1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Mussawi-Anhänger trauern um getötete Mitstreiter

18. Juni 2009

Wieder sind in Teheran Demonstranten zu Massenprotesten zusammengekommen. Sie gedachten auch der Opfer der Proteste. Derweil lud der Wächterrat die bei der Präsidentenwahl unterlegenen Kandidaten zu einer Anhörung ein.

https://p.dw.com/p/ITFi

Die Protestwelle im Iran nimmt kein Ende. Bereits den sechsten Tag in Folge ziehen die Anhänger des bei der Präsidentenwahl am vorigen Freitag unterlegenen Kandidaten Mir Hussein Mussawi durch die Straßen von Teheran. An diesem Donnerstag (18.06.2009) standen die Demonstrationen auch im Zeichen der Trauer.

Schwarz gekleidete Frauen und Männer knien (Foto: ap)
Trauerzeremonie von Freunden und Verwandten der Todesopfer auf einem FriedhofBild: AP

Acht Menschen sollen nach Angaben der staatlichen Medien bei den Protesten gegen den Ausgang der Präsidentenwahl ums Leben gekommen sein. Es wird aber vermutet, dass es weitere Opfer gegeben hat - sowohl aufseiten der Demonstranten als auch bei den Sicherheitskräften. Verlässliche Angaben sind jedoch schwierig zu erhalten, da die ausländischen Medien nur sehr eingeschränkt von den Ereignissen berichten dürfen.

Keine Demos am Freitag

Nach Angaben von Augenzeugen hatten die Demonstranten sich auf dem riesigen zentralen Imam-Chomeini-Platz versammelt, doch auch in den umliegenden Straßen standen die Menschen dicht gedrängt. Mussawi hielt eine Rede vor den Demonstranten, in der er sie aufforderte, am Samstagmittag wieder auf die Straße zu gehen.

Iranische Demonstranten, sitzend (Foto: mehr)
Mussawi hatte seine Anhänger aufgefordert, Ruhe zu bewahrenBild: mehr

Am Freitag sollten keine Protestkundgebungen stattfinden, da der oberste geistliche und weltliche Führer des Landes, Ajatollah Ali Chamenei, dann das Freitagsgebet anführen wird. Beobachter gehen davon aus, dass er sich dabei zur Situation nach der Wahl äußern wird.

Proteste vor der UN-Vertretung

Zunächst marschierten die Demonstranten vor das Gebäude der Vereinten Nationen in Teheran. Sie hielten nach Angaben von Augenzeugen Transparente hoch, auf denen stand: "UN - wo seid ihr?".

Viele Demonstranten trugen als Zeichen der Trauer für die in den Vortagen Getöteten schwarz und darüber hinaus - als Zeichen für den angestrebten Wandel - noch grüne Bänder.

Mussawi rief seine Anhänger auch auf, die Massenproteste mit der Hauptforderung nach Annullierung der Wahl vom Freitag vergangener Woche sollten so ruhig und so unaufgeregt wie möglich fortgesetzt werden.

Wächterrat will Beschwerden anhören

Portrait Ali Chamenei (Foto: UPI)
Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei hatte vom Wächterrat eine Prüfung des Wahlergebnisses gefordertBild: dpa/PA

Am kommenden Samstag will der Wächterrat die bei der umstrittenen Präsidentschaftswahl unterlegenen Kandidaten, darunter auch Mussawi anhören. Wie das Staatsfernsehen berichtet, wurden sie eingeladen, an der Prüfung des Wahlergebnisses teilzunehmen.

Die Kandidaten hatten 646 Unstimmigkeiten bei der Abstimmung vom vergangenen Freitag kritisiert, sagte ein Sprecher des Gremiums, das aus sechs Geistlichen und sechs hohen Richtern zusammengesetzt ist. Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei, der den Wächterrat weitgehend kontrolliert, hatte den Wächterrat angewiesen, die Einwände der Kandidaten sorgfältig zu prüfen. Das Lager Mussawis wirft der Regierung von Wahlsieger Mahmud Ahmadinedschad Wahlfälschung vor.

Im Rahmen des Gesetzes

Der iranische Botschafter in Deutschland, Ali Reza Sheikh Attar, hob in einem Interview mit dem Deutschlandradio Kultur hervor, alle Demonstrationen bewegten sich - anders als etwa beim Sturz des Schah-Regimes 1979 - innerhalb der Gesetzgebung der Islamischen Republik.

Mussawi hatte die Justizbehörden des Landes aufgefordert, die während der Demonstrationen festgenommenen Aktivisten - darunter zahlreiche Journalisten, Anwälte, Studenten und Dissidenten - umgehend freizulassen. Nach Medienberichten sollen rund 100 Menschen wegen der Proteste, die sich auch auf andere Städte neben Teheran ausgebreitet hatten, in Haft sein.

Respekt für den Protest

Der deutsche Staatsminister im Auswärtigem Amt, Gernot Erler (SPD), äußerte den Demonstranten in Teheran gegenüber "großen Respekt und Bewunderung". Im deutschen Fernsehsender n-tv sagte er, die geplante Neuauszählung einzelner Wahlbezirke werde den Forderungen der Opposition allerdings nicht gerecht. Das Ziel sei ganz klar eine Neuwahl, so Erler. (uh/mas/dpa/afp/rtr)