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Neun Tote bei Gondelunglück in Österreich

5. September 2005

Beim bislang schwersten Seilbahnunglück in den österreichischen Alpen sind am Montag neun deutsche Ski-Urlauber ums Leben gekommen, unter ihnen sechs Kinder. Mehrere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

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Rettungsaktion nach dem AbsturzBild: AP

Das Gondelunglück oberhalb von Sölden im Tiroler Ötztal wurde nach Angaben der Seilbahn-Betreiber durch einen Transporthubschrauber ausgelöst. Er verlor auf dem Flug zu einer Gletscherstation einen mit 750 Kilogramm Flüssig-Beton gefüllten Behälter. Der Bottich stürzte 300 Meter tief, traf eine Seilbahngondel und riss sie mit in die Tiefe. Sie zerschellte auf dem felsigen Boden.

Ursache unklar

Gondelunglück im Söldener Skigebiet
Bergung der OpferBild: AP

Der Österreichische Rundfunk (ORF) berichtete, das Betonstück habe das Seil der Bahn getroffen und es aus der Verankerung gerissen. Von den fünf Insassen dieser Gondel kamen drei ums Leben, wie die Seilbahnbetreiber mitteilten. Sechs von acht Insassen der darüber fahrenden Kabine starben, als sie durch die heftigen Schwingungen der Seile aus den Fenstern geschleudert wurden. Ein Passagier in einer dritten Gondel sei schwer verletzt worden. Von den sieben Verletzten seien vier noch in "kritischem" Zustand, sagte ein Polizeisprecher. Insgesamt befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks 35 Menschen in der Seilbahn. Mehrere Hubschrauber, Rotes Kreuz, Bergretter, Angestellte der Seilbahn und Polizei waren im Einsatz.

Nicht das erste Unglück

In Österreich gibt es mehr als 3000 Seilbahnen, die nach Angaben der Industrie- und Handelskammer des Landes alljährlich bis zu 550 Millionen Passagiere transportieren. Was "dieses furchtbare, verrückte Unglück" (so ein Helfer) im Ötztal ausgelöst hat, ist unklar. Der Haken, an dem der Behälter mit dem Betonteil festgemacht war, könne mechanisch und elektrisch ausgeklinkt werden, zitierte APA den Leiter der Hubschrauberfirma, Roy Knaus. Der Pilot kann vorerst nicht vernommen werden, er steht unter Schock.

Das Unglück ereignete sich in der Nähe der in 3309 Metern Höhe gelegenen Bergstation der so genannten "Schwarze- Schneid-Bahn", die den Rettenbach- mit dem Tiefenbachgletscher verbindet. Der Wintersportort Sölden hat zwei Gletscherskigebiete und mehr als 150 Kilometer Piste. Sie sind auch in den Sommermonaten beliebte Skigebiete. Das Rettenbachjoch liegt auf etwa 3000 Meter Höhe.

Bereits im November vergangenen Jahres war es an der Seilbahn zu einem Unfall gekommen: Damals verhängte sich das Steuerseil mit einer leeren, talwärts fahrenden Gondel, die daraufhin abstürzte. 113 Fahrgäste mussten aus den übrigen, festsitzenden Gondeln einzeln - aus bis zu 50 Metern Höhe - abgeseilt werden. Die Rettungsaktion dauerte mehrere Stunden, verletzt wurde damals niemand. (stu / arn)