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Gutes und des schlechtes Fett

Gudrun Heise
23. Januar 2018

Fett ist gleich Fett. Falsch. Wir haben braunes und weißes Fett im Körper. Braunes ist gut für uns. Das erforscht der Biochemiker Tim J. Schulz. Dafür erhält er den Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis.

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Tim J. Schulz - Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis 2018
Bild: Antje Lenz von Kolkow

Weißes Fett und braunes Fett unterscheiden sich in ihrer Grundfunktion. Braunes Fett dient dazu, die Temperatur in unserem Körper zu regeln. Weißes Fett hingegen ist das, was wir etwa durch Joggen versuchen, loszuwerden – oft vergeblich. Es ist an allen möglichen Körperstellen vorhanden, vor allem dort, wo man es nicht haben will. Braunes Fett hingegen ist an strategischen Stellen im Körper lokalisiert. Beim Menschen sitzt es vorwiegend zwischen den Schulterblättern. 

"Das braune Fett verstoffwechselt unsere Nahrungsstoffe. Es dient der Energieproduktion, der Produktion von Wärme“, erklärt Thomas Boehm vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg. "Das ist wie die Batterie im Computer. Die ist auch warm, wenn sie aktiv ist. Braunes Fett ist gutes Fett. Es hilft uns, die Körpertemperatur stabil zu halten."

Babies brauchen viel braunes Fett
Eine der Fragen, denen Schulz in seinen Forschungen nachgeht, ist: Wie kann man die Bildung von braunem Fett stimulieren? Ist es überhaupt reguliert? Nimmt es über die Lebenszeit ab oder zu?

"Säuglinge zum Beispiel brauchen braunes Fett", so Boehm, "denn sie kühlen sehr schnell aus. Sie haben eine große Oberfläche für eine kleine Masse. Wenn man erwachsen ist, hat man eine viel geringere Oberfläche in Relation zum Gewicht."

Symbolbild zum Thema Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen
In unserem Körper haben wir gutes und schlechtes FettBild: picture alliance/dpa/R. Hirschberger

Die Ernährung ist wichtig
Durch Erkrankung, falsche Ernährung oder durch falsche Lebensbedingungen sammelt sich weißes Fett oft dort an, wo es uns schadet. Schulz geht davon aus, dass dieses Fett die Zellen verdrängt, die für die lebenswichtige Blutbildung notwendig sind. Der Ernährungswissenschaftler Schulz versucht unter anderem herauszufinden, ob und wie wir solche Prozesse durch unsere Nahrung beeinflussen können. 

Die Knochen sind nicht nur für die Haltung wichtig
Die Blutbildung findet in den Knochen statt. Und denen schenken wir meist nicht besonders viel Aufmerksamkeit. Dabei haben sie keine rein mechanische Funktion. Vielmehr sind sie ein sehr komplexes Organ. Neben der Stabilität und Blutbildung sind sie auch für die Mineralstoffregelung im Körper zuständig, etwa für den Kalziumstoffwechsel.

"Wenn das Fett überhand nimmt, dann verdrängt es das blutbildende Gewebe", so Boehm. "Das hat zur Folge, dass nicht genügend rote Blutkörperchen gebildet werden können. Aber welche Signale steuern das?"  

Schulz hat untersucht, ob der altersbedingte Verlust von braunem Fett, zu Stoffwechselstörungen beiträgt. Wir wissen, dass wir im Alter durch solche Prozesse anfälliger für metabolische Störungen werden. "Die zeigen sich beispielsweise in der Gewichtszunahme oder eben in Diabetes Typ II. Wenn sich das Verhältnis von Muskelmasse und Fettmasse verschiebt, kann Insulin nicht mehr so gut wirken", so Boehm. Es kommt dann zu einer relativen Insulindefizienz. Schulz hat erforscht, ob man diese Balance durch Diabetes-Medikamente wieder herstellen kann.