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No smoking

Daniel Scheschkewitz26. Mai 2003

Im Lande der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten wird es für Raucher zunehmend eng. Vielerorts war das Rauchen schon grundsätzlich verboten. Jetzt soll der Nikotinkonsum auch in Restaurants untersagt werden.

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Rauchen ist in den nicht erst seit gestern verpönt. Wer raucht, steht buchstäblich im Abseits, vor allem am Arbeitsplatz, wo Raucher in kleinen Gruppen und regelmäßigen Zeitabständen vor den Gebäuden ihrer Sucht frönen. In New York tauchen die rauchenden Menschentrauben zunehmend auch des Nachts auf, seit ein von Bürgermeister Michael Bloomberg unterstütztes Gesetz das Rauchen auch in den meisten Bars, Clubs und Restaurants der Stadt verboten hat.

Zahlreiche andere Bundesstaaten wie Kalifornien oder Delaware sind der New Yorker Initiative bereits gefolgt - denn die Suchtgesetzgebung unterliegt, wie so vieles in den USA, vor allem den Bundesstaaten und Lokalbehörden. Während vor allem in tabakproduzierenden ländlichen Bundesstaaten wie Virginia oder Tennessee die Anti-Nikotingesetzgebung eher lax ist, müssen sich Raucher vor allem in den Metropolen der USA ihrer Sucht geradezu schämen und tief in die Tasche greifen. In Folge der hohen Besteuerung ist der Preis für ein Päckchen Zigaretten in New York inzwischen auf sieben Dollar geklettert, in Virginia ist der Glimmstängel dagegen noch für 2.50 Dollar pro Packung zu haben.

Der Schmuggel blüht

Zigarettenschmuggel innerhalb der USA ist deshalb ein einträgliches Geschäft. Denn trotz aller Einschränkungen, trotz des sozialen Stigmas und trotz eines weitgehenden Werbeverbots greifen noch immer viele US-Bürger zur Zigarette - mit über 400 Milliarden verkauften Glimmstängeln pro Jahr stehen die USA in der Rangliste der Tabakkonsumenten nach der VR China noch immer an zweiter Stelle.

Nach Schätzungen der "Stiftung für ein rauchfreies Amerika" sterben in den Vereinigten Staaten Jahr für Jahr mehr als 400.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums, auch wenn die Zahl der Raucher inzwischen deutlich zurückgeht. US- Tabakkonzerne wie Philip Morris oder Reynolds machen inzwischen den bei weitem größten Teil ihrer Umsätze im Ausland, vor allem in Osteuropa und den Entwicklungsländern. Nicht zuletzt deshalb sträubten sich die USA lange Zeit gegen die Mitte Mai verabschiedete Anti-Tabakkonvention der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Anwälte lieben Raucher

Die Konvention verpflichtet nach ihrem Inkrafttreten alle 192 Mitgliedstaaten, bestimmte Maßnahmen gegen den Nikotinkonsum zu ergreifen, die den milliardenschweren Umsatz der US-Tabakkonzerne weiter gefährdet könnte. Deshalb ist noch unklar, ob und wann Präsident Bush und der Kongress die Vereinbarung ratifizieren werden. Aber nicht nur die Tabakkonzerne verdienen kräftig am blauen Dunst. Amerikas Anwälte, weltweit berühmt-berüchtigt für ihre vor Gericht erstrittenen Entschädigungssummen, haben die gesundheitsgeschädigten Raucher schon seit langem für sich entdeckt - millionenschwere Entschädigungssummen an Nikotinopfer sind in den USA keine Seltenheit.

Weil aber auch in den USA der Kampf gegen den blauen Dunst nicht grenzenlos ist, hat ein Berufungsgericht in Florida vergangene Woche die Sammelklage von sechs ehemaligen Rauchern abgewiesen. Die Anwälte der Raucher hatten vom Tabakkonzern Brown and Williamson die Rekordentschädigungssumme von sage und schreibe 145 Milliarden Dollar verlangt.