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Weiter Wirbel um Wulffs Privatkredit

17. Dezember 2011

Bundespräsident Wulff gerät weiter unter Druck: Das Magazin "Der Spiegel" will nachgewiesen haben, dass ein umstrittener Immobilienkredit anders als von Wulff dargestellt doch direkt von Unternehmer Geerkens kam.

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Bundespraesident Christian Wulff nimmt am Dienstag (13.12.11) in Kuwait City an einem Gespraech mit Mitgliedern der Kuwaitischen Journalistenvereinigung teil (Foto: dapd)
Wulff massiv unter Druck nach neuen VorwürfenBild: dapd

Nur einen Tag nach dem öffentlichen "Bedauern" von Bundespräsident Christian Wulff über fehlende Angaben über einen Immobilienkredit wirft ein neuer Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" weitere Fragen auf. Das Magazin berichtete am Freitag (16.12.2011), dass doch der Unternehmer Egon Geerkens den Kredit über eine halbe Million Euro an Wulff vermittelt habe.

Geerkens soll die Verhandlungen 2008 selbst mit Wulff geführt haben, der damals noch Ministerpräsident in Niedersachsen war. Die Auszahlung des Darlehens für Wulffs Eigenheim sei anschließend über das Konto der Ehefrau, Edith Geerkens, erfolgt - für welches der Unternehmer jedoch eine Vollmacht gehabt habe.

Wer hat den Kredit vermittelt?

Bundespräsident Wulff hat bislang direkte Geschäftsbeziehungen zu dem Unternehmer bestritten - so auch bei einer Befragung vor dem niedersächsischen Landtag 2010. Damals hatte Wulff als Ministerpräsident auch den Hauskredit nicht erwähnt, weil dieser von Geerkens Frau stammte, wie Wulff nun begründete. Er erkenne an, dass dadurch ein falscher Eindruck entstanden sein könnte.

Der Bundespräsident hatte erst am Donnerstag sein Schweigen über die Modalitäten des Privatkredits bedauert und Fehler in seinen Angaben von 2010 eingeräumt. Den Vorwurf eines Fehlverhaltens wies er zurück. Er habe den Landtag korrekt darüber informiert, dass zwischen Egon Geerkens und ihm keine Geschäftsbeziehung bestanden habe. Auch die neuen Vorwürfe ließen Wulff und Geerkens über ihre Anwälte dementieren.

Egon Geerkens auf dem Sommerfest des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue in Berlin (Foto: picture-alliance/dpa)
Egon Geerkens soll die Geschäftsverbindung selbst bestätigt habenBild: picture alliance/dpa

Der "Spiegel" berichtete indes, Egon Geerkens habe bestätigt, mit Wulff direkt über die Auszahlungsdetails des Kredits gesprochen zu haben. Dabei hätten beide vermeiden wollen, dass ihre Namen im Zusammenhang auftauchen. "Wir sind beide sehr bekannt in Osnabrück. Und ich wollte nicht, dass irgendein Bank-Azubi sieht, dass so viel Geld von mir an Wulff fließt", zitiert das Magazin Geerkens. Wulffs Anwälte bekräftigten jedoch noch einmal, dass der Kredit aus dem Vermögen von Edith Geerkens stammte. Die Sparkasse Osnabrück bestätigte ebenfalls die Auszahlung von ihrem Konto. Die Unterlagen könnten ab Montag bei Wulffs Anwaltsbüro in Berlin eingesehen werden.

Verschärfte Kritik

Sollten sich die neuen Vorwürfe bestätigen, sei dies für die Glaubwürdigkeit eines Bundespräsidenten "verheerend", sagte der Rechtsexperte der Grünen, Jerzy Montag. Damit hätte Wulff "nicht einmal formal die Wahrheit" im niedersächsischen Landtag gesagt.

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im niedersächsischen Landtag, Stefan Wenzel, zeigte sich irritiert über die neuen Informationen. "Wir haben den Eindruck, man hat auf unsere Frage nicht wahrheitsgemäß geantwortet", sagte er am Samstag dem Radiosender NDR INfo mit Blick auf Wulffs Erklärung von 2010. "Entscheidend ist nicht die Frage, von welchem Konto das abgewickelt wurde, sondern entscheidend ist, wer der wirtschaftlich Berechtigte war, wer tatsächlich Eigentümer des Geldes war und wer diese Geschäftsbeziehung in die Wege geleitet hat. Das ist im Geldwäschegesetz ganz klar geregelt."

Diese Fragen würden auch in einer Sitzung des Ältestenrates des niedersächsischen Landtags am kommenden Dienstag gestellt, sagte der Politiker. Auch die SPD strebt eine Sondersitzung des Gremiums an.

Derweil erhöhte die SPD-Führung den Druck auf Wulff, Klarheit über die Finanzierung seines Hauses in Osnabrück zu schaffen. "Wenn Bundespräsident Wulff das höchste Amt im Staat nicht beschädigen will, muss er jetzt endlich reinen Tisch machen", sagte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Ein Bedauern reicht nicht, wenn Vorwürfe, wie sie jetzt in den Medien erhoben werden, im Raum stehen."

Autorin: Nicole Scherschun (dpa, rtr, afp)
Redaktion: Rolf Breuch/Reinhard Kleber