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Neue Währung im Irak

Katrin Matthaei15. Oktober 2003

Der irakische Dinar ist ab Mittwoch (15.10.) offizielles Zahlungsmittel des Iraks und löst den alten Saddam-Dinar ab. Für einen Neustart der irakischen Wirtschaft reicht das neue Geld jedoch nicht aus.

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Auch auf dem Markt sind die alten Saddam-Dinar nun nichts mehr wertBild: AP

Saddam Hussein ist weg - ein für allemal. Das sollen die frisch gedruckten Geldscheine klar machen. Bis jetzt wechselten die Noten mit Saddam Husseins unbewegtem Gesicht täglich unzählige Male zwischen Käufern und Händlern hin und her. Ab Mittwoch (15. Oktober 2003) aber zahlen die Iraker mit politisch unverfänglichen Motiven. So zeigt der neue 250-Dinar-Schein, der etwa 15 Euro-Cent wert ist, einen alten islamischen Kompass.

"Eine Währung muss sich behaupten"

Der neue Dinar könnte die irakische Wirtschaft aus dem Chaos führen - vorausgesetzt, die amerikanische Zivilregierung gibt wirtschaftspolitische Verantwortung an die Iraker ab. Tilman Brück, Leiter der Abteilung für Weltwirtschaft am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin meint: "Eine Währung muss Bestand haben, sie muss sich auch auf den Märkten bewähren, und dazu ist es wichtig, dass wirtschaftspolitische Entscheidungen auch zunehmend von den Irakern selbst getroffen werden."

Nach Ansicht von Brück ist wichtig, dass es im Irak eine wirtschaftspolitische Ordnung gibt, in der eindeutig ist, wer welche Entscheidungen trifft, und dass diese Entscheidungen dann auch umgesetzt werden können. "Nur dann kann auch das Vertrauen in die Währung langfristig Bestand haben, sonst droht Inflation oder auch eine Abwanderung von Kapital und das Ausbleiben von Investitionen gerade auch aus dem Ausland", sagt der Wirtschaftswissenschaftler. "Das heißt, die Iraker müssen auch Verantwortung für ihre Währung übernehmen - das können ihnen die Amerikaner nicht abnehmen."

Magnet für ausländische Investitionen

Der diktatorlose neue Dinar soll also das Geld der wirtschaftlichen Zukunft des Iraks sein: Stabil und ein Magnet für ausländische Investoren. Die Akzeptanz der neuen Währung im Ausland hängt aber vor allem vom Wechselkurs der neuen Währung ab. Zurzeit kostet ein US-Dollar 2000 neue Dinar. Es gilt als wahrscheinlich, dass er in wenigen Monaten fest an den Dollar gebunden wird - dadurch aber an Wert verliert. Eine Gefahr für die irakischen Inlandspreise.

Es besteht die Gefahr, dass bei einer starken Abwertung zwar die Exporte konkurrenzfähig werden, aber die Importe stark verteuert würden. Der Irak exportiert überwiegend Öl und ist dabei auch relativ wettbewerbsstark. Stattdessen wäre es wichtig, meint DIW-Mann Brück, darauf zu achten, dass die Importe nicht zu teuer werden. "Das heißt, eine starke Abwertung sollte man eher vermeiden, um auch die Preise im Land unter Kontrolle zu halten."

Sicherheitslage ist ausschlaggebend

Unter Kontrolle muss von der amerikanischen Zivilregierung vor allem die innenpolitische Situation gebracht werden - weniger durch Waffen, als vielmehr durch das Mitbestimmungsrecht der irakischen Bevölkerung. Die neue Währung allein kann den wirtschaftlichen Aufschwung nicht bringen. "Ich denke, die stabile politische Lage und natürlich die Sicherheitslage sind dafür ausschlaggebend", sagt Brück.

Das neue Geld bindet auch die Kurdenprovinz im Nordirak wieder in die nationale Finanzpolitik ein: Die Kurden hatten den Saddam-Dinar gar nicht erst eingeführt, sondern die Vorgängerwährung von 1941 gleich beibehalten. Jetzt zahlen auch sie mit dem alten islamischen Kompass.