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Neue Todesopfer durch Schweinegrippe

31. Oktober 2009

In Deutschland sind weitere Menschen an der sogenannten Schweinegrippe gestorben. Darunter ist erstmals eine Frau, die ausschließlich den Folgen der neuen Influenza erlag. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt die Impfung.

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Schweinegrippe-Virus (Foto: dpa)
Das Schweinegrippe-Virus ist weiter auf dem VormarschBild: dpa

"Die 48-Jährige aus dem Rhein-Sieg-Kreis hatte keine bekannten Vorerkrankungen, die den schweren Krankheitsverlauf erklären würden", teilte das Universitäts-Klinikum Bonn mit. Wo sich die Frau angesteckt habe, sei unklar. An den Folgen der neuen Grippe waren in Deutschland bislang nur solche Patienten gestorben, die bereits andere Krankheiten hatten oder wegen gesundheitlicher Risiken besonders anfällig gewesen waren. Nach dem neuen Fall in Bonn rechnet das Robert-Koch-Institut (RKI) nun damit, dass auch in Deutschland verstärkt Patienten ohne weitere Vorerkrankungen an der Schweinegrippe sterben könnten.

Weitere Todesfälle

Tamiflu-Tabletten (Foto: AP)
Ist die Schweinegrippe einmal ausgebrochen, kann sie durchaus behandelt werden - zum Beispiel mit TamifluBild: AP

Neben dem Todesfall in Bonn bestätigte das RKI einen zweiten Fall im Saarland: Dort starb am Freitag (30.10.2009) ein fünfjähriger Junge in der Kinderklinik Kohlhof an den Folgen einer schweren Lungenentzündung. Bei ihm sei ebenfalls die neue Grippe festgestellt worden. Der Junge litt an einer chronischen Vorerkrankung der Lunge.

In Augsburg starb einem Zeitungsbericht zufolge ein dritter Patient an den Folgen der Schweinegrippe. Der 16-Jährige soll schwerbehindert gewesen sein. Laut dem Zeitungsbericht werden in dem Augsburger Klinikum zwei weitere an den Folgen der Schweinegrippe erkrankte Kinder künstlich beatmet.

Damit hätte sich die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit der neuen Grippe in Deutschland innerhalb eines Tages auf sechs verdoppelt. Das Robert-Koch-Institut bestätigte zunächst allerdings nur zwei neue Todesfälle.

Der Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit an der Uni-Klinik Bonn, Martin Exner, warnte, dass "möglicherweise jetzt die zweite Welle der Influenza-Pandemie auch in Deutschland beginnt". Insbesondere mit der kalten Jahreszeit könne nun vermehrt mit schwereren Krankheitsverläufen zu rechnen sein. Gleichzeitig wies er aber darauf hin, dass die Mehrzahl der Schweinegrippe-Fälle in Deutschland bislang milde verlaufen sei.

Rösler: Normale Grippe gefährlicher als Schweinegrippe

Porträt Philipp Rösler, Bundesgesundheitsminister (Foto: dpa)
Gesundheitsminister Rösler will sich zuerst gegen die normale Grippe impfen lassenBild: picture-alliance / dpa

Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler sieht wegen der neuen Todesfälle in Deutschland keinen Anlass zur Panik. Vielmehr dürfe die normale Herbstgrippe nicht unterschätzt werden. Sie sei derzeit das höhere gesundheitliche Risiko als die Schweinegrippe, so der Minister. Der FDP-Politiker sagte laut 'Bild am Sonntag' auf die Frage, ob er schon gegen Schweinegrippe geimpft sei, er lasse sich zuallererst gegen die normale Grippe impfen. "Die ist momentan noch gefährlicher. Und danach gegen die Schweinegrippe", wird Rösler zitiert.

Das Robert-Koch-Institut rief die Bevölkerung indes erneut zu erhöhter Vorsicht auf und empfahl eine Impfung gegen die Schweinegrippe. "Mit zunehmenden Fallzahlen, die sich derzeit abzeichnen, wird auch die Anzahl von Fällen mit schwererem Verlauf zunehmen", teilte das Institut in Berlin mit. "Vor diesem Hintergrund sind die Einhaltung von persönlichen Hygienemaßnahmen und die Impfung als wichtige Präventionsmaßnahme von besonderer Bedeutung."

Ukraine greift zu drastischen Mitteln

Porträt Julia Timoschenko (Foto: Olexander Prokopenko)
Ukraines Regierungschefin Timoschenko ordnet Zwangsferien anBild: Olexander Prokopenko

Die ukrainische Regierung hat wegen einer Serie von Schweinegrippen-Todesfällen im Land alle Schulen schließen lassen und größere Veranstaltungen verboten. Regierungschefin Julia Timoschenko ordnete zunächst drei Wochen Zwangsferien für alle Bildungseinrichtungen des Landes an, wie die Agentur Interfax aus Kiew meldete. Außerdem seien für diesen Zeitraum keine Veranstaltungen mit größeren Menschenmengen, einschließlich Konzerte oder Kino, erlaubt.

Die Zahl der Schweinegrippe-Toten in der Ukraine stieg nach offiziellen Angaben auf 33. Zudem seien landesweit 81.000 Menschen an dem Virus erkrankt, teilte das Gesundheitsministerium in Kiew mit. Unter den Patienten seien mehr als 33.000 Kinder. Tausende Menschen würden stationär in Krankenhäusern behandelt.

Autor: Annamaria Sigrist (ap/rtr/dpa)
Redaktion: Eleonore Uhlich

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