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Suche nach Nofretetes Grab geht weiter

Annika Zeitler/Klaus Krämer (mit dpa)30. November 2015

Der Ägyptologe Nicholas Reeves vermutet hinter der Grabkammer Tutanchamuns das langgesuchte Grab der legendären Königin Nofretete. Aktuelle Radar-Untersuchungen scheinen Erfolg versprechend zu sein.

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Neues Museum in Berlin - Büste der Nofretete
Bild: picture-alliance/dpa/M. Sohn

Um das Grab der ägyptischen Königin gab es bereits im August neue Spekulationen. Der britische Ägyptologe Nicholas Reeves sucht seitdem im ägyptische Tal der Könige nach der bislang unentdeckten Grabkammer der berühmten Nofretete. "Wenn ich recht habe, könnte es vielleicht die größte archäologische Entdeckung aller Zeiten sein", verkündete Reeves damals.

Am Samstag (28.11.2015) bekam die Hoffnung auf einen Sensationsfund neuen Schub. Es bestehe eine "90-prozentige Chance", das es "eine weitere Kammer, ein anderes Grab hinter dem Grabmal von Tutanchamun" gebe, sagte der ägyptische Antikenminister Mamuh Eldamati während einer Pressekonferenz in Luxor. Vorausgegangen waren zweitägige Untersuchungen mit hochleistungsfähigen Radargeräten und Infrarot-Wärmekameras.

Reeves vermutet den Sarkophag Nofretetes hinter der Nordwand der Gruft Tutanchamuns. Japanische Experten werden in den nächsten vier Wochen die jüngsten Radarbilder auswerten. Erst dann soll es einen Plan zum weiteren Vorgehen geben und die nächste Phase bei der Suche nach dem Grab der Nofretete eingeleitet werden, so der ägyptische Minister für Altertümer.

Wo ist der Leichnam der Nofretete?

Die dort vermutete nördliche Kammer stamme aus einer Zeit vor dem berühmten Kindkönig (um 1330 v. Chr.) und könne das "ungeplünderte Grab" der Nofretete sein, schreibt Wissenschaftler Reeves in einem Aufsatz für das Forschungsprojekt zur ägyptischen Ausgrabungsstätte Amarna.

Über die letzte Ruhestätte der Königin Nofretete wissen die Forscher nur wenig. Ihre Büste wurde 1912 bei Ausgrabungen im ägyptischen Amarna von dem deutschen Archäologen Ludwig Borchardt in der Werkstatt des Hofkünstlers Thutmosis entdeckt. "Arbeit ganz hervorragend. Beschreiben nützt nichts, ansehen", notierte der Altertumsforscher damals in sein Grabungstagebuch.

Insgesamt wurden in Amarna, dem einstigen Herrschersitz von König Echnaton und seiner Gemahlin Nofretete, mehr als 10.000 Fundstücke geborgen. Bei der damals üblichen Aufteilung des archäologischen Fundes erhielt die deutsche Seite als Finanzier der Grabungen - neben anderen Schätzen - auch die Büste der Nofretete. So kam die Schöne, mit Brief und Siegel vertraglich abgesichert, nach Berlin. Seit 2009 ist sie für Besucher öffentlich im Neuen Museum der Berliner Museumsinsel zu sehen. Die rätselhafte Nofretete lockt Jahr für Jahr mehr als eine Million Bewunderer an.

Die Nofretete-Büste im Neuen Museum in Berlin
Die Nofretete-Büste: präzise und fein gearbeitetBild: picture-alliance/dpa

Über ihre Person weiß man bisher nur wenig. "Wir nehmen an, dass sie eine Bürgerliche aus einer ägyptischen Familie war. Sie hatte eine ägyptische Amme, deren Name Tii war. Aber wir kennen nicht den Vater", sagt Friederike Seyfried, Direktorin des Ägyptischen Museums gegenüber der DW. Man weiß nicht, ob Nofretete von ihrem Gemahl Echnaton zur Mitregentin erhoben wurde - wie manche vermuten - und wann sie starb. Ob Nofretete wirklich ihren Mann überlebt hat, der 1334 vor Christus starb, ist ebenfalls unbekannt. Theorien ranken sich um die rätselhafte Gestalt des Semenchkare, der womöglich nach Echnatons Tod regiert hat. Eine These besagt, dass sich hinter ihm in Wahrheit Nofretete verbirgt.

Nofretete ist zur Ikone geworden

Mit ihrem ebenmäßigen Gesicht und dem geheimnisvoll entrückten Lächeln gilt die Nofretete als die wohl schönste Frauenskulptur der Welt. Eine Versicherung schätzte sie vor Jahren auf einen Wert von 300 Millionen Euro. Ob jetzt mehr als 100 Jahre später möglicherweise das Grab der schönen Pharaonengattin entdeckt wird, bleibt trotz des jüngsten Hoffnungsschubs erst einmal Spekulation. Auch das Ägyptische Museum Berlin wartet weiter ab. Vizedirektorin Olivia Zorn räumte vor Wochen ein: "Hundertprozentig sicher wären wir erst, wenn wir einen Sarg finden, auf dem der Name von Nofretete steht - und selbst dann könnte der Leichnam noch später umgebettet worden sein".