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Skandal bei Musikfestival wegen Terror-Szenen

4. Juli 2015

Das Festival Aix-en-Provence streicht Anspielungen auf islamistischen Terror aus einer Mozart-Inszenierung des Münchner Residenztheaters. Regisseur Martin Kušej ist sauer - und distanziert sich von der neuen Fassung.

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Martin Kusej
Bild: picture-alliance/dpa/Andreas Gebert

Wolfgang Amadeus Mozarts "Entführung aus dem Serail" mit in blutige Fetzen eingewickelten Köpfen enthaupteter Gefangener und Fahnen des Terrororganisation IS? Für die Verantwortlichen des Musikfestivals im französischen Städtchen Aix-en-Provence war das zu viel, kurzerhand strichen sie die strittigen Szenen.

Der Eingriff habe nichts mit Zensur zu tun, sondern mit Reife, so Festivalchef Bernard Foccroulle. Ihm seien die Anspielungen auf die Terrormiliz "Islamischer Staat" nach dem Anschlag in Lyon auf einer Opernbühne nicht sachdienlich erschienen, begründete er seine Entscheidung. Man wollte keine Bilder aus ihrem Kontext gelöst im Internet wiederfinden. Ende Juni hatte ein mutmaßlicher Islamist einen Anschlag auf ein Industriegaslager nahe Lyon verübt und einen Mann enthauptet.

Entschärfte Inszenierung

Regisseur Martin Kušej kann die Entscheidung nicht nachvollziehen. Er könne die Oper nur noch eingeschränkt als seine Inszenierungen bezeichnen, erklärte der Regisseur und Intendant des Münchner Residenztheaters noch vor der Premiere.

Auch er sei erschrocken und irritiert durch die aktuellen Akte der Gewalt, doch mit der Streichung dieser Szenen mache man sich selbst zur Geisel der Ikonographie des Terrorismus, der bestimme, welche Bilder es von ihm gebe und welche nicht. Er wolle mit seiner Inszenierung zeigen, wie Terrorismus jegliche positive Utopien zerstöre. "Das sind schon deutliche Eingriffe, die meine Inszenierung entschärfen und sie insgesamt auf ein gut konsumierbares Niveau herunterpegeln - opera as usual! Dem möchte ich entschieden entgegentreten", erklärte der Österreicher verärgert. Die Aufführung kam am Freitagabend trotzdem in der entschärften Version auf die Bühne.

suc/mak (dpa, die Welt)