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Nasser Aljohar: "Brasilien ist der größte Favorit auf den Titel"

Das Interview führte Alla El-ddin Musa21. April 2006

Nasser Aljohar, der frühere Trainer der saudischen Mannschaft und jetzige Vize-Coach verrät im Interview mit DW-WORLD.DE, wie er seine Elf optimal vorbereitet und warum er Deutschland als Mitfavorit auf den Titel sieht.

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Optimistisch: Nasser Aljohar, Co-Trainer der saudischen MannschaftBild: DW/Alla Musa

Nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 in Südkorea und Japan trat Aljohar als Cheftrainer der Nationalmannschaft Saudi Arabiens zurück. Trotzdem blieb der ruhige Coach seiner Mannschaft treu und ist als Co-Trainer der Stars der Wüste bei der WM 2006 dabei.

DW: Die lange und intensive Vorbereitung der Mannschaft zeigt, dass sie unbedingt bessere Resultate erzielen will, als bei der WM 2002 in Südkorea und Japan. Wie sehen Sie das?

Aljohar: Das stimmt, wir haben ganz früh mit der Vorbereitung angefangen, denn die Mannschaft muss sehr gut vorbereitet sein, um gegen die besten Mannschaften der Welt zu bestehen. Wir haben momentan einen sehr guten Trainerstab. Wir haben auch viele qualifizierte und erfahrene Leute, die eine enorme Qualität in die Mannschaft hineinbringen. Das Team verfügt zur Zeit über einen sehr guten Trainer, der es versteht, die Spieler hoch zu motivieren. Außerdem haben wir Spezialisten an Bord, die für den Fitness-Bereich und Psychologie zuständig sind. Eigentlich haben wir mit der Vorbereitung ganz früh angefangen, und nun sind wir hier in Deutschland zum zweiten Mal während der Vorbereitungsphase, um die Mannschaft auf alles Mögliche vorzubereiten. Auf das Spielen im heißen Sommer aber auch im kalten Winter. Und ich denke, dass das sehr wichtig ist.

Steckt eigentlich diese schmerzvolle Niederlage gegen Deutschland bei der WM 2002 (0:8) noch immer in den Knochen oder ist sie längst abgehakt?

Nasser Aljohar
Nasser Aljohar beim Exklusiv-Interview mit DW-WORLD.DEBild: DW/Alla Musa

Eigentlich spielt das hohe Ergebnis keine große Rolle im Fußball. Ob 0:1 oder 0:8 - Niederlage ist Niederlage. Und selbst nach so einem Ergebnis muss die Mannschaft wieder aufstehen und nach vorne gucken. Außerdem hat uns bei der WM 2002 das Glück verlassen. Wir hätten da gegen Kamerun gewinnen können, aber die Latte hat die Kameruner vor einer Niederlage bewahrt. Ich denke, dass unsere Spieler Profi genug sind, um so eine brutale Niederlage wie gegen Deutschland wegzustecken. Die Jungs haben garantiert aus ihren Fehlern gelernt und gucken nun nach vorne, um alles wieder gut zu machen, und um den Respekt der Fußballwelt wieder zu gewinnen.

Können Sie uns etwas über die Trainingsmethoden des neuen Trainers Ihrer Mannschaft, den Brasilianer Markus Pakueta, verraten, der ja im Dezember 2005 als Nachfolger vom Argentinier Gabriel Calderon verpflichtet wurde?

Ich denke, dass Pakueta ein großartiger und erfahrener Trainer ist. Er hat sicherlich andere Trainingsmethoden und Strategien als seine Vorgänger und die anderen Trainer auf dem europäischen Kontinent, denn in Europa wird anders gespielt als bei uns oder in Brasilien. Pakueta weiß, wie er mit den Spielern umgehen soll, was ich sehr wichtig finde. Außerdem hat er ein komplettes Trainer-Team um sich und jeder seiner acht Helfer bzw. Assistenten hat seine Aufgabe im Rahmen der Betreuung der Mannschaft. Ich wünsche dem Trainer viel Erfolg dabei, die Mannschaft bei der WM 2006 so weit wie möglich nach vorne zu bringen. Ich bin eigentlich sehr optimistisch, denn was er bis jetzt geleistet hat, zeigt, dass er auf einem guten Wege ist, die Mannschaft wieder auf die richtige Spur zu führen.

Wer ist Ihr Favorit auf den Titel der WM 2006?

Fussball WM06 Saudi-Arabien
Asiens Fußballer des Jahres: Verteidiger Hamad Al Montashari MontashariBild: picture-alliance/dpa

Brasilien natürlich, denn die Mannschaft vom Zuckerhut verfügt über die besten individuellen Spieler der Welt. Und wenn man die brasilianische Mannschaft in den letzten vier Jahren beobachtet hat, dann sieht man, dass die Schützlinge vom Trainer Carlos Alberto Parrera die heißesten Anwärter auf den Titel sind. Brasilien ist eigentlich bei jedem Turnier der größte Favorit. Aber das heißt nicht, dass die anderen keine Chancen haben, denn Frankreich, Deutschland und Argentinien verfügen auch über sehr gute Mannschaften mit vielen Stars und haben gute Aussichten. Darüber hinaus ist es auch nicht ausgeschlossen, dass es eine Überraschungsmannschaft geben wird.

Glauben Sie, dass wir bei der WM 2006 eine Überraschungsmannschaft erleben, die den Titel holt, so wie es Griechenland bei der EM 2004 in Portugal vorgemacht hat, als sie als Außenseiter Europameister wurden?

Das ist in der heutigen Zeit durchaus möglich, denn jede der starken Mannschaften kann jeden schlagen. Das Niveau der großen Mannschaften ist fast gleich. Eigentlich sind alle WM-Teilnehmer in der Lage, erfolgreich zu spielen. Aber wenn eine Mannschaft den Titel holt, dann heißt das auf keinen Fall, dass sie nur Glück hatte. Sie hat den Titel gewonnen, weil sie es sich durch große Leistungen, Engagement und harte Arbeit verdient hat.

Wie schätzen Sie das Niveau Ihrer Mannschaft zur Zeit ein, und was ist Ihr Ziel bei der WM 2006?

Sicherlich wird jede Mannschaft alles geben, um bei der WM gut auszusehen. Ich hoffe, dass unser Team sein Image als eines der besten in Asien rechtfertigen wird und mindestens die nächste Runde erreicht. Wie ich schon sagte, alles ist möglich im Fußball. Ich nenne mal Südkorea als Beispiel: Die Koreaner hatten bei der WM 2002 im eigenen Lande den vierten Platz errungen, und diese Mannschaft haben wir bei der Qualifikation zur WM 2006 zwei Mal geschlagen. Ich will damit sagen, dass alles möglich ist, und dass wir inschallah "wenn Gott es will" die nächste Runde erreichen werden und vielleicht auch mehr.

Das ist die vierte WM-Teilnahme für Ihre Mannschaft, die sich mit zwölf Spielen ohne Niederlage locker qualifiziert hat. Glauben Sie, dass diese positive Bilanz die Hoffnung der Fans auf ein gutes Abschneiden bei der WM geweckt hat?

Unser Ziel ist es, alles dafür zu geben um guten Fußball zu spielen, gute Resultate zu erzielen, und den arabischen Fußball ehrenhaft zu vertreten. Um das zu erreichen, werden wir uns weiter bemühen, das Konzept bzw. die Strategie des Saudischen Fußballbundes unter seiner Majestät "Prinz Sultan Bin Fahd" zu realisieren. Unsere Jungs wissen genau, worum es geht. Die wissen, dass es nicht einfach sein wird, gegen die großen Mannschaften der Welt zu bestehen.

Gauben Sie, dass die die deutsche Nationalmannschaft in der Lage ist, den WM-Titel im eigenen Land zu gewinnen oder zumindest ins Finale zu kommen?

Die deutsche Mannschaft ist eine starke Mannschaft mit prächtiger Vergangenheit und verfügt über große Fußballstars und viele starke Spieler. Deshalb ist Deutschland für mich einer der Mitfavoriten auf den Titel.