Museum für Asiatische Kunst in Berlin zeigt "Gesichter Chinas"
In China wurden seit dem 14. Jahrhundert millionenfach Porträts angefertigt. Einige von ihnen zeigt jetzt die Schau "Gesichter Chinas. Porträtmalerei der Ming- und Qing-Dynastie (1368-1912)" in Berlin.
Porträt eines Glückspilzes
Dawaci war als Mitglied des Coros-Clans aus der westlichen Mongolei ständig in Kämpfe mit anderen Clans verwickelt. Auf einem Feldzug nahm ihn der Qianlong-Kaiser gefangen. Er ließ ihn jedoch am Leben - und gab ihm eine Mandschu-Prinzessin zur Frau. Ein unbekannter Maler hat ihn um 1756 auf koreanischem Papier festgehalten.
Vorfahr mit Hut
Dieses Ahnenporträt des Beamten Yang Maolin ist typisch für die frühe Ming-Dynastie, die vom 16. Jahrhundert bis ins frühe 17. Jahrhundert datiert wird. Die blaue Farbe der als changfu bekannten amtlichen Bekleidung verweist auf einen niedrigeren Rang des Beamten. Sein faltenloses, junges Gesicht ist relativ flach und nicht modellierend gemalt, eine typische Malweise dieser Zeit.
Rot für den hohen Rang
Aus derselben Zeit stammt das Ahnenporträt des Yang Woxing, ein Verwandter des eben gezeigten Yang Maolin. Er war ebenso Beamter, im Gegensatz zum Jüngeren verweist seine rote Bekleidung und das mit goldenen Fasanen bestickte quadratische Rangabzeichen auf einen hohen Beamtenstatus. Häufig sitzen die Porträtierten aus dieser Zeit auf fremdländischen Ningxia-Teppichen.
Chinas mächtigste Frau
Als Mutter des ersten Herrschers der Qing-Dynastie, des Kaisers Shunzhi (reg. 1644–1661), wurde die Kaiserinmutter Xiaozhuangwen die mächtigste und am höchsten geschätzte Frau bei Hofe. Das Brustporträt zeigt sie als würdige alte Dame. Das Gesicht erscheint dabei wie in einer Nahaufnahme und hat wegen seiner ikonischen Pose doch eine distanzierende Wirkung.
Die Pracht des Herrschenden
Wahrscheinlich in den kaiserlichen Werkstätten gemalt, zeigt dieses Porträt den Tianqi-Kaiser, der den Thron 1621 mit 14 Jahren bestieg und im Alter von nur 22 Jahren an einer schweren Krankheit verstarb. Die Herrscherporträts dieser Zeit hatten eine Doppelfunktion: Sie dienten als rituelle Gegenstände im Ahnenkult und als strategische Mittel in politischen Machtkämpfen.
Hirsche und Kraniche fürs Glück
Diese Darstellung eines adligen Paares stammt aus der Qing-Dynastie, 18. bis 19. Jahrhundert. Mann und Frau in traditionellen Kostümen haben eine formelle Haltung eingenommen. Das weiträumige Umfeld sowie die Landschaftselemente unterscheiden das Bild jedoch von anderen Ahnenporträts. Die Hirsche und Kraniche am unteren Bildrand symbolisieren in der chinesischen Kultur Glück und Langlebigkeit.
Vater und Sohn
Bilder von Beamten bei einer kaiserlichen Audienz waren seit dem 16. Jahrhundert sehr beliebt. Hier steht der hohe Beamte und Gelehrte Weng Fanggang mit seinem Sohn vor einem eleganten Gebäude. Der Maler Wu Zhuo porträtierte im Jahr 1790 den Sohn wesentlich kleiner, auch wenn dies der Realität wohl nicht entsprach. So wurde jedoch sein niedrigerer sozialer Status gekennzeichnet.
Gruppenporträt mit Ahnen
Fünfzehn Ahnen aus fünf Generationen: An der Spitze thront der Älteste, um ihn seine zwei Gemahlinnen. Wahrscheinlich wurde dieses Gruppenporträt aus dem 19. Jahrhundert auf der Grundlage von Einzelporträts angefertigt, um anstelle vieler, in Größe und Ausführung nicht zusammenpassender Bilder ein harmonisches Gesamtporträt für die Rituale der Ahnenverehrung zu haben.
Selbstporträt eines Künstlers
Selbstporträts waren in China nicht selten, dieses, vermutlich aus dem Jahr 1856, gilt als das außergewöhnlichste in der chinesischen Kunstgeschichte: Hier hat sich Ren Xiong, eine zentrale Figur der Shanghaier Kunstszene, selbst gemalt. Er verzichtete auf die übliche Garten-Szenerie und setzte sich damit über die Konventionen hinweg. Der Künstler starb 1857 mit 34 Jahren an Tuberkulose.
Die Malerin als Bildnis
Es gab auch viele Malerinnen in China, doch dieses Porträt ist kein Selbstbildnis: Die dargestellte Malerin Cao Zhenxiu ergänzte nur den Bambus und einen Kranich, gemalt hat sie jedoch ein beauftragter Kollege. Die Ausstellung ist noch bis zum 2. Januar 2018 im Berliner Kulturforum zu sehen.