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Nadals übermenschliche Kräfte auf Sand

27. Mai 2018

Rafael Nadal ist der mehrfach gekrönte König der Asche von Paris. Aber was macht den Spanier vor allem auf diesem Untergrund so unglaublich stark? Vor allem die Mischung dreier wichtiger Fähigkeiten zeichnen ihn aus.

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Rafael Nadal schlägt eine seiner gewaltigen Vorhände (Foto. Getty Images/AFP/P. Guyot)
Rafael Nadal schlägt eine seiner gewaltigen VorhändeBild: Getty Images/AFP/P. Guyot

Der Veranstalter kündigt ihn an mit: "Der König ist eingetroffen!" Es gibt keine Frage: Rafael Nadal ist auch in diesem Jahr der Favorit auf den Titel bei den French Open, dem zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres nach den Australian Open.

Sollte der König erneut triumphieren, wäre es der elfte Titel für den Spanier in Roland Garros. Allerdings geht er auch ohne einen weiteren Erfolg bereits als bester Sandplatzspieler aller Zeiten in die (Tennis-)Geschichte ein. Nadal hat einen unglaublichen 79:2-Match-Bilanz-Rekord auf der Pariser Anlage vorzuweisen. Aber was macht den 31-Jährigen eigentlich so gut wie unbezwingbar auf dem roten Untergrund?

Unglaublicher Vorwärtsdrall

Es ist eine Mischung aus körperlicher Fitness, Stressresistenz und einer Schlagtechnik, die ihresgleichen sucht. Vor allem Nadals Vorhand macht den Gegnern auf Asche zu schaffen. Bei vielen Spielern ist dieser Schlag die individuelle Stärke, beim Spanier aber macht eben diese Vorhand den Unterschied zwischen den Prädikaten "sehr gut" und "absolute Weltklasse" aus.

Der große Unterschied ist der enorme Vorwärtsdrall, den Nadal seinen Bällen verleihen kann. Sein Vorhand-Topspin erreicht bei einzelnen Schlägen 5000 bis 6000 Umdrehungen. Durchschnittlich aber hat Nadal eine so genannte Spinrate von rund 3200 Umdrehungen. Zum Vergleich: Sein größter Widersacher auf der Tour, der Schweizer Roger Federer, spielt durchschnittlich mit rund 2700 Umdrehungen.

Gegner müssen aus ihrer Komfortzone heraus

TDer Ex-Weltranglistenerste Pete Sampras spielte mit wenig Spin (Foto: AP)
Pete Sampras spielte mit wenig SpinBild: AP

Frühere Weltranglistenführende wie Pete Sampras spielten mit lediglich 1700 Umdrehungen. Und es gibt derzeit keinen Spieler auf der ATP-Tour, der auch nur annähernd die Spin-Werte Nadals erreicht.

Diesen sportlichen Unterschied erreicht Nadal deshalb, weil er über einen stets überaus trainierten Körper und einen ungewöhnlich schnellen Arm verfügt, mit dem er überdurchschnittlich viel Energie in seine Schläge legen kann. Zudem schleudert er seinen Schläger beim Ausschwung geradezu wild über den Kopf, was den Bällen zusätzlichen Antrieb verleiht.    

Das Problem für die Gegenspieler: Sie müssen den Ball viel höher als sonst üblich treffen, was sie regelmäßig aus ihrer gewohnten Komfortzone herausholt. Durch den enormen Vorwärtsdrall erreichen die Schläge Nadals auch eine höhere Geschwindigkeit. Diese Faktoren sorgen dafür, dass sich die Gegner des Spaniers häufiger in der Defensive befinden als es ihnen lieb ist und sie in ihren Handlungen und Matchplänen stark eingeschränkt sind. Sie können meist nur reagieren statt das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. 

In engen Momenten wird Nadal stärker

Nur Gegner, die ebenfalls über außergewöhnliche technische Fähigkeiten verfügen wie etwa Federer, Alexander Zverev, Novak Djokovic und wenig andere Top-Tennisprofis gelingt es, Nadal auf Asche Paroli bieten zu können. Auf den harten und schnellen Plätzen von Paris sind aber auch sie am Ende zumeist chancenlos.

Rafael Nadal nach seinem Finalsieg gegen Stan Wawrinka in Roland Garros 2017 (Foto: Reuters/G. Fuentes)
Rafael Nadal nach seinem Finalsieg gegen Stan Wawrinka in Roland Garros 2017Bild: Reuters/G. Fuentes

Neben den außergewöhnlichen Schlägen und einer herausragenden körperlichen Fitness, die es Nadal erlaubt, auch unter höchsten Belastungen die Konzentration aufrecht zu erhalten, ist es seine Stressresistenz, die ihn in engen Momenten eher stärker werden lässt. Wo andere unter der Last des wachsenden Druckes einknicken, ist Nadal zur Stelle und nützt die Zweifel und das Zaudern seiner Gegner gnadenlos aus.

Er selbst schafft es indes immer wieder eindrucksvoll, sich aus brisanten Situationen mit einem mutigen Spiel zu befreien. Diese mentale Stärke ist eine Gabe, um die ihn wohl die meisten Spieler auf der Tour beneiden. Lernen kann man diese Eigenschaft kaum.

"Ich hatte in den vorangegangenen Turnieren einige Druckmomente", sagt Nadal im Vorfeld des Grand Slams von Paris. Er hat sie (fast) alle überstanden und für sich entschieden. Das macht ihn aus. Die Vergabe der Sandplatzkrone wird auch in diesem Jahr nur über Rafael Nadal gehen.