Niedlich bis skurril - die WM-Maskottchen
Vom Strichmännchen mit Fußballkopf bis zur pummeligen Orange - nicht immer hatten die WM-Gastgeber eine gute Idee bei der Wahl ihres Maskottchens. Russland hat sich für einen Wolf entschieden.
Willie war der Erste
Breites Kreuz, entschlossener Schritt - so prägte Löwe Willie seine Rolle als erstes WM-Maskottchen der Fußball-Geschichte. Für die Gastgeber brachte er tatsächlich Glück: England holte 1966 seinen einzigen WM-Titel. Möglicherweise, weil der Schiedsrichter des Endspiels in Wembley durch ebenso eingeschränkte Sehschlitze blickte und einen Ball im Tor sah, der nicht drin war.
Juanito, der Straßenkicker
Ein Rotzbengel mit Hut als Maskottchen. Die wirklichen Fußballverrückten, die kleinen Jungs nämlich, wurden bei der WM 1970 in Mexiko in der Figur von Juanito verewigt. Sehr realitätsgetreu. Die WM selbst lieferte legendäre Duelle: Die Revanche von Deutschland gegen England und natürlich das Jahrhundertspiel der DFB-Elf gegen Italien.
Statt einem Straßenkicker - zwei Straßenkicker!
Allzu viel Hirnschmalz haben die Organisatoren der ersten WM in Deutschland 1974 wohl nicht investiert. Nach dem Erfolg von Juanito schickten sie einfach zwei niedliche Fußballjungs ins Rennen. Ihr Name: Tip & Tap - angelehnt an die Art, auf dem Bolzplatz Mannschaften auszuwählen. Die Adidas-Schuhe sind natürlich kein Zufall.
Legende mit Lederpeitsche
Gauchito hieß das offizielle WM Maskottchen 1978. Angelehnt an eine argentinische Legende, die im Stile von Robin Hood gegen die Mächtigen gekämpft haben soll. Wer ähnlich subversiv im Argentinien des Jahres 1978 vorging, hatte wohl noch Glück, wenn er nur eine Lederpeitsche abbekam. In der Militärdiktatur wurde gefoltert und gemordet. Argentinien gewann die Heim-WM.
Orangenfratze aus Spanien
Der Ball ist rund - das Maskottchen auch! Bei der WM 1982 in Spanien versah Naranjito seinen Dienst. Die Orange in spanischer Fußballkluft brachte den Gastgebern kein Glück. Spanien scheiterte in der zweiten Finalrunde unter anderem an der deutschen Mannschaft. Naranjito sonnte sich stattdessen im Erfolg: Die kickende Zitrusfrucht bekam eine eigene TV-Serie im spanischen Fernsehen.
Scharfe Schote
Nach der rundlichen Orange musste bei der WM 1986 eine dürre Chili-Schote als Maskottchen ran. Sieht man Pique, hat man die zwar penetrante, aber gut gelaunte mexikanische Mariachi-Band schon im Ohr. Feurige Duelle prägten auch das Turnier. Höhepunkt: das hochdramatische Finale zwischen Deutschland und Argentinien. Burruchaga! - Briegel! - 2:3
Ciao - der stylische Italiener
Auch wenn es auf diesem Bild nicht so wirkt: Der aufs Wesentliche reduzierte Ciao bei der WM 1990 in Italien war das erste voll computeranimierte Maskottchen der Geschichte. Brillant ist die Idee mit dem Fußball-Köpfchen. Denn schließlich zeigt es das Innenleben vieler Fan-Hirne während einer WM sehr treffend. Vielleicht weckt "Ciao" aber auch nur bei deutschen Fans gute Titelerinnerungen.
Striker, der Stadionwuffi
Die Amis können Marketing und Merchandising! Dieser Glaubenssatz gerät durch Striker dann schon etwas ins Wanken. Der einfallslose Stadionwuffi ist so aalglatt, dass man ihn sofort vergisst. Was auch für die ganze WM 1994 gelten kann. Allein dieses quälende Endspiel zwischen Brasilien und Italien, entschieden durch Baggios verschossenen Elfmeter. Zum Jaulen!
Properer Hahn gockelt Frankreich zum Titel
Footix - heißt diese französische Kreation für die WM 1998. Michel Platini, damals Vize-Präsident des Organisationskomitees, leistete Geburtshilfe für den gallischen Hahn, denn noch ein ähnliches Federvieh war im Rennen. Doch Footix mit der stolz geschwellten Brust setzte sich durch, genau wie die Equipe Tricolore. Den WM-Hahn gab es nicht nur als Plüschtier, sondern auch auf Briefmarken & Co.
Iiiiiiiihhhh - ist das bunt!
Nik, Kaz und Ato heißen diese, diese, äääähh - ja was eigentlich? Die drei waren auf jeden Fall für die an sattes Grün gewohnte Fan-Augen schreiende Störenfriede bei der WM 2002 in Japan und Südkorea. Vermutlich haben die grellbunten Fratzen den armen deutschen Tor-Titanen Oliver Kahn derartig verschreckt, dass er im Finale einen Ball fallen ließ, Brasilien holte den Cup.
Liegendtransport für Goleo und Pille
Die Maskottchen des Sommermärchens 2006 setzen im obigen Bild die deutsche Gefühlslage nach dem bitteren Halbfinal-Aus gegen Italien gekonnt in Szene. Uff, das war schlimm! Aber der sprechende Fußball und sein großer, zotteliger Löwenfreund im deutlich zu engen Trikot standen wieder auf und feierten mit dem DFB-Team den dritten Platz wie einen Titel.
Leopardenpunk aus Südafrika
Zakumi heißt das Maskottchen der WM 2010 in Südafrika. Der Name setzt sich zusammen aus ZA (dem internationalen Auto-Kennzeichen für Südafrika) und kumi (Wort für "zehn" in mehreren afrikanischen Sprachen). Ob ein Umweltskandal, ein Sturz in einen Kessel mit Zaubertrank oder gar der Hang zum Punk Ursache für die grünen Haare des Leoparden ist, ist nicht überliefert.
Fuleco und das Trauma
"Gürteltier gut am Ball" - so lautet der Refrain des offiziellen Songs für das brasilianische WM-Maskottchen Fuleco. Von diesen angedichteten Fähigkeiten hätte das Marketing-Geschöpf lieber etwas der Seleção abgeben sollen. Denn während das Gürteltier in Landesfarben wohl keinen nachhaltigen Platz in der Fußballhistorie einnimmt, wird das 1:7-Debakel gegen Deutschland keiner so schnell vergessen.
Das Märchen vom bösen Wolf
Für die Weltmeisterschaft in zwei Jahren will uns Maskottchen Zabivaka offenbar signalisieren: Russland ist top! Hooligans, Homophobie, Doping - der Wolf lächelt die Vorwürfe einfach weg. Wer kann einem so schnuckeligen Tierchen schon böse sein? Einzig die Skibrille irritiert. Oder wird es doch eine Winter-WM geben? Die FIFA überrascht uns ja immer wieder gerne.