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Nachholbedarf bei Digitalisierung

15. August 2017

Deutschlands große Familienunternehmen sind auf den globalen Märkten erfolgreich. Mehr als die Hälfte fühlt sich aber nicht gut auf die Digitalisierung der Industrie vorbereitet, so das Ergebnis einer aktuellen Studie.

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Menschen im Büro
Bild: picture-alliance/Denkou Images

Deutschlands Wirtschaft brummt, die Arbeitslosigkeit ist niedrig und bei vielen Unternehmen läuft es richtig gut. Die meisten erwarten auch für die nächste Zeit gute Geschäfte. Auch viele familiengeführte Firmen mischen inzwischen weltweit mit ihren Produkten mit oder dominieren in ihrem Bereich den Weltmarkt. Doch beim Blick in die digitale Zukunft fühlen sich unter Deutschlands größten Familienunternehmen nur 41 Prozent gut oder sehr gut aufgestellt. Als größtes Hemmnis für die Digitalisierung sehen die Unternehmen dabei das mangelnde Know-how der Mitarbeiter an. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Deutschen Bank und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Für die Studie befragte das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn mehr als 300 Entscheider großer Familienunternehmen mit mindestens 50 Millionen Euro Jahresumsatz. Im Durchschnitt erwirtschafteten diese Unternehmen im vergangenen Jahr 307 Millionen Euro Umsatz und beschäftigten 1.488 Mitarbeiter. Die Ergebnisse sind Bestandteil der jährlichen Befragung "Die größten Familienunternehmen in Deutschland".

Infografik Fehlendes Know-how digitalisierte Unternehmen

Weitere kritische Punkte sind der Umfrage zufolge mangelnde oder unzureichende digitale Schnittstellen, beispielsweise für die Übertragung von Daten an Zulieferer (37 Prozent), Bedenken hinsichtlich der IT-Sicherheit (36 Prozent), sowie der notwendige Wandel in der Unternehmenskultur (35 Prozent). Doch die Zeit drängt, sagt Stefan Bender, Chef des Firmenkundengeschäfts bei der Deutschen Bank. "Deutschlands Familienunternehmen müssen bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse und ihrer Infrastruktur schnell sein."  Dabei gehe es nicht nur um die Automatisierung, so Bender, sondern vor allem um die Anpassung der Geschäftsmodelle an die digitale Welt. "Durch die Digitalisierung werden in vielen Branchen die Karten neu gemischt. Der Innovationsdruck auch auf führende Unternehmen in Deutschland steigt."

Ausbau der digitalen Infrastruktur gefordert

Fast jedes dritte große Familienunternehmen ist mit der Infrastruktur unzufrieden und sieht darin eine gewaltige Hürde für die eigene Digitalisierung (32 Prozent). Weil die Breitbandversorgung im ländlichen Raum der in den Städten deutlich hinterherhinkt, aber rund 70 Prozent aller Industriearbeitsplätze auf dem Land angesiedelt sind, müsse endlich etwas getan werden, meint Holger Lösch, stellvertretender BDI-Hauptgeschäftsführer: "Weniger als ein Drittel der Unternehmen verfügt über eine Bandbreite von maximal 50 Megabit pro Sekunde. Für viele künftige Industrieanwendungen reicht dies nicht aus. Das ist besorgniserregend."

Rund 60 Prozent aller Befragten schätzen die Bedeutung der Digitalisierung für das eigene Unternehmen als hoch oder sehr hoch ein. Die Unternehmen wollen ihre Investitionen in die Digitalisierung deshalb bis 2019 auf durchschnittlich etwa drei Prozent des Umsatzes erhöhen, das ist gegenüber 2016 ein Anstieg von fast 40 Prozent. Dabei setzen sie unter anderem auf Big Data: 58 Prozent erwarten für 2019, dass die Nutzung großer Datenmengen für das Geschäft eine große Bedeutung haben wird. 2016 spielte dies nur für 28 Prozent eine wichtige Rolle.

Smarte Produkte mit Internetanbindung

Wachstumschancen sehen die Unternehmer zudem in internetfähigen, sogenannten smarten Produkten. Derzeit stellen lediglich 30 Prozent mindestens ein solches Produkt her. "Smarte Produkte bieten den Unternehmen die Möglichkeit, das eigene Geschäftsmodell um passgenaue Dienstleistungen zu erweitern und so die Kundenbindung zu stärken, unterstreicht Friederike Welter, Präsidentin des IfM Bonn. Dadurch erwirtschafte bereits jetzt schon jeder zweite Hersteller von smarten Produkten zusätzlichen Umsatz.

tko/wen (BDI, IfM)