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Neues Ultimatum

3. April 2007

Knapp zwei Monate nach der Entführung einer 61-jährigen Deutschen und ihres Sohns setzen die Kidnapper per Video eine neue Frist: Ziehe sich Berlin nicht in zehn Tagen aus Afghanistan zurück, würden die Geiseln getötet.

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Der Krisenstab im Auswärtigen Amt wollte die Existenz eines neuen Videos nicht bestätigen
Der Krisenstab im Auswärtigen Amt wollte die Existenz eines neuen Videos nicht bestätigenBild: picture-alliance/dpa

In in der Nacht zum Dienstag (2.4.07) tauchte das Video im Internet auf, in dem sich die Entführer nach längerem Schweigen wieder zu Wort melden. Darin bekräftigt die Gruppe "Pfeile der Rechtschaffenheit" ihre Forderung an die Bundesregierung, binnen zehn Tagen ihre rund 3000 Soldaten vollständig aus Afghanistan abzuziehen. Andernfalls müssten Hannelore Marianne Krause und ihr 20-jähriger Sohn Sinan sterben. Am Vortag hatte die Bundeswehr mit dem Abflug von Tornado-Aufklärungsflugzeugen nach Afghanistan begonnen, um stärker in den Kampf gegen die Taliban einzugreifen.

Geisel fleht um Erfüllung der Forderungen

Das Video wurde vom Washingtoner Institut SITE gesichtet, das die Webseiten von Extremistengruppen auswertet. Demnach zeigt es die beiden weinenden Geiseln. Hannelore Krause appelliert an Deutschland ebenso wie an Österreich, die Forderungen der Entführer zu erfüllen, um ihr Leben und das ihres Sohnes zu retten. Ihre Worte werden laut SITE auf Arabisch übersetzt. Krause fleht ihre Landsleute an, ihr in ihrer schwierigen Lage zu helfen. "Deutschland war sicher, bevor es sich in diese satanische Koalition mit Amerika begab, um das zu bekämpfen, was sie Terrorismus nennen", sagte Krause. Das afghanische Volk habe jedoch keine Angriffe auf Berlin gestartet oder deutsche Fabriken zerstört. Auch hätten Muslime keine Bomben in Deutschland hochgehen lassen. Wo sei da der Terrorismus? fragt Frau Krause. An ihre zwei in Deutschland lebenden Kinder gewandt sagte sie: "Vielleicht könnt ihr zu Zeitungen gehen, vielleicht könnt ihr einen Protestmarsch organisieren. Wendet euch an Leute, die euch helfen können, bitte, bitte, bitte."

Ein Extremist sagte in dem Video, die Frau sei auch deswegen verschleppt worden, weil sie in der Österreichischen Botschaft in Bagdad gearbeitet habe. Österreichs Regierung sei dem Islam und den Muslimen gegenüber feindlich eingestellt. Sie habe zudem Truppen in Afghanistan, "die unsere Kinder töten", erklärte der Sprecher. Krause sagte: "Ich bitte auch Österreich eindringlich, zu mir zu stehen, da ich viele Jahre in der (österreichischen) Handelsabteilung gearbeitet habe. ... Österreich hat auch Soldaten in Afghanistan, und jetzt werde ich womöglich dafür getötet."

Krisenstab "ist befasst"

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte auf Anfrage zu der jüngsten Entwicklung lediglich: "Der Krisenstab ist befasst." Weitere Einzelheiten wollte sie in der Nacht nicht bekannt geben. Selbst die Existenz des neuen Videos wurde nicht offiziell bestätigt.

Zweites Ultimatum innerhalb von vier Wochen

Die Entführer hatten bereits am 10. März in einem Video ein zehntägiges Ultimatum verkündet. Nachdem dieses am 21. März abgelaufen war, geschah zunächst jedoch nichts. Hannelore Marianne Krause, die mit einem irakischen Arzt verheiratet ist und schon lange in Bagdad lebt, sowie ihr Sohn wurden am 6. Februar in der irakischen Hauptstadt entführt. Die Bundesregierung hat mit Blick auf die ersten Forderungen der Entführer mehrmals klargestellt, dass sie nicht erpressbar sei. (al)