Nato bekräftigt ihren Abzugsfahrplan aus Afghanistan
21. Mai 2012Die NATO hat ihren Abzugsfahrplan aus Afghanistan bekräftigt und will die ISAF-Mission zum 31. Dezember 2014 auslaufen lassen. Das sei das Ende der "Kampfmission", heißt es in der Abschlusserklärung des NATO-Gipfels in Chicago, USA. Zugleich versicherte das Militärbündnis, dass Afghanistan auch nach dem Abzug der Kampftruppen im kommenden Jahrzehnt mit der Unterstützung des westlichen Bündnisses rechnen könne.
Hilfe auch nach 2014, dann aber neue Inhalte
Das Nordatlantische Verteidigungsbündnis sei bereit, auf Anfrage der afghanischen Regierung eine neue Mission nach 2014 zu starten, die mit Schwerpunkt Ausbildung, Beratung und Begleitung dann aber einen anderen Inhalt haben werde, betonten die 28 NATO-Partner in ihrer Gipfelerklärung. Der NATO-Rat wurde beauftragt, unmittelbar mit der militärischen Planung dieses Einsatzes im Anschluss an die aktuell laufende ISAF-Operation zu beginnen.#video#
Unklar ist das weitere Vorgehen Frankreichs im Rahmen der Afghanistan-Mission. Der neue sozialistische Präsident François Hollande hat angekündigt, die französischen Truppen schon Ende dieses Jahres vom Hindukusch abzuziehen. Hollande reagiert damit auch auf den Tod vieler französischer Soldaten in Afghanistan.
Merkel und Westerwelle warnen vor vorzeitigem Rückzug
Frankreichs neuer Präsident nimmt dabei auch Differenzen mit der Bundesregierung in Kauf. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, man sei gemeinsam nach Afghanistan gegangen, und man sollte auch gemeinsam aus Afghanistan wieder abziehen. Deutlicher wurde Außenminister Guido Westerwelle: "Ein Abzugswettlauf gießt nur Wasser auf die Mühlen derer, die Unsicherheit säen wollen", warnte er. Sollte es dazu kommen, würde das den Kampf gegen Terrorismus schwächen.
Begleitet wird der zweitägige Gipfel von Demonstrationen gegen die NATO-Strategie. Tausende Menschen gingen in Chicago auf die Straße und sagten "Nein zur Agenda von Krieg und Armut". Nach einer friedlichen Kundgebung in der amerikanischen Metropole kam es zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften. Es gab nach Angaben der Polizei mehrere Verletzte und mindestens 45 Festnahmen.
Angesichts der Proteste beim Nato-Gipfel schloss der Flugzeug- und Rüstungskonzern Boeing seinen Hauptsitz in der Stadt für einen Tag. Die rund 450 Beschäftigten in dem Büroturm sollten von zuhause aus arbeiten, sagte ein Boeing-Sprecher.
haz/gmf (rtr, dapd, dpa)