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Neue Perspektiven für Frauen und Kinder

Sandra Petersmann14. November 2003

Kein Frieden in der Demokratischen Republik Kongo. Frauen und Kinder kämpfen ums Überleben. Das Deutsche Rote Kreuz versucht zu helfen - nach dem Motto: Zusammen sind wir stark.

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Bild: DW

In der Demokratischen Republik Kongo haben die Mitglieder der neuen Übergangsregierung der Nationalen Einheit gerade ihren Eid geschworen. Zwei Jahre lang soll die Regierung, an der auch die beiden größten Rebellenbewegungen des Landes beteiligt sind, im Amt bleiben. Ihr Ziel: Die Vorbereitung freier Wahlen. Es wären die ersten freien Wahlen seit mehr als 40 Jahren.

Trotzdem ist der Friedensprozess brüchig. Vor allem kämpfen im Nordosten des Landes weiterhin Rebellen, Stammesmilizen, Soldaten und Banden aus den Nachbarländern Ruanda und Uganda weiter. Die Fronten sind unklar, Allianzen entstehen im fliegenden Wechsel. Auf der Strecke bleiben Frauen und Kinder ohne Familie. Seit zwei Jahren versucht das Deutsche Rote Kreuz aus der Not eine Tugend zu machen: Aus Witwen und Waisen sollen im Waisendorf Mugunga neue Familien wachsen.

Der Weg auf die Straße

Eins der Kinder ist Amuli. Zwar ist Amuli erst 12 Jahre alt, hat sich aber fast 2 Jahre lang alleine auf der Straße durchschlagen müssen. Er war zusammen mit seinen Eltern und drei kleinen Geschwistern vor marodierenden Soldaten und Rebellen aus seinem Heimatdorf geflohen. Kaum in Goma angekommen, brach der Vulkan Nyiragongo aus und machte alles noch schlimmer. Es gab kein Dach über dem Kopf und nichts zu essen. Die verzweifelten Eltern zogen weiter, Amuli blieb zurück. Er erinnert sich: "Meine Familie hat mich verlassen. Es gab nicht genug zu essen. Ich weiß nicht, wo sie ist."

Menschen auf der Flucht nach Vulkanausbruch in Kongo
Zehntausende flüchten vor dem ausbrechenden VulkanBild: AP

Amulis Freund Roger hat eine ganz ähnliche Geschichte. Auch seine Familie ist nach Goma geflohen, um dem Krieg zu entkommen, in dem es keine Regeln gibt. Er erzählt: "Der Vulkan hat alles kaputt gemacht. Alles weg. Als meine Mutter von diesem Dorf gehört hat, hat sie mich hierher gebracht. Mein Vater ist tot. Aber ich habe noch Kontakt zu meiner Mutter. Sie besucht mich manchmal."

Vulkanausbruch im Kongo
Mehr als die Hälfte der Stadt von Goma wird von Lava überdecktBild: AP

Ein neues Heim

Kinderdorf in Goma
Kinderdorf in GomaBild: DW

Roger und Amuli leben jetzt seit ein paar Monaten im Kinderdorf Mugunga. Das Dorf bietet ein neues zu Hause für 75 Waisen und für 15 alleinstehende Frauen, die sich zutrauen, mit jeweils fünf fremden Kindern unter einem Dach zu leben und sie zu erziehen.

Kinderdorf in Goma
Kinderdorf in GomaBild: DW

Mama Salama zum Beispiel teilt sich ihr kleines, neues Holzhaus mit fünf Jungen: "Natürlich war unser Zusammenleben am Anfang schwer. Da gab es viel Streit und auch Schlägereien zwischen den Kindern. Aber jetzt klappt es ganz gut." Die festen Regeln, die sie ihren Kinder setzt, tun den Jungs gut - davon ist sie überzeugt.

Kinderdorf in Goma
Kinderdorf in GomaBild: DW

Bevor Mama Salama in das Kinderdorf kam, ist sie als Witwe in Goma gerade so über die Runden gekommen. Eine alleinstehende Frau zählt nicht viel im Krieg, sagt sie trocken. Jetzt hat Salama ein wasserdichtes Blechdach über dem Kopf, sie hat ein eigenes Feld, auf dem sie Gemüse für sich und ihre fünf Kinder anbauen kann. Sie bekommt ein kleines Taschengeld vom Deutschen Roten Kreuz und hat gemeinsam mit den anderen Müttern von Mugunga eine kleine Hühner- und Ziegenzucht aufgebaut.

"Ich möchte den Kindern so lange helfen, bis sie groß genug sind, um ihren eigenen Weg zu finden. Ich bin glücklich, wenn die Kinder vormittags in der Schule sind, dann nach Hause kommen und ihre Hausaufgaben machen. Danach können sie spielen gehen. Wenn es so läuft, bin ich zufrieden."