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Reise

Museumsbesuch ohne Barrieren

24. Januar 2017

Digitale Technik kann den Zugang zu Kultur und Wissen erleichtern. Viele Museen stellen ihre Angebote auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Besucher ein - für Menschen mit und ohne Handicap.

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Deutschland 200. Jubiläum des Städel Museums in Frankfurt a.M. EINSCHRÄNKUNG
Bild: Städel Museum

Oft beginnt der Museumsbesuch im Internet: Vorab erkundigen sich Gäste dort über Ausstellungen. Für Menschen mit Behinderung entscheidet sich bereits dann, ob ein Besuch möglich ist. Wenn die Internetseite nicht barrierefrei ist, ist es die Ausstellung wahrscheinlich auch nicht.

"Jeder profitiert von Barrierefreiheit."

Barrierefrei heißt, dass alle Menschen Informationen in einer Form vorfinden, die sie verstehen können: Ausreichend Farbkontraste für Sehbehinderte, große Buttons und Schaltflächen. Außerdem dürfen die Informationen in Gebärden- und in Leichter Sprache (Texte werden nach dieser Methode besser verständlich formuliert) nicht fehlen. Experte für barrierefreie Webseiten ist Domingos de Oliveira aus Bonn. Er sagt: "Jeder profitiert von Barrierefreiheit." Inklusion bedeutet, dass alle Menschen selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.Ideal wäre, dass es keine Rolle dabei spielt, ob jemand behindert oder nicht behindert ist. Auch wenn die UN-Behindertenrechtskonvention 2008 Inklusion als fundamentales Recht für Menschen mit Behinderungen erklärt hat, gibt es noch keine einheitlichen Standards. Webseiten wie etwa die der Bundeskunsthalle Bonn sind immer noch eine Ausnahme. Über Buttons in der Navigationsleiste können User anklicken, ob sie die Informationen in Gebärdensprache bekommen wollen oder in Leichter Sprache. Zudem sind alle Infos mit Schaubildern ergänzt. Verzichtet wurde insbesondere auf den Hinweis "barrierefrei". Die Empfehlung von de Oliveira: "Eine Seite muss von Anfang an so angelegt sein, dass ich mir diesen spezifischen Menüpunkt sparen kann." Alle Menschen müssten sich von der Homepage angesprochen fühlen. Warum kann zum Beispiel die Ausstellung im Museum nicht auch online verfügbar sein? So ermögliche man Menschen, die schlecht sehen oder nicht gehen könnten, dennoch die Beschäftigung mit Kunst, sagt de Oliveira, der selbst blind ist. Technisch sei das alles bereits machbar. Doch fehle noch die Bereitschaft, Ausstellungen inklusiv zu gestalten. Oft gebe es Vorbehalte, die künstlerischen Inhalte würden zu stark verändert. Deshalb würden die Möglichkeiten digitaler Medien nicht umfassend genutzt.
Dabei gibt es diverse Angebote wie das Projekt Audioscript, das blindengerechte Hörguides erstellt oder die"capito App" , die Texte in einfache oder Leichte Sprache überträgt - jeder kann flexibel das Niveau selbst wählen. In Aachen entwickelten Forscher"SignGES". Dieses Programm kann Informationen in Gebärdensprache übersetzen. Die Idee für den Audioguide namens "Lingusio", hatte die DesignerinAntonia Eggeling. Diesen Schal mit integriertem Lautsprecher haben Menschen mit Lernschwierigkeiten mitentwickelt, indem sie ihre Interpretationen zu Kunstobjekten beisteuerten.

Barrierefreiheit im Museum
Musée Internationale de la Parfumerie Grasse: Tast- und Riechstation von Tactile StudioBild: Tactile Studio
Barrierefreiheit im Museum - «Museum der Sinne» will Blinde und Gehörlose ansprechen
Roemer- und Pelizaeus-Museum in HildesheimBild: picture-alliance/dpa/P. Steffen
Deutschland Ausstellung Parkomanie in Bonn
Bundeskunsthalle BonnBild: DW

Museen für alle Sinne

Digitale Medien verbesserten das Angebot im Museum, sagt de Oliveira. Je spezifischer man das Angebot ausrichte auf die Bedürfnisse verschiedener Menschen, desto eher kämen sie als Gäste. "Dahinter kann ja auch ein ökonomisches Interesse stehen", sagt de Oliveira. Wenn sich ein Museum auf behinderte Besucher einstelle, kämen die von alleine. "Sie erzählen es sich gegenseitig," bestätigt Gisela Moser. Sie ist Reisebegleiterin für menschen mit Behinderung. Dazu kann auch einmal ein Museumsbesuch mit Führung für blinde Besucher gehören. Das Historisches Museum Frankfurt stellt sich auf neue Besucher ein. Ab 2017 soll es zum Beispiel eine überarbeitete Webseite geben, Untertitel bei Videostationen sowie Apps für blinde und gehörlose Menschen und in Leichter Sprache. Neben Menschen mit speziellen Bedürfnissen sollten alle Besucher von den Neuerungen profitieren, heißt es von Seiten des Museums. Das Wichtigste, sagt Gisela Moser aus ihrer Erfahrung mit ihren Kunden, sei neben den verschiedenen Angeboten geschultes Personal im Museum. "Tolle Angebote sind das eine, aber wenn der Kassierer nicht weiß, wie er Blinden die Bedienung des Audioguides erklären kann, hilft die schöne Technik auch nicht."

Barrierefreiheit im Museum - Hilfsmittel für Menschen mit Behinderung in Guggenheim Museum in Bilbau Spanien
Guggenheim Museum Bilbao: Besucher mit Audioguide Bild: picture-alliance/dpa/L. Tejido
Barrierefreiheit im Museum
Schloss von Champs-sur-Marne zum Auseinandernehmen von Tactile StudioBild: Tactile Studio

Elisa Makowski (epd)