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Nippon auf Brautschau

15. Januar 2002

Japan und Singapur haben ein als "historisch" bezeichnetes Freihandelsabkommen geschlossen. Doch der Vertrag kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Japaner in Asien wirtschaftlich in die Defensive geraten sind.

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Rote Zahlen: Japans Wirtschaft lahmtBild: AP

Das Abkommen mit dem südostasiatischen Stadtstaat ist das erste seiner Art, das Japan mit einem anderen Staat eingegangen ist. Es sieht vor, die Import- und Exportzölle auf fast alle bilateral gehandelten Produkte aufzuheben.

Philippinische Präsidentin Macapagal Arroyo mit dem japanischen Premierminister Junichiro Koizumi
Die philippinische Präsidentin Arroyo begrüßt Koizumi.Bild: AP

Singapur ist die letzte Station der Reise von Japans Regierungschef Junichiro Koizumi durch fünf südostasiatische Staaten. Zuvor hatte der Premier die Philippinen, Malaysia, Thailand und Indonesien besucht. Überall warb Koizumi für eine neue Wirtschaftsgemeinschaft zwischen Japan und ASEAN, dem Verbund der Staaten in Südostasien. Auch Australien, Neuseeland, Südkorea und China sollen einbezogen werden.

Japan blieb außen vor

Koizumis Initiative ist überfällig. Denn Japans Einfluss in der Region schwindet. Das zeigte sich beim letzten Gipfel der ASEAN-Länder im November 2001: Auf Betreiben des chinesischen Ministerpräsidenten Zhu Rongji beschlossen die südasiatischen Staaten, eine Freihandelszone mit China zu errichten. Von Japan war bei dieser Gelegenheit keine Rede.

Dafür gibt es handfeste Gründe: Seit zehn Jahren kämpft Nippon mit einer Wirtschaftskrise; gleichzeitig kommen die Struktur-Reformen nicht voran. Angesichts der hochsubventionierten und streng abgeschotteten Landwirtschaft haben zudem viele ASEAN-Länder Zweifel, ob es Japan mit dem versprochenen freien Handel in der Region überhaupt ernst meint.

Zwar vergibt Japan nach wie vor die meisten Kredite in Südostasien und es liegt auch bei den Investitionen vorne, doch die Region blickt immer stärker nach China. Die Volkrepublik ist dabei, zur Konjunkturlokomotive in Asien zu werden. So erreichte Chinas Außenhandel im Jahr 2001 zum ersten Mal ein Volumen von mehr als einer halben Billion Dollar. Die Pekinger Regierungszeitung "Chenbao" berichtete, die Summe der Ein- und Ausfuhren sei um 7,5 Prozent gegenüber 2000 gestiegen. Außerdem ist China inzwischen Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO).

Aus diesem Grund glauben viele Beobachter, dass es Japans Premier Koizumi schwer fallen wird, ASEAN von seinen Ideen zu begeistern. "ASEAN und China haben mehr Spielraum für einen Ausbau des Handels als ASEAN und Japan", sagte Michael Spencer, der Chefvolkswirt der Deutschen Bank in Asien, jetzt in einem Zeitungsinterview. Südostasien verliere deshalb zunehmend das Interesse an Japan. (hh)