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Mexikos Regierung feuert Gefängnisbeamte

14. Juli 2015

Mexikos Regierung ist sicher: Drogenboss Guzmán hatte bei seiner Flucht aus dem Gefängnis Helfer unter dem Sicherheitspersonal. Hochrangige Beamte wurden entlassen.

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Ausgang des Tunnels, durch den der mexikanische Drogenboss Guzman aus dem Gefängnis entkam (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/Y. Cortez

Bei seinem spektakulären Ausbruch müsse Drogenbaron Joaquín "El Chapo" Guzmán Helfer innerhalb des Gefängnisses gehabt haben, sagte der mexikanische Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong. Anders lasse sich die Flucht nicht erklären. Als erste Konsequenz entließ die Regierung mehrere Sicherheitsbeamte, unter ihnen sind der Gefängnisdirektor und der Leiter der Strafvollzugsbehörde.

Justizvertreter verhörten gleichzeitig rund 30 Mitarbeiter der Haftanstalt, die zum Zeitpunkt der Flucht anwesend waren. Auch alle Besucher der vergangenen 16 Monate würden überprüft, hieß es. "Alle sind verdächtig", wurden Sicherheitskreise zitiert.

"Beschämender Fehler"

Versäumnisse seitens der Regierung schloss Osorio Chong aus. Die Haftanstalt entspreche internationalen Standards. Ein Großteil des Gebäudes werde mit Videokameras überwacht, zudem habe "El Chapo" (Der Kleine) eine elektronische Fessel getragen. Trotz der höchsten Sicherheitsstufe sei dem Gangster die Flucht geglückt. "Dieser Fehler beschämt uns alle", erklärte der Innenminister.

Guzmán war am Samstag durch einen heimlich gegrabenen Tunnel (das Artikelbild zeigt den Ausgang) aus dem Gefängnis im zentral gelegenen Bundesstaat México entkommen. Der unterirdische Gang begann in Guzmáns Zellendusche und ist nach Angaben der Behörden 1,5 Kilometer lang, rund 1,70 Meter hoch, 80 Zentimeter breit und verfügt über eine Luftzufuhr sowie Beleuchtung. Mit einem Motorrad, das auf Schienen fuhr, wurde während des Baus die Erde aus dem Tunnel abtransportiert.

Auf der Flucht: Drogenboss Guzmán (Foto: dpa)
Auf der Flucht: Drogenboss GuzmánBild: picture-alliance/dpa/P. Valtierra

Schon der zweite Ausbruch

"El Chapo" ist der Chef des mächtigen Sinaloa-Kartells und gilt als der weltweit einflussreichste Drogenboss. Auf sein Konto gehen Tausende Morde. Ihm werden beste Kontakte in höchste mexikanische Sicherheitskreise nachgesagt. Erst im Februar 2014 wurde er nach 13 Jahren auf der Flucht in einem Hotel in einem mexikanischen Küstenort aufgespürt und festgenommen. Der Drogengangster war im Jahr 2001 bereits ein erstes Mal aus dem Gefängnis ausgebrochen. Damals gelang ihm die Flucht, indem er sich in einem Wäschewagen versteckte.

Interpol eingeschaltet

Polizei und Streitkräfte suchen in ganz Mexiko mit Hochdruck nach dem Flüchtigen. Über die internationale Polizeibehörde Interpol wurde Guzmán weltweit zur Fahndung ausgeschrieben. Für Hinweise, die zu seiner Ergreifung führen, setzte die Generalstaatsanwaltschaft eine Belohnung in Höhe von 60 Millionen Pesos (3,4 Millionen Euro) aus.

Die Flucht von "El Chapo" ist ein herber Rückschlag für die Sicherheitsstrategie von Präsident Enrique Peña Nieto. Er war Ende 2012 mit dem Versprechen angetreten, die Korruption im Land zu bekämpfen und die Macht der Drogenkartelle zu brechen. 93 der 122 meistgesuchten Verbrecher Mexikos wurden seitdem von Sicherheitskräften getötet oder gefasst.

Allerdings wütet der Drogenkrieg unvermindert weiter, die Zahl der Morde ist nicht zurückgegangen. Nach offiziellen Angaben kostete der Drogenkrieg in Mexiko von 2006 bis 2014 rund 80.000 Menschen das Leben.

wl/se (dpa, afp, epd)