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Löw nicht zu beneiden

17. Mai 2010

Das WM-Aus für Michael Ballack ist ein harter Schlag für ihn selbst und für Bundestrainer Joachim Löw, meint Deutsche-Welle-Sportredakteur Stefan Nestler. Aber vielleicht ergibt sich daraus ja sogar eine Chance.

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Michael Ballack ist in Südafrika nicht dabei. Irgendwie passt das zu der verkorksten Liason des deutschen Mittelfeldstars zu Weltmeisterschaften und auch anderen internationalen Top-Ereignissen. 2002 sah er im WM-Halbfinale nach einem taktischen Foul die zweite gelbe Karte während des Turniers und musste im Endspiel auf die Tribüne. Vor der WM 2006 beherrschte Ballacks "Wade der Nation" wochenlang die Schlagzeilen. Das Eröffnungsspiel fand ohne den Kapitän statt. Auf einen internationalen Titel wartet der 33-Jährige bis heute. Zweimal stand Ballack in Champions-League-Endspielen, zweimal verließ er als Verlierer den Platz. Auch bei der Europameisterschaft 2008 war ihm nur Rang zwei vergönnt.

Doppelt bitter

Nun wird auch aus dem ersehnten WM-Titel in Südafrika nichts. Für Michael Ballack ist das doppelt bitter. Im Herbst seiner Karriere dürfte es für ihn die letzte Chance gewesen sein, den wichtigsten aller Pokale zu gewinnen. Darüber hinaus wird die schwere Verletzung beim Vertragspoker mit dem FC Chelsea kaum auf seiner Haben-Seite auftauchen.

Einziger Weltstar

Portrait DW-Sportredakteur Stefan Nestler. Foto DW/Per Henriksen
DW-Sportredakteur Stefan NestlerBild: DW

Und was bedeutet Ballacks WM-K.o. für die deutsche Mannschaft? Zunächst einmal geht der einzige wirkliche Weltstar des Teams von Bord. Überall auf dem Globus verbinden Fans den deutschen Fußball der Gegenwart mit dem Namen Ballack. Eine vergleichbare Popularität konnte zuletzt nur Torwart Oliver Kahn genießen, aber der hat bekanntlich längst die Handschuhe an den Nagel gehängt. Und dann verliert die deutsche Mannschaft auch noch ihren Kapitän. Mit fast hundert Länderspielen war Ballack der Spieler des WM-Kaders mit der größten Erfahrung. Hinter ihm konnten sich die Jungen verstecken, wenn es einmal nicht gut lief.

Jeder für den anderen

Joachim Löw ist nicht zu beneiden. Nach seinem Torwart Nr. 1, René Adler, verliert der Bundestrainer schon im Vorfeld der WM mit Michael Ballack einen weiteren Leistungsträger. Doch dreieinhalb Wochen vor dem Turnier verbietet es sich für Löw, den Kopf in den Sand zu stecken. Jetzt ist er noch viel mehr gefordert, die Spieler zu einer Mannschaft zusammenzuschweißen, in der sich keiner zu schade ist, die Drecksarbeit für die anderen zu leisten. So könnte das WM-Aus für Ballack am Ende vielleicht sogar eine positive Wirkung haben. Denn verstecken kann sich jetzt wirklich niemand mehr.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Arnulf Boettcher