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Nichts verloren, nichts gewonnen

16. Juni 2004

Deutschland hat sich mit einer starken Leistung ein 1:1 (1:0) gegen die Niederlande mehr als verdient - es fehlten ganze neun Minütchen zum Sieg gegen den Erzrivalen.

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Tumult vor dem holländischen TorBild: AP

"Wir haben nichts verloren, aber auch nichts gewonnen" - so lautete Rudi Völlers Fazit nach 90 aufreibenden Minuten im Fußballklassiker gegen die Niederlande. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist jedoch durchaus verheißungsvoll in die Euro 2004 in Portugal gestartet. Im Auftaktmatch in Porto trotzte der Vizeweltmeister dem Erzrivalen Niederlande ein beachtliches 1:1 (1:0) ab - und lange sah es sogar nach einem Sieg für die deutsche Mannschaft aus. Erst ein Treffer von Ruud van Nistelrooy in der 81. Minute brachte das Team von Rudi Völler um den ganzen Lohn eines harten Kampfes. Torsten Frings hatte für den Vizeweltmeister im Estadio do Dragao in der ersten Halbzeit per Freistoß zur Führung getroffen.

Starke erste Halbzeit

Wie erwartet, startete Deutschland in der Defensive mit einer Viererkette, Frank Baumann als zusätzlichem Mittelfeldspieler und mit dem einzigen Stürmer Kevin Kuranyi. Von Beginn an stand die deutsche Defensive überraschend sicher. Im Mittelfeld gewann Deutschland mit zunehmender Spieldauer einer vergleichsweise fairen Partie ein deutliches Übergewicht. Technisch stark, kombinationssicher, laufbereit und zweikampfstark wurden die Holländer defensiv hervorragend bekämpft und auch offensiv kamen die Deutschen nach etwa 20 Minuten immer besser ins Spiel. Wörns (21.), Kuranyi (23.) und erneut Wörns (24.) mit einem Kopfball aus fünf Metern gaben erste Warnschüsse ab. Nach einer halben Stunde ging die DFB-Auswahl dann auch verdient in Führung: Frings gab einen Freistoß von der linken Seite in den Strafraum, und unberührt flog die Kugel vom dort an den Innenpfosten und ins Tor.

Euro 2004 Niederlande - Deutschland
Jubel nach dem Treffer durch FringsBild: AP

Die Holländer brauchten zunächst einige Minuten, um sich von diesem Schock zu erholen. Erst in der 42. Minute kam Holland zu der ersten Chance, als Rafael van der Vaart mit einem Linksschuss knapp das Tor verfehlte.

Der holländische Trainer Dick Advocaat wechselte in der Halbzeit doppelt: Für den enttäuschenden Zenden und Davids kamen Overmars und Sneijder. Das Spiel des Europameisters von 1988 wurde dadurch nicht einfallsreicher, aber druckvoller. Die deutsche Mannschaft geriet zunehmend in die Defensive, Entlastung durch das Mittelfeld fand kaum statt. "Wir ließen uns phasenweise zu sehr hinten rein drängen", wie Torhüter Oliver Kahn meinte.

Super gestanden - einmal geschlafen

Mit viel Einsatz und einem starken Kahn konnte Deutschland den Vorsprung aber zuächst halten. Holland setzte schließlich auf mehr Offensive und brachte mit Van Hoojidonk noch einen zusätzlichen Stürmer, Völler brachte Schweinsteiger für Schneider und Ernst für Frings - und Fabian Ernst war dann der Ausgangspunkt für den späten holländischen Ausgleich, als er den Ball an der Außenlinie an Van der Meyde verlor. Dessen Flanke konnte der zuvor unauffällige Van Nistelrooy hart bedrängt von Wörns in Weltklassemanier zum Ausgleich an Kahn vorbeistochern (81.). "Wir haben das ganze Spiel super gestanden - aber da haben wir geschlafen", wie Torsten Frings meinte.

Holland machte danach vor allem über Van Hoijidonk noch viel Druck, doch auch Deutschland hatte in der hoch spannenden Partie noch Konterchancen, um die Partie doch noch für sich zu entscheiden. Es blieb aber beim Unentschieden, das alle Beteiligte als gerecht bezeichneten.

"Bestes Spiel nach langer, langer Zeit"

"Das war unser bestes Spiel, nach sehr langer Zeit", meinte Kahn. Teamchef Völler sah das nicht anders - verwies aber zugleich darauf, dass man nun die beiden anderen Gruppenspiele gegen Tschechien und Lettland gewinnen müsse, um sicher ins Viertelfinale zu kommen: "Aber auf dieser Leistung können wir aufbauen." (sams)

Deutschland: Kahn (Bayern München/35 Jahre/70 Länderspiele) - Friedrich (Hertha BSC/24/20), Wörns (Borussia Dortmund/32/57), Nowotny (Bayer Leverkusen/30/44), Lahm (VfB Stuttgart/20/7) - Hamann (FC Liverpool/30/56), Baumann (Werder Bremen/28/25) - Schneider (Bayer Leverkusen/30/38 - 68. Schweinsteiger/Bayern München/19/2), Ballack (Bayern München/27/42), Frings (Borussia Dortmund/27/30 - 79. Ernst/Werder Bremen/25/8) - Kuranyi (VfB Stuttgart/22/13 - 85. Bobic/Hertha BSC/32/36)

Niederlande: van der Sar (FC Fulham/33/85) - Heitinga (Ajax Amsterdam/20/7 - 74. van Hooijdonk/Fenerbahce Istanbul/34/41), Bouma (PSV Eindhoven/26/13), Stam (Lazio Rom/31/63), van Bronckhorst (FC Barcelona/29/37) - van der Vaart (Ajax Amsterdam/21/19), Cocu (FC Barcelona/33/80), Davids (FC Barcelona/31/64 - 46. Sneijder/Ajax Amsterdam/20/10) - van der Meyde (Inter Mailand/24/14), van Nistelrooy (Manchester United/27/34), Zenden (FC Middlesbrough/27/53 - 46. Overmars/FC Barcelona/31/84)

Schiedsrichter: Frisk (Schweden)

Zuschauer: 52 000

Tore: 1:0 Frings (30.), 1:1 van Nistelrooy (81.)