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Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel

Alexander Kudascheff13. März 2002

Obwohl das Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs Ende der Woche in Barcelona stattfindet, wird der Lissabonprozess ein Haupthema sein. Warum das so ist, erklärt DW-TV-Korrespondet Alexander Kudascheff.

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Vor Barcelona - das ist nach Lissabon, darum - ganz kurz gesagt - geht es beim nächsten EU-Gipfel in der katalanischen Hauptstadt, der Heimat des wunderbaren spanischen Krimischriftstellers Montalban, dessen Pepe Cavalho kriminalistischen Spürsinn mit Fresslust meisterhaft kombiniert.

Doch ums Essen wird es in der heimlichen spanischen Hauptstadt des Essens und des Trinkens nicht gehen. Es geht - in der typischen EU-Bürokratensprache: um den Lissabonprozeß. Lissabonprozess? Da war auch einmal ein Gipfel. Nämlich im März 2000. Alle haben damals darüber berichtet, dass Österreich weiter der Paria der Europäer bleibt, in Acht und Bann geschlagen.

Doch eigentlich ging es damals auf dem Gipfel nur um eins: um den Eintritt Europas in das Internetzeitalter. In zehn Jahren, so beschlossen die fünfzehn Staats-Regierungschefs damals, wolle man der führende Raum für Technologie, Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit sein. Mit einfachen Worten: man wollte die USA überholen, die asiatischen Tiger ins Abseits stellen.

Liberal, ökonomisch erfolgreich, wettkampfstark - so stellte man sich in Lissabon das Europa von 2020 vor - mit weltweit den meisten Computern, Handys, Internetzugängen. Europa, so die Vision, solle das technologische Paradies werden.

Und wie weiland Chrutschow oder andere Sowjetgrößen, dachte man in Zehnjahresplänen, um die großen Gegner zu besiegen. Doch im Gegensatz zur untergegangenen UdSSR: die EU weiß, dass man ständig überprüfen, ob man erfolgreich ist. Das tut sie nun in Barcelona. Da muss sie feststellen, wie weit sie bei ihrer technologischen Aufholjagd ist. Da muss sie sagen, ob sie nach zwei Jahren weiter abgehängt wurde oder doch ein bißchen aufgeholt hat. Und da muss sie eventuell mit einem anklagenden Finger auf ein Schlusslicht im Wettkampf zeigen. Ob das Deutschland sein wird - schlecht im Fußball und bei Pisa? Aber vielleicht ist man in Barcelona höflich, und geht lieber essen, gut essen natürlich, auf den Ramblas der ehemaligen Olympiastadt.