Nigerias mächtige und ohnmächtige Machthaber
Seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1960 hat Nigeria viele Präsidenten kommen und gehen sehen. Nicht alle legten ihr Amt nach dem Willen des Volkes freiwillig nieder.
Muhammadu Buhari
Viele Nigerianer setzen ihre Hoffnungen in Nigerias neuen Präsidenten: Muhammadu Buhari. Bei den Präsidentschaftswahlen am 28. März erzielte Buhari einen klaren Sieg gegenüber Amtsinhaber Goodluck Jonathan. Das Amt des Präsidenten ist dem General Buahri nicht neu. In einem Militärcoup übernahm der General 1983 die Macht im Land.
Abubakar Tafawa Balewa
Abubakar Tafawa Balewa war 1957 Nigerias erster und einziger Ministerpräsident. Er führte das Land drei Jahre später in die Unabhängigkeit. Seine Amtszeit war von innenpolitischen Krisen und ethnischen Auseinadersetzungen zwischen Haussa, Igbo und Yoruba geprägt. Balewa setzte sich für die Idee einer "afrikanischen Identität" ein. 1966 wurde er vom Militär entführt und getötet.
Nnamdi Azikiwe
Eine Schlüsselfigur des entstehenden nigerianischen Nationalismus ist Nnamdi Azikiwe. Mit der Ausrufung der Republik 1963 wurde Azikiwe Staatspräsident. Ihm oblagen jedoch lediglich zeremonielle Aufgaben. Ein Militärputsch 1966 überraschte Azikiwe während eines Auslandsaufenthaltes. Er bedeutete das Ende der ersten Republik und den Beginn einer 13 Jahre lang andauernden Militärherrschaft.
Johnson Aguiyi-Ironsi
Nach einem blutigen Militärputsch übernahm Johnson Aguiyi-Ironsi 1966 die Macht. Das Ende der Ersten Republik war besiegelt. Der langjährige Militär Aguiyi-Ironsi setzte Teile der Verfassung außer Kraft und machte das föderalistische Nigeria zu einem zentralistischen Staat. Nach nur sechs Monaten im Amt wird auch er bei einem erneuten Putsch von Vertretern des islamischen Nordens getötet.
Yakubu Gowon
Wieder übernimmt ein Militär: General Yakubu Gowon regiert von 1966 bis 1975. Pogrome gegen die Bevölkerung der Igbo führten 1967 zum Biafra-Krieg. Die Blockade seitens Nigeria löste in der Kriegsregion eine Hungersnot aus, über eine Million Menschen starben bis zum Kriegsende 1970. General Yakubu Gowon wurde schließlich selbst in einem Coup gestürzt.
Murtala Ramat Mohammed
General Murtala Ramat Muhammed hatte nur eine kurze Regierungszeit: von Juli 1975 bis Februar 1976. Er war einer der Kommandeure der nigerianischen Armee im Biafra-Krieg. Nach sieben Monaten im Amt wurde er in Lagos bei einem Überfall aus dem Hinterhalt getötet.
Olusegun Obasanjo
Die Macht übernahm Muhammads Stellvertreter Olusegun Obasanjo. Der Generalmajor regierte Nigeria von 1976 bis 1979, als er als erster militärischer Führer des Landes die Macht an einen demokratisch gewählten Präsidenten übergab. Obasanjo selbst wurde später auch Präsident "in zivil".
Alhaji Shehu Shagari
Alhaji Shehu Shagari (ganz links) war der erste und einzige Präsident von Nigerias Zweiter Republik. Im Wahlkampf warb er 1979 mit dem Slogan "Eine Nation, ein Schicksal" - und gewann. Später warf man ihm jedoch Korruption und Wahlbetrug vor. Aus dem Amt geputscht hat ihn schließlich der heutige Präsident und damalige Generalmajor Muhammadu Buhari in einem Militärcoup.
Muhammadu Buhari
Als miltärischer Herrscher übernahm Muhammadu Buhari von Dezember 1983 bis August 1985 die Macht in Nigeria. Er machte sich einen Namen mit seinem Kampf gegen Korruption und für Disziplin. Seine Kritiker werfen ihm Menschenrechtsverletzungen in dieser seiner ersten Regierungszeit vor. Auch Buhari wurde am Ende aus dem Amt gepuscht.
Ibrahim Badamasi Babangida
Beim Putsch von General Ibrahim Badamasi Babangida, auch IBB genannt, floss kein Blut. In der Regierungszeit des Generals von 1985 bis 1993 wurde die Verfassung für eine Dritte Republik erarbeitet. Sie trat aber nie in Kraft. Bei überraschend freien und fairen Präsidentschaftswahlen 1993 gewann Moshood Abiola, allerdings anullierte Babangida die Wahlen.
Ernest Shonekan
Unter dem Druck, die Macht an eine zivile Regierung zu übergeben, ernannte General Babangida im August 1993 Ernest Shonekan (Bildmitte) als Übergangspräsidenten. Dieser blieb allerdings nur drei Monate im Amt, bevor ihn sein Verteidigungssekretär Sani Abacha stürzte.
Sani Abacha
Unter der Militärdiktatur von General Sani Abacha von 1993 und 1998 erlebte Nigeria starkes wirtschafliches Wachstum, aber auch weitreichende Verstöße gegen die Menschenrechte. Laut wurde die Kritik vor allem nach der Erhängung des Ogoni-Aktivisten Ken Saro-Wiwa im Jahr 1995. Abacha starb 1998 an einem Herzinfarkt, kurz bevor der Wahlkampf für demokratische Wahlen beginnen sollte.
Abdulsalami Abubakar
Das Amt von Abacha übernahm General Abdulsalami Abubakar. Er versprach, die Wahlen innerhalb eines Jahres abzuhalten und die Macht friedlich zu übergeben. Zum Erstaunen seiner Gegner hielt er sich an sein Wort. In der kurzen Regierungszeit gab sich Nigeria eine neue Verfassung. Dies war der Beginn der Vierten Republik und das Ende der militärischen Herrschaft im Land.
Olusegun Obasanjo
Gewinner der Wahl von 1999 war Olusegun Obasanjo, selbst ehemaliger Militärmachthaber. Als Kandidat der Demokratischen Volkspartei (People's Democratic Party, PDP) bekam er fast 63 Prozent der Stimmen. Im Jahr 2003 wurde er in umstrittenen Wahlen für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Als Verdienst wird ihm Wachstum für Nigeria nachgesagt. Obasanjo ist Mitbegründer von Transparency International.
Umaru Musa 'Yar Adua
Auch die Wahl von 2007 gewann der Kandidat der PDP: Umaru Musa 'Yar Adua. Sein Konkurrent Muhammadu Buhari, der schon vier Jahr zuvor verloren hatte, wollte die Wahl am liebsten annulliert sehen. 'Yar Adua reiste Ende 2009 nach Saudi Arabien für eine medizinische Behandlung. Die Amtsgeschäfte übernahm zwischenzeitlich Goodluck Jonathan. 'Yar Adua starb schließlich im Mai 2010 an seiner Krankheit.
Goodluck Jonathan
Nach 'Yar Aduas Tod übernahm sein Vize Goodluck Jonathan das Präsidentenamt. Bei den Wahlen 2011 gewann er gegen Muhammadu Buhari. Nach einer Regierungszeit mit gemischter Bilanz bekam Jonathan allseits Anerkennung, als er seine Wahlniederlage im Jahr 2015 eingestand und damit den Weg für die erste friedliche demokratische Machtübergabe in Nigeria ebnete.