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Neun alliierte Soldaten getötet

2. August 2009

Bei Anschlägen und Gefechten mit den Taliban sind in zwei Tagen neun internationale Soldaten getötet worden. Im britischen Unterhaus wächst die Kritik an dem Einsatz in Afghanistan.

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ISAF-Logo (Foto: dpa)
Verluste der westlichen Truppen setzen deren Regierungen unter DruckBild: picture-alliance / dpa

Insgesamt neun Soldaten der internationalen Truppen sind am Wochenende bei mehreren Bombenexplosionen und Gefechten mit Taliban-Kämpfern getötet worden. Die NATO meldete am Sonntag (02.08.2009) den Tod von drei US-Amerikanern.

ISAF-Soldaten in Afghanistan (Foto: dpa)
ISAF-Soldaten in AfghanistanBild: picture-alliance/ dpa

Bereits am Samstag wurden NATO-Angaben zufolge sechs Soldaten getötet. Drei US-Amerikaner starben in der südafghanischen Unruheprovinz Kandahar durch Sprengsätze. Ein Franzose wurde bei schweren Kämpfen zwischen den internationalen Truppen und Aufständischen im Nordosten der Hauptstadt Kabul getötet. Zu der Nationalität von zwei weiteren Soldaten, die bei Anschlägen im Süden des Landes starben, wurden keine Angaben gemacht.

Im Juli hatten die internationalen Truppen die schwersten Verluste seit dem Einmarsch im Jahr 2001 hinnehmen müssen. 74 ausländische Soldaten ließen ihr Leben, darunter 43 US-Amerikaner und 22 Briten. Trotz aller Bemühungen, vor der Präsidentschaftswahl in Afghanistan in knapp drei Wochen für mehr Sicherheit zu sorgen, nahm die Gewalt in den vergangenen Monaten deutlich zu.

Britischer Ausschuss prangert "Fehlen einer realistischen Strategie" an

Unter dem Eindruck der steigenden Opferzahlen zog der Auswärtige Ausschuss im britischen Unterhaus eine düstere Bilanz für den Einsatz der internationalen Truppen in Afghanistan. Durch das "Fehlen einer realistischen Strategie" seien "längst nicht die Ergebnisse erzielt worden, die erhofft wurden", erklärte der Aussschuss in einem Bericht, der am Sonntag veröffentlicht wurde. Die Aufgabe, Afghanistan zu stabilisieren, sei dadurch sehr viel schwieriger geworden.

In dem Bericht wurde bemängelt, dass es für den Einsatz der britischen Truppen in Afghanistan "keine klare Orientierung" gebe. Die 9000 Mann starke Truppe britischer Soldaten sei ursprünglich in das Land geschickt worden, um gegen den Terrorismus zu kämpfen. Heute arbeiteten sie jedoch gegen Drogenanbau und bekämpften Aufstände, hieß es weiter.

Karte (DW-Grafik: Per Sander)
Übersicht der fünf Kommandos der ISAF (Stand: 13. März 2009)

Verzicht auf Aufgaben in Afghanistan gefordert

Angesichts zahlreicher getöteter britischer Soldaten ist der Rückhalt in der britischen Bevölkerung für den Afghanistan-Einsatz drastisch gesunken. Darauf reagiert der Auswärtige Ausschuss des Unterhauses mit der Forderung, dass die königliche Armee am Hindukusch auf ihre Führungsrolle bei der Drogenbekämpfung verzichtet und sich stattdessen auf die oberste Priorität, die Sicherheit, konzentriert.

Kritik gab es auch an den NATO-Partnerländern, die die ISAF-Mission mitverantworten. Der Ausschussvorsitzende Mike Gapes bemängelte, dass einige Länder deutlich weniger Soldaten in Afghanistan stationiert hätten als versprochen und dadurch "eine Hand voll Länder in inakzeptabler Weise belastet" habe. Der Ruf der NATO als militärische Allianz sei "ernsthaft beschädigt".

Rasmussen plädiert für Gespräche mit gemäßigten Taliban

Anders Fogh Rasmussen (Foto: dpa)
NATO-Generalsekretär Anders Fogh RasmussenBild: picture-alliance/ dpa

Der neue NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sprach sich unterdessen für Verhandlungen mit gemäßigten Vertretern der radikalislamischen Taliban in Afghanistan aus. In einem am Samstag veröffentlichten Interview der dänischen Zeitung "Politiken" sagte er, es gebe in dem zentralasiatischen Land "Gruppen, mit denen man reden kann, um auf eine Art Aussöhnung mit der afghanischen Gemeinschaft hinzuarbeiten". Das seien Gruppierungen, die am äußeren Rand der Taliban angesiedelt seien. Allerdings gebe es keinen Grund für Vereinbarungen mit denjenigen Taliban, "die unsere Soldaten töten".

Von den Europäern forderte Rasmussen eine Truppenaufstockung. Die Sicherheitslage im Süden und Osten des Landes sei "absolut nicht zufriedenstellend", sagte Rasmussen. Aus Gründen der Solidarität mit den USA und Kanada, die Soldaten in den unruhigen Süden des Landes geschickt haben, sollten die Europäer daher ihre Hilfen und Truppen aufstocken.

Der NATO-General betonte, es sei noch zu früh, um über eine Ausstiegsstrategie für Afghanistan zu sprechen. Es liege noch ein "riesiges Pensum an Arbeit" vor der Allianz.

Die NATO und der Einsatz der ISAF in Afghanistan

Die internationale Gemeinschaft ist in Afghanistan in verschiedener Weise präsent. Die internationale Sicherheits-Unterstützungsgruppe ISAF (International Security Assistance Force) unterstützt die Regierung in Kabul dabei, in Afghanistan für Sicherheit und Stabilität zu sorgen sowie den Wiederaufbau ziviler Strukturen zu sichern. Die ISAF war nach dem Sturz der Taliban im Dezember 2001 vom UN-Sicherheitsrat beschlossen worden und wird von der NATO geführt. Die Europäische Union beteiligt sich mit der EUPOL-Mission an der Polizeiausbildung in Afghanistan.

Die ISAF operiert streng getrennt von der US-geführten Antiterror-Operation "Operation Enduring Freedom" (OEF), die überwiegend aus US-Soldaten besteht. (kis/rri/afp/ap/dpa)