Boko Haram soll neuen Anführer haben
3. August 2016
Die nigerianische Terrorgruppe Boko Haram hat offenbar einen neuen Anführer. Dabei soll es sich um Abu Musab al-Barnawi handeln, der bisher als Sprecher der Miliz bezeichnet wurde, berichtete die BBC. Den Informationen des Senders zufolge hatte die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) die Personalie bekanntgegeben.
In der wöchentlichen Online-Zeitung des IS mit dem Titel "Al-Naba" soll al-Barnawi gesagt haben, Boko Haram bleibe eine Kraft, mit der gerechnet werden müsse. Außerdem habe man neue Kämpfer gewinnen können. Al-Barnawi galt bisher als der militärische Chef der Miliz.
Experte: Ein Coup der abtrünnigen Gruppe Ansaru
Boko Haram hatte sich 2015 dem IS angeschlossen, wird jedoch Experten zufolge als der kleinere Partner angesehen. Nach ihrer Einschätzung deutet der mutmaßliche Aufstieg von al-Barnawi zum Boko-Haram-Chef auf einen Coup der Dschihadistengruppe Ansaru hin. Diese ist eine Abspaltung von Boko Haram.
Wo sich der bisherige Anführer der nigerianischen Miliz, Abubakar Shekau, befindet, ist unklar. In den vergangenen Jahren wurde er mehrfach für tot erklärt, er tauchte jedoch in Videobotschaften wieder auf. Unter Shekaus Führung habe Boko Haram an Anziehungskraft eingebüßt, auch die Kontrolle sei schwieriger geworden, so die weitere Analyse der Fachleute. Inzwischen sei die Miliz in mehrere kleinere Gruppen aufgespalten.
Mehr als 20.000 Terror-Tote
Die islamistische Gruppierung Boko Haram entstand 2002 in Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno im Norden Nigerias. Übersetzt bedeutet der volle Name etwa "Menschen, die sich der Verbreitung der Worte des Propheten und dem Heiligen Krieg verpflichtet fühlen". Ihr lokaler Name Boko Haram stammt aus der Sprache Haussa, der größten Verkehrssprache im Norden Nigerias, und heißt so viel wie: "Westliche Bildung ist Sünde."
Seit 2009 kämpft die Miliz gegen Nigerias Regierung und für einen islamischen Gottesstaat im Nordosten des Landes. Unbestätigten Angaben zufolge starben bislang mehr als 20.000 Menschen bei Anschlägen der Organisation. Zudem wurden Hunderte entführt, darunter viele Schülerinnen. Zuletzt schien die Miliz militärisch auf dem Rückzug, auch weil die Nachbarländer, unter ihnen Tschad und Niger, gegen die Gruppe mobil machten. Ihre terroristischen Aktivitäten stellte sie allerdings nicht ein.
sti/kle (afp, ape, kna)