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Neue Migrationsströme

Carola Hoßfeld / Helle Jeppesen5. September 2003

In der heutigen Zeit findet Migration - also "Völkerwanderung" - in allen europäischen Ländern statt. Dabei sind einige Länder Auswanderungs-, Einwanderungs- und Transitland gleichzeitig.

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Migranten auf der Suche nach einem besseren LebenBild: AP

Eine Migrationspufferzone zwischen West und Ost entstand als Folge politischer Regimewechsel in Tschechien, Polen, der Slowakei und Ungarn. Die Zielländer der Migranten liegen im Westen und das wichtigste Herkunftsland ist die Ukraine. Auch in Tschechien hat sich die Migrationslage verändert. Das Land ist heute gleichzeitig Transit- und Einwanderungsland.

Migration in Tschechien

In Tschechien gibt es zwei Hauptgruppen von Migranten, erklärt Kardinal Miloslav Vlk, Erzbischof von Prag. Die eine Gruppe besteht aus Menschen, die aus anderen mittel- und osteuropäischen Transformationsländern wie der Ukraine, Polen oder der Slowakei kommen. "Im Jahre 2002 waren es hauptsächlich junge Männer aus diesen Ländern, die häufig mit relativ hoher Bildung auf schlecht bezahlte Handarbeit angewiesen sind", erklärt der Erzbischof.

Diese arbeiten als Hilfsarbeiter auf dem Bau, in der Landwirtschaft sowie in ausgewählten Industriezweigen beziehungsweise im Dienstleistungssektor. "Die zweite Untergruppe bilden Kleinunternehmer oder Quasi-Unternehmer aus Vietnam und China", erzählt Vlk. "Sie sind heute mit kleinen Geschäften oder im Großhandel auf dem tschechischen Markt tätig." Obwohl sie schon etwas länger im Land sind, hat Integration kaum stattgefunden.

Mangelhafte Integration

Die asiatischen Migranten waren auch bei den ehemaligen sozialistischen Brüdern und Schwestern nicht gerade mit liebevoller Solidarität empfangen worden. Ausgegrenzt zu sein ist ein Schicksal, dass sie bis heute mit der größten europäischen Minderheit, den Sinti und Roma, teilen.

"Fremdenfeindliche Tedenzen werden in verschiedenen Umfragen belegt und sind manchmal auch im Alltag wahrnehmbar", berichtet Miloslav Vlk. "Zur Gruppe, die besondere Schwierigkeiten hat, zählen insbesondere die Roma." Auch in Westeuropa haben Roma und Sinti Schwierigkeiten. Nirgends sind sie anerkannt - und doch sind sie die größte europäischen Minderheit.

Ein Teil europäischer Geschichte

Für viele Russlanddeutsche ist bis heute immer noch Deutschland die Heimat, so der deutsche Bischof Josef Werth aus Novosibirsk. Zwei Millionen Russlanddeutsch sind in den vergangenen zehn Jahren nach Deutschland gekommen - die Vorurteile sind groß. Überall in Europa werden Migranten mit den Überfremdungsängsten im Migrationsland konfrontiert. Dabei gehören Völkerwanderungen seit dem Mittelalter zur europäischen Geschichte.

Erst mit dem Mauerfall und dem Untergang der kommunistischen Systeme in Osteuropa sind die Grenzen zwischen Ost und West wieder auf. Millionen von Menschen brechen überall in Europa auf in der Hoffnung, woanders ein vermeintlich besseres Leben aufzubauen. Was die wenigsten im Westen wissen, ist, dass die Migrantenströme auch innerhalb der ehemaligen Sowjetrepublik enorm sind, so Werth.

Ein Land allein kann die Migrationswelle nicht eindämmen. Aber durch gemeinsame Anstrengungen, sowohl durch gezielte Integrationsarbeit in den Einwanderungsländern als auch durch Aufbauarbeit in den Heimatländern der Migranten, könnten alle in Europa längerfristig von der Migrationswelle profitieren.