auftraggeber ist die Zelle, die die Bauanleitung des gerade benötigten Eiweißes rasch im Erbmaterial im Zellkern ablesen lässt und einen Boten mit einer verschlüsselten Bauanleitung zu den Ribosomen schickt. Diese fädeln wie gewünscht eine Aminosäure nach der anderen zu einem Eiweißfaden, der sich selbständig in Form faltet. Und schon hat die Zelle die Enzyme oder Bauelemente, die sie zum reibungslosen Funktionieren braucht.

Die Architektur der Eiweißfabriken ist vor allem auch für die Herstellung neuer Antibiotika interessant. In der Vergangenheit wurden bereits viele verschiedene Antibiotika hergestellt, die gezielt die Ribosomen von krankheitserregenden Bakterien lahm legen. Werden diese resistent, sind neue Antibiotika nötig. Da die drei Nobelpreisträger neue Wege gezeigt haben, wie sich Antibiotika an die Ribosomen binden, ist die Auszeichnung auch mit der Hoffnung auf neue medizinische Therapien verbunden.

Thomas Steitz (* 1940) erforscht die Ribosomen mit Hilfe der Röntgenkristallografie und Molekularbiologie am Howard Hughes Medical Institute der Yale Universität, USA. 1966 promovierte er an der Harvard Universität.

Venki Ramakrishnan ( * 1952 in Chidambaram, Indien) ist ein amerikanischer Ribosomenforscher und Strukturbiologe. Ramakrishnan klärte im Jahr 2006 mit seiner Arbeitsgruppe die atomare Struktur des gesamten Ribosoms im Komplex mit tRNA- und mRNA-Liganden auf. Seit 1999 forscht er am Labor für Molekulare Biologie des Medical Research Council of Molecular Biology, Cambridge, England.

Ada Yonath (*1939 in Jerusalem, Israel) ist eine israelische Strukturbiologin am Weizmann-Institut für Wissenschaften in Rechowot, Israel. Sie entwickelte die Grundlagen für die Kristallisation von Ribosomen und konnte weltweit erstmals deren Untereinheiten elektronenmikroskopisch darstellen. In der Folge gelang es ihr, den Wirkmechanismus von mehr als 20 Antibiotika aufzuklären.

Autorin: Ulrike Wolpers (nobelprize.org, dpa)

Redaktion: Judith Hartl