New London
25. Januar 2004Auf dem Weg zur modernen Trendsetter-Metropole sind
in den kommenden Jahren in London Bauten geplant, die das Gesicht und die Skyline der Stadt an der Themse stark verändern werden.
Die "Gurke" und die "Glasscherbe"
Ein Beispiel ist Sir Norman Foster mit seinem vom Finanzdienstleister Swiss Re in Auftrag gegebenen Hochhaus, in dem demnächst 4000 Angestellte arbeiten werden. Das zapfenförmige Gebäude fordert zu Vergleichen geradezu heraus. Englische Kritiker haben den Bau mit einer der frühen Raketenentwürfe Werner von Brauns verglichen. Die Londoner nennen das Gebäude eine "Gurke".
Der Architekturkritiker der britischen Zeitung "Guardian" prophezeite dem aus vielen Winkeln der Stadt wahrnehmbaren 180 Meter hohen Bau, dass er wie die St. Paul's Cathedral und die Canary Wharf die Skyline Londons für die nächsten Generationen bestimmen werde.
Dasselbe treffe auch auf den von Renzo Piano entworfenen London Bridge Tower unweit der Galerie Tate Modern zu. Der umgerechnet 560 Millionen Euro teure Bau soll im Jahr 2009 fertig sein und hat auch schon einen Spitznamen: "Glasscherbe". Das extrem spitzwinklig zulaufende Gebäude wird im unteren Teil Büros und im oberen Teil ein Hotel beherbergen, dessen Zimmer eine spektakuläre Aussicht auf die Stadt und die Themse bieten werden.
Flughafen und Stadion
Neben Piano und Foster hat mit Richard Rogers ein weiterer Architekt von Weltrang derzeit einen Londoner Großbau in Arbeit: Terminal 5 von Heathrow, dem größten und wohl hässlichsten Flughafen Europas, wie englische Kritiker behaupten. Rogers, der zusammen mit Piano das Centre Pompidou in Paris entwarf, übernahm die Planung des Milliarden teuren Baus, der ein wellenförmig geschwungenes Dach aus Glas und Stahl haben wird. Im Jahr 2008 sollen die Arbeiten beendet sein.
Foster, dessen Glaskuppel des Berliner Reichstags schon ein Wahrzeichen der deutschen Hauptstadt geworden ist, hat in London noch einen besonders symbolträchtigen Prestigebau in Arbeit: Das neue Wembley-Stadium. Es wird voraussichtlich 2006 fertig, rund eine Milliarde Euro kosten und das größte Stadion der Welt sein - zwar nicht hinsichtlich der Sitzplätze, aber was sein Volumen angeht. Der Bau ist architektonisch nicht innovativ, dafür aber genau auf die Bedürfnisse von Fußballfans abgestimmt.
Junge Einflüsse
Neben den längst etablierten Namen können auch die jüngeren Stars der englischen Architekturszene Projekte in der englischen Hauptstadt verwirklichen. Dazu gehört David Adjaye, der schon den Pavillon für die erste internationale Londoner Kunstmesse, Frieze Art, im Oktober 2003 entwarf. Adjaye ist der Architekt der Idea Stores, unter deren Dach jeweils eine öffentliche Bibliothek als auch Geschäfte Platz finden werden.
Die zwei derzeit im Bau befindlichen Idea Stores sind in Tower Hamlets, im armen Nordosten Londons angesiedelt. Das ungewöhnliche Konzept von Konsum und kostenfreier Kultur soll Nichtleser zum Lesen verführen.
Nicht weit davon entfernt, in Whitechapel, sieht das Queen
Mary College von Will Alsop seiner Fertigstellung im Sommer 2004 entgegen. Blickfang der Ausbildungsstätte für Medizin und Zahnmedizin wird das Wissenschaftszentrum sein, das einer Körperzelle nachgebildet ist - allerdings vergoldet und in gigantischer Vergrößerung. (kas)