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Trauriger Rekord

Susanne Steiger13. Dezember 2007

Der Klimawandel führt zu einer Rekordzahl an Naturkatastrophen: 500 waren es in diesem Jahr. Das belegt der Weltkatastrophenbericht 2007 des Roten Kreuzes. Viele der Opfer werden diskriminiert.

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Ein indonesischer Junge sitzt auf Ruinen des Hauses inmitten einer überfluteten Straße (05.02.2007, Quelle: AP/Dita Alangkara)
Flutkatastrophe in Jakarta 2007: 350 000 Menschen wurden obdachlosBild: AP

Erdbeben, Großbrände, Hurrikans, Überflutungen – die Zahl solcher Naturkatastrophen hat sich weltweit im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel erhöht. 2006 zählte die Rotkreuz- und Rohalbmondföderation (IFCR) noch 427. "Die Zahlen bestätigen den Trend der letzten Jahre", erklärte der Generalsekretär der IFCR, Markuu Niskala bei Vorlage des Weltkatastrophenberichts am Donnerstag (13.12.2007) in Genf. Der starke Anstieg der Zahl von Naturkatastrophen und durch Menschen verursachte Großunglücke in den vergangenen zwanzig Jahren sei auch eine Folge der Erderwärmung.

Viele Katastrophen-Opfer diskriminiert

Eine Mutter wartet mit einem Baby und einem kleinen Jungen in einem Erdbebengebiet auf dem Boden sitzend auf Hilfe (08.10.2005, Quelle: Abu Tamheed
Besondes verwundbare Opfer: KinderBild: DW

142 Millionen Menschen mussten im vergangenen Jahr laut Bericht unter Naturkatastrophen leiden, rund 24.000 kamen durch deren Auswirkungen ums Leben. Die Schadenssumme, die dadurch entstanden ist, belaufe sich auf 34,5 Milliarden US-Dollar. Als besonders dramatisch bezeichnet der Bericht die Situation während und nach einer Katastrophe für Kinder, alte und behinderte Menschen sowie ethnische Minderheiten. Sie seien häufig zusätzlich Opfer von Diskriminierung, sagte der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Rudolf Seiters: "Menschen sind für Diskriminierung verantwortlich und diese kann in einer Notlage für die Schwachen einer Gesellschaft tödlich sein."

Laut Bericht werden Minderheiten aufgrund ihrer Nationalität, Rasse oder Zugehörigkeit zu einer Kaste an den Rand der Gesellschaft gedrängt und laufen so in Gefahr, in einer Notsituation übersehen zu werden. Selbst wenn diejenigen, die ganz außen am Rande der Gesellschaft stünden und am verwundbarsten seien, eine Überschwemmung, ein Erdbeben oder einen Wirbelsturm überlebten, seien sie noch nicht außer Gefahr – weil sie in Wiederaufbauplänen oft übergangen würden, warnte Seiters.

Von Hilfe ausgeschlossen

Menschen drängen sich, um Hilfslieferungen in die Hände zu bekommen(16.10.2005, Quelle: AP)
Kampf um HilfslieferungenBild: AP

Als Beispiel nennt die IFCR die Situation der Roma nach den schweren Überschwemmungen in Rumänien 2005. Die Regierung habe damals finanzielle und materielle Unterstützung für den Neubau von Häusern angeboten - allerdings unter der Voraussetzung, dass die Empfänger ihren Grundbesitz mit Dokumenten nachweisen konnten. "Die meisten Roma aber haben keine solchen Dokumente und werden so von den Leistungen zum Wiederaufbau ausgeschlossen", erklärt Marian Mandache, Leiter der Abteilung für Menschenrechte der rumänischen Nichtregierungsorganisation Romani CRISS, in dem Bericht. Diese indirekte Diskriminierung bei der Katastrophenhilfe und der Umsetzung politischer Vorgaben habe sich negativ auf die Roma ausgewirkt.

Forderung nach nachhaltiger Katastrophen-Vorsorge

Ein Junge in Balgladesh freut sich über eine neue kurze Hose aus den Hilfslieferungen (03.08.2004, Quelle: AP/ Rafiq Maqbool)
In Bangladesh zeigte Vorsorge WirkungBild: AP

Diskriminierung schon vor Eintreten eines Katastrophenfalls zu erkennen und zu bekämpfen sei deshalb entscheidend, sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters. Langfristige Entwicklungsarbeit und Vorsorge seien notwendig, um eine effektive Katastrophenhilfe ohne Diskriminierung leisten zu können. "Diskriminierung bekämpft man am besten in Zeiten der Normalität", heißt es in dem Bericht.

Ein positives Beispiel dafür sei Bangladesch: Die vom Roten Kreuz unterstützte Vorbereitung auf zyklische Wirbelstürme habe seit 1996 sichtbare Erfolge gebracht. So habe der Zyklon Sidr in diesem Jahr 3000 Menschen getötet. 1971 seien bei einem Zyklon vergleichbarer Stärke noch 141 000 Menschen ums Leben gekommen. Seiters betonte einen entscheidenden Aspekt der Katastrophenvorsorge: Die Schwachen einer Gesellschaft müssten grundsätzlich einbezogen werden.